Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
noch bis wir drin sind.“
„Ok.“ Schnell steckte sie den zweiten Arm wieder in den Ärmel. „Du bist trotzdem ein super Typ“, vers icherte sie ihm und legte ihren Arm um seine Schultern, während sie wieder ins Restaurant gingen.
Was die beiden beim Reingehen nicht b emerkten war, dass Tina mit Tränen in den Augen neben einem hohen Busch nahe der Eingangstür stand und sehr traurig über das war, was sie die letzten Minuten beobachtet hatte. Es war ihr klar gewesen, dass das passieren würde. Alle Männer, für die sie sich in den letzten zwei Jahren interessiert hatte, wollten letztendlich was von ihrer rothaarigen Konkurrentin. Es gab nichts, was sie an dem Abend noch dort gehalten hätte, deswegen holte sie sich ihren Mantel und verschwand.
Das brauchte sie nicht mal heimlich zu tun, denn wie es den Anschein machte, interessierte es eh niema nden. Keiner fragte nach: „Wo willst du denn schon hin?“, oder: „Geht es dir gut?“ Warum denn auch? Es war doch nur Tina ... die mit der großen Klappe, die alles immer nur mit Ironie betrachtete. Wer sollte sich für sie schon interessieren, dachte sie sich.
Kaum war sie durch die Tür verschwu nden, huschte Andrea, auf der Suche nach ihr, an der Garderobe vorbei.
„Was suchst du denn?“, fragte Lenny, der dieses wilde Heru mschauen von Andrea beobachtete.
„Ich kann Tina nirgendwo entdecken. Hast du sie z ufällig gesehen?“, antwortete sie hastig, während sie weiter Ausschau hielt.
„Viell eicht ist sie grad auf Toilette“, versuchte er ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Komm schon, lass uns tanzen, ihr wird schon nichts passiert sein. Sie ist doch schon ein großes Mädchen.“
Aber Andrea hatte kein gutes Gefühl. „Du, sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt g ehen.“ Sie schnappte sich ihre Jacke und eilte in Richtung Ausgang.
Le nnard ging ihr nach. „Du kommst heute nicht mehr wieder, oder?“ Andrea schüttelte den Kopf und öffnete die Tür. „Hab noch einen schönen Abend.“, wünschte er ihr noch schnell. Andrea nickte kurz und ging hinaus.
Lennard wusste für einen Moment nichts mit sich anzufangen, doch dann entdeckte er ein paar Koll egen und gesellte sich zu ihnen.
Ohne die ganzen Mitarbeiter von PublicPete wirkte das Hotel wie ausgestorben. Als Andrea die Lobby betrat, fühlte sie sich schlagartig wie eine der Personen aus dem Film „Langoliers“, die in einer gottverlassenen Flughafenhalle feststellten, die letzten Menschen auf der Welt zu sein. Es hatte fast schon etwas Unheimliches, auf absolut niemanden zu treffen, wo doch genau an dem Ort normalerweise etliche Stimmen zu hören waren und immer irgendjemand den Weg versperrte.
Im oberen Flur traf man dafür zum Glück wieder auf Leben. Sobald Andrea aus dem Fahrstuhl gestiegen war, hörte sie von i rgendwoher einen Fernseher. Wie sie sich schon gedacht hatte, kamen die Klänge aus dem eigenen Zimmer, wo sie auf eine verzweifelte Person im Bademantel traf, die zwei Packungen Taschentücher auf dem Bett verstreut hatte und sich die Augen ausweinte. Sofort als Andrea reinkam, griff Tina nach der Fernbedienung und stellte den Ton lauter.
Andrea verdrehte die Augen und stellte ihre Sachen ab. „Ist das nötig?“, beschwe rte sie sich, aber Tina schaute einfach nur böse auf den Bildschirm.
Einen kurzen Moment lang schaute A ndrea sich das Häufchen Elend auf dem Bett an. Die Taschentücher wirkten schon fast wie eine Decke aus Kunstschnee, der für ein Wintermärchen verstreut wurde. Und mittendrin saß die Schneekönigin ... mit roten Augen, einer verschnupften Nase und zerzausten Haaren. Nachdem sie sich an dem Spektakel sattgesehen hatte, drückte sie den Aus-Knopf am Fernseher.
„Ey, ich will das sehen!“, schimpfte Tina.
„Und ich will wissen, was das soll!“, bellte Andrea zurück.
„Geh zu deinen Lennard und lass mich in Ruhe!“
„Ich hab dir schon mal gesagt, dass er nicht mein Typ ist.“
„Ach, und küssen tut man sich heutzut age auch nur noch, um sich die Zeit zu vertreiben, oder?“
1:0 für Tina! Da konnte Andrea schlecht widerspr echen, denn sie hatte ihn ja geküsst, beziehungsweise sich küssen lassen, obwohl sie kein Interesse an ihm hatte. Sie setzte sich auf ihr Bett und rieb sich übers Gesicht. „Ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist.“
„Gib es doch einfach zu, wenn du ihn magst, du musst doch wegen mir nicht einen auf: ‘Ich fange nichts mit ihm an, solange du was von ihm willst‘,
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