Geliebte Betrügerin
anderen. Resolut und stark außerhalb des Hauses, doch in den eigenen vier Wänden beugte er sich den Wünschen seiner Frau, wo jeder richtige Mann die Zügel in die Hand genommen hätte.
Hanswurste allesamt. »Tomlin«, fragte Kerrich. »Du bist doch der Kerl, der sich als glücklich verheiratet bezeichnet? Wer hat mir denn geraten, mir eine Ehefrau zu suchen? Kinder zu zeugen? Willst du jetzt behaupten, das Eheleben sei nicht so wundervoll, wie du mich glauben machen wolltest?«
»Es ist so wundervoll, wie ich es dir beschrieben habe.« Tomlin nahm die Karten zur Hand. »Aber es gibt da eine bestimmte Sache, die es so wundervoll macht, und
die
wirst du nicht bekommen.«
»Ach, das bisschen Lust soll all die Mühen wert sein?« Kerrich ließ sich vom Diener einen Brandy reichen und beobachtete Lewis, der sich sein Glas gerade randvoll schenkte. Lewis war kein starker Trinker. Machte ihn vielleicht die Anwesenheit Lord Swearns, seines ehemaligen Arbeitgebers, nervös?
»Mehr als nur ein bisschen, falls man Glück hat«, sagte Pitchford.
Die verheirateten Männer lachten allesamt, als wüssten sie etwas, das Kerrich nicht wusste.
Aber Kerrich würde ihnen das Lachen schon vergehen lassen. »Und? Gehören Sie zu den Glücklichen, Pitchford?«
Pitchfords albernes Grinsen verschwand.
»Ganz abgesehen davon«, sagte Kerrich. »Wenn es mich irgendwo juckt, kaufe ich mir eine Frau, die mich kratzt.«
»Wohl kaum, jetzt wo du ein kleines Mädchen im Haus hast.« Lord Reynard hatte klare Vorstellungen vom Benehmen eines Gentleman und hatte noch nie gezögert, seinen Ansichten Luft zu machen.
»Dazu gehe ich außer Haus, Sir«, versicherte Kerrich.
»Was ist denn verkehrt an dieser Gouvernante?«, fragte Lord Reynard. »Jeder Mann mit Augen im Kopf sieht, dass sie eine prächtige Frauensperson ist.«
Eine Behauptung, die diskretes Gehüstel und geschürzte Lippen zur Folge hatte.
Lord Colbrook war so spät gekommen, dass er – zweifelsohne absichtlich – Miss Fotherbys Harfenspiel versäumt hatte. »Und was
ist
an dieser Gouvernante nun so verkehrt?«, fragte er.
»Nichts, wenn man leichenblassen Teint zu schätzen weiß.« Tomlin bemerkte zu spät, dass er gerade Lord Reynards Ansichten in Frage gestellt hatte und schaute betreten.
»Miss Lockhart hat durchaus ihre Momente.« Lord Reynard verbrachte zwar den größten Teil des Tages im United Service Club und redete mit seinen alten Freunden übers Geschäft, aber Kerrich hatte ihn schon mehrmals mit Miss Lockhart plaudern sehen.
»Ich würde sagen, sie
hatte
ihre Momente«, sagte Albon. »Spielen wir Jetzt eigentlich Karten, oder unterhalten wir uns?«
»Lockhart.« Colbrook sortierte mit seinem typischen, gekünstelten Gehabe sein Blatt von vorne nach hinten und von hinten nach vorn. »Lockhart, Lockhart. Der Name sagt mir etwas. Geben Sie mir eine Minute ist das diese Ripley-Tochter? Mir fällt der Vornamen nicht ein, aber die Familie stammte aus Somerset.«
»Pamela Lockhart Ripley«, sagte Lord Reynard. »Ja, das ist sie.«
Colbrook lachte triumphierend. »Sie wollen mich wohl hereinlegen. Witzbolde!« Er boxte Albon mit der Faust an den Arm. »Die unvergleichliche Pamela ist hier in diesem Haus? Kerrich, alter Halunke, kein Wunder, dass Sie dieses Waisenkind adoptiert haben! Sagen Sie, haben Sie die Zitadelle schon gestürmt? Wie man hört, ist sie gut befestigt und noch niemals eingenommen worden. Aber wenn einer es schafft, dann sind Sie das!«
Alle gafften Colbrook an. Alle bis auf Lord Reynard, der sonderbar in seinen Whisky hineinlächelte.
»Colbrook, was reden Sie denn?«, fragte Tomlin.
»Sie ist eine Berühmtheit. Eine Schönheit. Eine Rühr-mich-nicht-an.« Colbrook wackelte mit den Augenbrauen. »Zumindest war sie Letzteres bis jetzt – was, Kerrich?«
Kerrich nippte an seinem Brandy und ignorierte das Unbehagen, das ihn befiel. »Eigentlich ist sie eher unscheinbar.«
»Und das ist noch höflich formuliert«, stellte Swearn fest.
»Nein.« Colbrook konnte es nicht glauben. »Sie wollen mich allesamt verschaukeln.«
»Holen Sie uns Miss Lockhart her«, befahl Kerrich dem Diener.
Der Dienstbote entfernte sich mit einer Verbeugung.
Kerrich lehnte sich an die Wand, von wo aus er die anwesenden Herren gut im Blick hatte. Die Männer am Tisch spielten ihr Spiel, das Schnalzen der Karten war der einzige Laut im Raum, und wer Miss Lockhart bereits getroffen hatte, lächelte beim Gedanken an die bevorstehende Unterhaltungseinlage. Lewis
Weitere Kostenlose Bücher