Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Während die anderen mit Freude eine Flasche nach der anderen leer machten, hielten es Andrea und Tina für besser, bei Mineralwasser zu bleiben. Sie mussten am nächsten Tag fit sein, weil sie nach der letzten Sitzung für die Maßnahme ein Auto mieten wollten, um in einem naheliegenden Ort zu schauen, ob es sich bei dem „Auge der Welt“ um eine Touristenfalle handelte oder ob das wirklich was Besonderes war. In einer Broschüre hatten sie etwas davon gelesen, genauere Informationen waren aber nicht erwähnt worden.
Mit der Zeit wurde es sehr warm in dem Raum, in dem sie gegessen hatten. Beso nders Lennard, der bereits ein paar Gläser Wein getrunken hatte, schwitzte fürchterlich. Andrea schlug vor, ein bisschen raus an die frische Luft zu gehen. Tina war es draußen zu kalt, also widmete sie sich für die Zeit anderen Gesprächspartnern. Außerdem wollte sie nicht dabei zusehen, wie ihre Befürchtungen doch noch wahr würden und die beiden miteinander rumturtelten.
Draußen vor dem Restaurant war eine schöne Grünanlage, in der es ein paar Bänke gab. Auf eine davon ließ Lennard sich fallen und breitete sich aus. „Boah, jetzt müsste ich die Hose aufmachen können.“
Andrea lachte. „Was hi ndert dich daran?“
„Ich kann mir hier doch nicht einfach die Hose au fmachen.“
„Warum denn nicht? Hier ist doch ni emand.“
„Du bist hier!“
„Na und? Meinst du, ich hätte ein Problem damit? Meinen WG-Partner sehe ich ständig mit offener Hose ... oder ganz ohne.“
Lennard machte seine Hose aber nicht auf. Er war der Me inung, dass man so was in Gegenwart einer Frau einfach nicht macht. Stattdessen rutschte er ein Stück zur Seite und klopfte auf den Platz neben sich.
Andrea blieb aber lieber stehen. „Ich hab die ganze Zeit gesessen, ich muss erst einen Moment stehen.“
„Ok“, antwortete er und sackte wieder nach hinten an die Lehne.
Andrea sah sich um; es war wunderschön dort. Dive rse große Büsche machten sich um die zahlreichen großen Bäume breit. Da, wo man durch die Zweige und Blätter hindurchsehen konnte, sah man den sternklaren Himmel.
„Wow“, rutschte es ihr raus und sie staunte über diesen unglaublichen Anblick.
Lennards Blick folgte dem seiner Begle itung. „Du hast Recht, das ist wirklich wow!“
Andrea freute sich, dass er das genauso sah wie sie. „Das übe rrascht mich jetzt. Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Naturfreund bist.“
„Doch, natürlich“, entgegnete er ihr, „das hier ist mir schon bei Tageslicht aufgefallen, aber bei Nacht sieht’s sogar noch schöner aus.“
Gemeinsam bestaunten sie ihre Umgebung und mussten fes tstellen, dass es sicher nirgendwo auf der Welt einen schöneren Platz gab als hier. Nach ein paar Minuten tat Andrea der Nacken vom Hochschauen weh und sie setzte sich zu Lennard auf die Bank.
„Nennt dich eigentlich jemand Lenny?“, fragte sie spontan, während sie sich ihren Nacken massie rte.
„Ja, ein paar schon ... warum fragst du?“
„Ach, nur so ... hab einfach überlegt, was als Spitzname passen würde.“
„Wenn du willst , kannst du mich ruhig Lenny ‘nennen“, bot er ihr an.
„Ok“, gab sie gri nsend zurück.
„Frierst du?“, fragte er plötzlich nach ein paar Minuten der absoluten Ruhe, in der man nur hier und da ein paar Blätter rauschen gehört hatte.
„Nein.“ Sie schaute auf die Gänsehaut an ihren A rmen. „Wie kommst du darauf?“
„Och, weiß auch nicht, spontane Eing ebung“, sagte er zwinkernd. „Du kannst mein Jackett haben, wenn du möchtest.“ Andrea nickte und streifte sich die grau-blaue Jacke über. Lennard betrachtete sie eine Weile schweigend. „Wie kommt es eigentlich, dass eine Frau wie du keinen Freund hat?“
Mit einem ironischen Blick drehte Andrea ihren Kopf zu Lennard. Die Hose in Anw esenheit einer Frau nicht aufmachen wollen, aber so was fragen ... Das klang für sie doch ein Stück zu machomäßig und sie versuchte, seine Anmache auszubremsen. „Ich glaube kaum, dass dich das was angeht.“
„Ich weiß, ich weiß, wir kennen uns ja kaum und dann so eine Frage ... Ich kann’s nur einfach nicht fassen, wie so eine hübsche, fröhliche Person wie du Single sein kann, verstehst du? Die Kerle müssen doch Schlange stehen.“
„Oder die Frauen“, antwortete Andrea auf diese Au ssage.
Lennard war total verdutzt. Sein Gesicht spiegelte das mehr als deutlich wider. A ndrea versuchte, sich das Grinsen zu verkneifen.
„Oh ... äh, ja, oder
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