Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Mörder.“
Quinn stellte sich Clarissa in den Weg. Sie sollte keine Gelegenheit erhalten, einen Blick auf die zweite Leiche zu werfen, oder Morrighan zu attackieren. Dieser selbst ernannten Anklägerin war alles zuzutrauen.
„Das reicht jetzt“, knurrte er und erzielte bei Clarissa die gewünschte Wirkung. Mit schreckgeweiteten Augen wich sie zurück. Direkt in Leos Arme, der sie, ohne lange zu zögern, aus dem Zimmer schob. Doch kaum im vermeintlich sicheren Flur fing sie wieder an, ihre Beschuldigungen unter den zahlreichen Zaungästen zu verbreiten.
„Habt ihr das gesehen? Er wollte mich angreifen.“
„Das wollte er nicht.“ Leo war weiterhin bemüht, die Wogen zu glätten.
„Natürlich wollte er das. Er ist auf mich losgegangen“, beharrte Clarissa mit schriller Stimme.
„Will denn niemand die beiden aufhalten?“
„Quinn, das ist es nicht wert.“ Er überhörte Morrighans Versuch, ihn aufzuhalten und schob Edwards beiseite, der mittlerweile ebenfalls am Ort des Geschehens aufgetaucht war und sich bemühte, die von Clarissa angestachelten Männer zurückzudrängen. Als nicht mehr der schmächtige Empfangschef die Tür blockierte, sondern Quinn, verloren einige die Courage. Die wenigen, die sich ihm dennoch entgegenstellten, musste er nur kurz ins Visier nehmen, um das dringende Bedürfnis auszulösen, möglichst auf der anderen, der entferntesten Seite des breiten Flurs zu stehen. Er wandte sich an Clarissa Vandermer, die nicht schnell genug hinter dem Rücken ihres Begleiters verschwinden konnte.
Verdammt, sie stand zu sehr unter dem Bann des Incubus, um für seine Beeinflussung zugänglich zu sein. War er noch auf dem Empfang in der Lage gewesen, sie allein durch sein Äußeres für sich einzunehmen, drang er nun nicht einmal weit genug vor, um sie auf ihr Zimmer zu schicken. Leider war die Umneblung durch Incubus-Pheromone sehr eindimensional. Machte aus einer Gift speienden Natter nur insoweit ein fügsames Kätzchen, solange es um die Horizontale ging. Leo schien die Begrenztheit seiner Fähigkeiten selbst peinlich. Das half Quinn wenig. Er musste es auf konventionellem Weg versuchen, leider durfte dabei seine Glock keine Rolle spielen.
„Vielleicht hätten Sie die Güte, Dr. Cavanaugh ihre Arbeit tun zu lassen, statt unausgegorene Verdächtigungen auszusprechen.“ Es kostete ihn Überwindung, seiner Stimme die nötige Ruhe zu verleihen, statt Clarissas Kehle zu packen, um sie auf diese Weise zum Schweigen zu bringen. Angst war eine Sache, eine Lynchtruppe zusammenzustellen etwas gänzlich anderes. Morrighan war schon einmal dank des Zutuns dieser Frau verletzt worden, das würde sich nicht wiederholen.
„Ich weiß, was ich gesehen habe.“ Clarissas Trotz hätte Quinn amüsiert, wenn er nicht so verdammt wütend wäre.
„Ach ja? Was haben Sie gesehen?“ Er gab sich keine Mühe, seiner Stimme den drohenden Unterton zu nehmen. Selbst Leo trat einen unauffälligen Schritt zur Seite, sodass Clarissa nun auf sich allein gestellt war. Quinn roch ihre Angst. „Also, was haben Sie gesehen, Mrs. Vandermer? Waren sie dabei, wie ich Rebecca vergewaltigt habe? Haben Sie gesehen, wie Dr. Cavanaugh jemanden tötete?“
„Sie hat jemanden erschossen.“ Ihre Stimme zitterte, doch sie sprach weiter. „Und ich habe Sie in Natashas Zimmer gesehen.“
„Wen soll Dr. Cavanaugh erschossen haben? Wo ist die Leiche?“ Quinn wusste, dass die Bruchstücke des Wendigo bereits kurz, nachdem Morrighan ihn vernichtet hatte, geschmolzen waren. Noch während sie inmitten der Überreste standen, waren sie wie Eis in der Sonne geschmolzen und der Regen hatte die letzten Reste in den Rasen gespült. „Also?“ Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Reaktion der anderen Anwesenden.
Menschen sind so berechenbar, dachte er angesichts der zweifelnden Gesichter. Die Zustimmung für seine Argumente verbreitete sich wie ein kleines Lauffeuer. Clarissas Anhängerschaft zerstreute sich und flüsterte nicht nur hinter vorgehaltener Hand Dinge wie überspannt und hysterisch. Allein Clarissa wollte nicht wahrhaben, dass sich ihre kleine Lynchmeute auflöste. Sie zog den sichtlich entsetzten Leo wieder an ihre Seite.
„Wir haben gestern Nacht einen Schuss gehört. Mindestens einen“, fügte sie mit Blick auf die Zahl der Opfer hinzu.
„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass es ein Schuss war.“
Der Incubus wusste es mit Sicherheit. Selbst unter dem Grollen des Donners war er in der Lage, den Unterschied
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