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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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und sagte gedankenverloren: »Das ist genau die Frage, die ich mir auch stelle.«

Kapitel 26
    In einem der Vorzimmer des Buckingham-Palastes angekommen, richtete sich Kerrich so kerzengerade wie möglich auf; gegen das vom Wind zerzauste Haar und den zerknitterten Kragen konnte er ohnehin nichts mehr ausrichten. Auf dem Nachmittagsempfang der Königin erschien man nicht in solch einer Aufmachung. Aber erst recht verpasste man die Einladung nicht, insbesondere dann, wenn man schon genügend Schwierigkeiten mit der eigenen Verlobten hatte und einem Waisenkind dazu. Es war schon schlimm genug, dass er die beiden alleine hatte kommen lassen, nur mit Lord Reynard als Begleitung. Er schauderte bei dem Gedanken, welche Strafe die drei Frauen ihm angedeihen ließen, wenn er Beths Debüt bei Hofe verpasste. Nicht dass nicht jede der drei Damen schon einmal wütend auf ihn gewesen wäre, nur zweifelte er, dass die übliche Flut von Versöhnungsgeschenken ihn diesmal noch retten konnte.
    Als Kerrich die Treppe hinaufging, kam Lord Albon ihm entgegen, worauf Kerrich das Herz sank. »Albon, sagen Sie mir, dass der Empfang noch nicht vorbei ist.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich habe die geforderten Honneurs gemacht und mache mich jetzt davon, meine Süße zu treffen.«
    Kerrich presste die Hand auf die Brust. Er bekam wieder Luft.
    »Die Königin ist im Blauen Salon«, sagte Albon. »Sie sehen ein wenig zerlumpt aus Kerrich. Sind Sie vielleicht aus dem Fenster gefallen?«
    Er ließ ein herzhaftes
Ha! Ha!
hören, boxte Kerrich an den Arm und ging weiter. Kerrich stolperte fast über die nächste Stufe, als er sich umdrehte, um seinem Kumpel hinterherzuschauen. Was hatte Albon damit gemeint? Hoffentlich war es nur ein beiläufiger Kommentar über seine Aufmachung gewesen und nicht, was Kerrich befürchtete.
    Doch als er am Treppenabsatz an einer Gruppe matronenhafter Damen vorbeikam, grinsten sie ihn mit wenig damenhafter Belustigung an, und eine zwinkerte ihm sogar zu. Als er den nächsten Absatz erreicht hatte, fühlte er einen kalten Schauer seinen Rücken hinunterkriechen, drehte sich um und sah die Damen ihm nachschauen. Genau genommen starrten sie ihm ziemlich lüstern auf den Hintern.
    Das verhieß nichts Gutes. Gar nichts Gutes. Entrüstung mischte sich in seine Unsicherheit, aber er hoffte immer noch, dass er sich das alles nur einbildete.
    Auf der oberen Galerie, als schon das Stimmengewirr zu hören war, blieb er vor einem Spiegel stehen, kämmte sich mit den Fingern die Haare und zog seinen Gehrock zurecht. Dann holte er noch einmal tief Luft und betrat den Blauen Salon.
    Alles schien ganz normal zu sein. Braune Marmorsäulen hoben sich der vergoldeten Decke entgegen. Klassische Schnitzereien zierten die Holzpaneele über den weit geöffneten Türen, die den Blauen Salon mit den anderen Räumlichkeiten verbanden. Ladys und Gentlemen standen in Gruppen zusammen, unterhielten sich miteinander und lächelten. Die Kinder waren nirgendwo zu sehen. Ihre Feier fand zweifelsohne in einem anderen Raum statt.
    Kerrich sah sich nach Pamela und Lord Reynard um. Gleichzeitig horchte er angespannt auf jeden Gesprächsfetzen, der an sein Ohr drang. Erst schien es ihm, als handle es sich nur um unverbindliche Höflichkeiten. jemand beschwerte sich über die zu klein geratenen Räumlichkeiten. Ein paar der Gäste waren noch nie zuvor im Buckingham-Palast gewesen, da Victoria die Erste war, die den Palast als Residenz benutzte. Es hieß, die Wasserrohre seien undicht, die Fenster klemmten und die Klingelanlage funktioniere nicht. Der ganze Buckingham-Palast sei eine Schande und eine schreckliche Geldverschwendung.
    Doch je weiter Kerrich in den Salon kam, desto häufiger drang Gelächter an sein Ohr. Er blickte sich um und sah in lachende Gesichter. Und die Damen benahmen sich schon wieder irgendwie seltsam. jedes Mal wenn er sich umdrehte, war mindestens eine gerade dabei, seinen Hintern zu begutachten. Verflucht. Verflucht, das durfte doch nicht wahr sein. Nicht ausgerechnet heute. Nicht, nachdem schon so vieles schief gelaufen war. Nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand. Er lief beinahe in Tomlin hinein und war erleichtert, seinen alten Freund zu sehen, aber nur so lange, bis der ihn am Arm packte.
    »Du verschlagener, alter Hund«, röhrte Tomlin los. »Ein Vollmond in einer Nebelnacht!«
    Womit er mit einem Satz Kerrichs Befürchtungen bestätigte. Die Wut traf Kerrich wie ein Schlag unter die Gürtellinie. Wut und der

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