Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
entschuldigt und waren eilig weitergerast. Dieser Weg war mir heilig und das ist er auch heute noch. Eines Tages werde ich auf einem der Grundstücke wohnen, die an dem Weg angrenzen, das hatte ich mir schon als Kind fest vorgenommen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.
Nun ja, nur leider führte dieser Weg eben ausschlie ßlich zu einer Seitenstraße, die zur Schule führte, und eben zum Slim-Cheese. Ich hätte ganz normal in die Stadt gehen müssen, um etwas einzukaufen, und ich wusste nicht, ob ich das verkraften würde. Gut, als ich Nachschub von der Salbe für die Schwellungen an meinem Hals holen musste, war es ok. Da ging ich morgens los und morgens wirkt die ganze Stadt einfach völlig anders, so dass ich zwar an Marco denken musste, aber ihn an gewissen Stellen nicht erwartete. Es war einfach irgendwie anders ... Trotzdem hatte ich Angst, mich wieder schlecht zu fühlen.
A m Abend trafen die Beteiligten der Fortbildung in einem luxuriösen Restaurant ein, wo in einem großen Raum ein langer Tisch in U-Form aufgebaut war. Der Anblick der edlen Dekoration versetzte nahezu alle ins Staunen.
Vor den Fenstern befanden sich dunkelrote Samtvo rhänge, die mit dicken goldenen Kordeln zur Seite gebunden waren. An den Wänden war eine Vertäfelung aus dunklem Holz und von der Decke ragten große, schwere Kronleuchter herunter. Auf den Tischen befanden sich goldene Kerzenständer mit weißen Kerzen. Genauso akkurat aufgereiht waren das Geschirr und das Besteck. Einige fühlten sich bestimmt wie Könige, besonders weil feine Abendgarderobe vorgeschrieben worden war.
Andrea zögerte nicht lang und suchte sich eine Ecke am Tisch, wo sie noch zwei weitere Plä tze freihalten konnte, einen für Tina und einen für Lennard. Tina kam nicht mit Andrea zusammen, da sie sich einfach nicht hatte entscheiden können, welches Kleid sie anziehen sollte. Andrea hatte da keine Probleme mit gehabt, sie hatte nur ein einziges Kleid dabei. Es ist überhaupt das einzige Kleid, das sie besitzt. In ihrem Kleiderschrank findet man nur Jeans, Pullis, Unterwäsche, T-Shirts, Socken und Röcke.
Na ja, jedenfalls ließ Tina auf sich warten und A ndrea beschlagnahmte drei Plätze. Als sie Lennard sah, winkte sie ihn zu sich rüber. „Hier, ich hab dir ’nen Platz freigehalten.“
„Ja , super“, antwortete er, „ich sag nur schnell ein paar Kollegen Bescheid, dass mein Platz wieder frei ist.“
Während er das erledigte, füllte sich al lmählich der Raum und sogar Tina traf endlich ein. Schlecht gelaunt, weil sie sich sicher war das falsche Kleid ausgewählt zu haben, setzte sie sich neben ihre Zimmergenossin und starrte mit verschränkten Armen böse vor sich hin. Ihre Laune schien sich zu bessern, als sie bemerkte, dass Lennard auf sie zukam. Doch genauso schnell, wie die böse Mine verflogen war, war sie auch wieder da, als Tina sah, wie Lennard sich neben Andrea setzte und ihr selbst, bis auf ein freundliches Hallo, keine weitere Aufmerksamkeit schenkte.
Die, ihrer Meinung nach, aufgesetzte gute Stimmung der beiden ärgerte sie teilweise so sehr, dass sie zw ischendurch ein paar Mal auf die Toilette verschwand, um ihr Näschen zu pudern. Natürlich ging sie nur aufs Klo, um sich das nicht mit ansehen zu müssen, aber als Stinkstiefel wollte sie auch nicht dastehen. Irgendwann kam sie von der Toilette zurück und bemerkte den leeren Platz von Lennard. Es wäre ihr zwar lieber gewesen, Andrea wäre anstelle von Lennard weg gewesen, aber so konnte sich ihre Rivalin wenigstens nicht mehr an ihren Schwarm ran machen.
„Na? Ausgeflirtet?“, fragte sie Andrea bie stig.
Diese drehte sich zu ihr um und entgegnete: „Wie kommst du denn auf flirten? Wir unterhalten uns ganz normal.“
„Ganz normal, aha, sehr interessant“, fauchte Tina weiter.
Andrea wusste zum Glück ganz genau, was Tinas Problem war, sonst hätte es sicher Streit geg eben. „Ach Tina“, seufzte sie, „red doch einfach mit, das fällt dir doch sonst nicht so schwer.“
Schwerfällig nickte diese und schämte sich sogar ein bisschen dafür, dass sie so falsch lag bei ihrer Verm utung, Andrea und Lennard wären schon so gut wie zusammen. Aber auch Andrea fühlte sich schuldig, sie hätte wirklich mehr auf Tina eingehen können die letzten Tage. Das tat sie dann auch. Zu dritt war es auch sowieso viel lustiger.
Das Geschirr vom letzten Gang wurde allmählich a bgeräumt. Nach und nach lockerte sich die Stimmung durch ein paar Gläschen Wein oder Sekt.
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