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Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Sander
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mit einem Eimer. Ich pfiff wieder nach Manfredi. Eine Windböe wehte eine Ahnung aromatischen Brackwassers und vertrockneten Fischs vorbei.
    Auf Höhe der Tolstoy war ein Lagerhaus mit einer rostigen Feuerleiter an der Außenseite. Die erste Sprosse begann in zwei Meter Höhe, die letzte führte ganz oben auf eine kleine Gitterplattform vor einem Fenster. Von dort könnte ich mich hochziehen und auf das Dach klettern. Ein ausgezeichneter Beobachtungspunkt. Ich würde alle Anlegestellen überblicken können und war einigermaßen versteckt, solange ich keine Freudentänze aufführte. Ich wandte mich ab und zu nach Manfredi um und ging weiter. Die untergehende Sonne beleuchtete ein kleines Beiboot, das auf dem Kajütendach des nächsten Lastkahns verzurrt war. Darauf war »Alabaster« gepinselt. Das Mutterschiff selbst war nicht beschriftet. In Gedanken gab ich mir selbst ein High Five und nahm Kurs auf mein Auto. Beide Schiffe waren da, wo die Live map behauptete. Die Internetinformationen schienen also halbwegs korrekt zu sein.
    Ich würde pünktlich zur Stelle sein und die Ankunft der Mihaela erwarten.

4
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Elisabeth und kramte in ihrer Lederhandtasche. »Müssen wir um 20 Uhr oder schon um 19:30 Uhr dort sein?«
    »Wahrscheinlich um 18:30 Uhr«, sagte ich und überholte ein Moped. Das Theater hatte sich als ehemaliges Pornokino entpuppt, das als Lokalbühne wiederauferstanden war. Gut gegen Nordwind, Beginn Samstag 20 Uhr.
    Wegen ihrer hohen Absätze musste sie die Beine geschlossen und säuberlich diagonal im Fußraum aufstützen. Waren die Strümpfe aus Seide?
    Elisabeth musterte die Karten kritisch. »Du Schurke«, sagte sie in gespielt strengem Ton.
    Ich hatte sie von ihrem Haus abgeholt, ohne lange warten zu müssen. Nach dem ersten Kilometer hatte sie mir das Du angeboten und von skurrilen Fällen aus ihrem Gerichtsalltag erzählt. Sie war klug, unterhaltsam und völlig unverkrampft.
    Ich parkte auf der Rückseite des Theaters und hielt ihr die Tür auf. Sie stieg aus und zupfte ihr ohnehin perfekt sitzendes schwarzes Kleid zurecht. Die helle Haut ihrer Arme kontrastierte eindrucksvoll damit. Sie war sparsam, aber sehr effektiv geschminkt.
    Ich sah ihr zu und grinste von Ohr zu Ohr.
    »Was?« Sie blickte an sich hinunter und versuchte, einen Fehler zu finden.
    »Du siehst umwerfend aus«, sagte ich. »Fashionshow.«
    »Danke.« Sie lächelte und hängte sich bei mir ein. »Du Schmeichler.«
    Ich fühlte ihre Bewegungen, als wir uns dem Eingang näherten.
    Sie gab der Garderobendame ihr Jäckchen, das sie nur aus Stilgründen mithatte. In meinem anthrazitfarbenen Anzug fühlte ich mich etwas overdressed für den Anlass, aber Elisabeth war zufrieden.
    Ein Mann um die Fünfzig in schwarzem Rollkragenpullover und Tweedjackett riss mit großer Geste die Karten ab und teilte uns einen Programmzettel zu.
    Die Sitzreihen waren treppenförmig angeordnet und boten Platz für ungefähr 100 Zuschauer. Wir schritten über die abgetretenen, nach Bohnerwachs duftenden Bodenplanken und eroberten unsere Plätze. Es gab etwas Getue, weil sich ein paar Zuschauer wieder von ihren seriösen schwarzen Holzstühlen erheben mussten. Neben mir nahm eine ausladende Hochschwangere, die nach Seife roch, Platz. Dritte Reihe, gute Sicht. Ich spürte einen Tritt im Rücken und bemerkte, dass sich die Sitzfläche meines Sessels auf gleicher Höhe wie die spitzen Stöckelschuhe hinter mir befand.
    Was wohl Bettina gerade machte? Sie war ja nicht einsam in Wien, hatte sie gesagt. Leistete ihr Gregor Gesellschaft? Oder der Bauingenieur? Ich stellte mir Rambo im Schlosseranzug vor und fühlte einen sanften Stich im Magen.
    Es wurde dunkel, ein paar Zuschauer husteten und ich merkte bald, dass die Geräusche, die ich für Tonstörungen hielt, die Hintergrundmusik war. Eine Frau vor mir verströmte einen klebrig-süßen Überwältigungsparfumduft, der nicht schwächer wurde. Die Tasche der Schwangeren fiel immer wieder von ihrem Schoß auf den Boden. Einmal hob ich sie auf, dann ihre Begleiterin. Jedes Mal, wenn ich sie unabsichtlich berührte, rückte sie mit ihrem ganzen Körper weg. Mit dem nächsten Ausatmen saß sie wieder so wie vorher. Wie ein Meeresgewächs, das sich mit den Wellen bewegte. Mich näher an Elisabeth zu lehnen, wagte ich nicht. Sehr belohnt kam ich mir nicht vor. Ich würzte die Darbietung mit gelegentlichen Blicken auf Elisabeths Beine.
    Nach gut zwei Stunden versiegte der finale

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