Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
bedurften mehr als der üblichen magischen Verstärkung, um ihn zu bändigen.“
„Vielleicht gibt uns Mhór Rioghain durch den Blutsäufer eine kleine Kostprobe ihrer Macht.“ Nathair lächelte.
„Vor seinem Ende wird ihn ihre Macht allerdings nicht retten.“
Morrighan schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Was hatten sie Quinn angetan? Ihretwegen. Sie rutschte zu Boden und schlang die Arme um ihre Knie. Sie wollte weinen, aber angesichts der Kälte in ihrem Inneren gefroren selbst ihre Tränen. Quinn war tot und der Traum wahrscheinlich das Letzte, was er ihr über ihre Verbindung schickte.
Wie lange sie so dasaß und Quinns Tod betrauerte, wusste sie nicht, als sie aus der Finsternis wieder auftauchte. Im Nebenraum war es still geworden. Nathair und Lughaidh waren fort. Um zu erledigen, was immer sie tun mussten, um das Monster aus ihr werden zu lassen, das sie im Grunde schon war. Sie stand mit zitternden Knien auf, wollte zurück in ihr altes Zimmer, um eine Weile an dem Ort zu sein, an dem sie glücklich gewesen war.
Die Wachen vor der Tür hielten sie nicht auf. Nathair hatte die Wahrheit gesagt, sie war keine Gefangene. Wohin sollte sie auch gehen? Da draußen gab es keinen Job, der auf sie wartete und keinen Menschen.
Seit sie von der Existenz des Übernatürlichen überzeugt war, war sie jeden ihrer alten Fälle, der Ungereimtheiten aufwies, durchgegangen. Was hatte sie übersehen? Waren angebliche Spuren von Tierfraß an einer Leiche das Werk eines Werwolfs? Schlüpfte ein Wendigo in den Körper eines Menschen und zögerte die Verwesung hinaus? War der Amokläufer, der mithilfe der Polizei einen erweiterten Suizid begangen hatte, von einer Deliadh besessen?
Sie schüttelte den Kopf. Nein, in die Welt der Menschen war keine Rückkehr denkbar.
Der Menschen, echote es in ihren Gedanken. Sie dachte sogar schon in Quinns Kategorien, mit den Menschen auf der einen und dem Rest auf der anderen Seite. Selbst wenn es einen Mann gegeben hätte, einen Menschen, der in Boston auf sie wartete, von Coop einmal abgesehen … Nein, nicht von ihm abgesehen, zu ihm würde sie gehen und Trost bei ihm suchen. Keinen körperlichen … und besser auch keinen seelischen, ermahnte sie sich. Wer wusste, was sie ihm antäte, wenn sie erst die Sceathrach oder Mhór Rioghain oder sonst wer wäre? Sie hatte bereits Quinn in den Tod geschickt und als Ausgeburt des Bösen würde sie wohl dafür sorgen, dass viele andere sein Schicksal teilten.
Die Blicke der Wachen folgten ihr, sie erschienen menschlich, aber sie waren es nicht, genauso wenig wie sie. Alles, woran sie bisher geglaubt hatte, war eine Illusion. Keine Entscheidung, die sie in ihrem Leben getroffen hatte, war ihre eigene gewesen. Alles war perfekt für diesen einen Tag arrangiert worden. Den Tag, an dem die Zeremonie stattfinden sollte. Nichts war echt. Nicht ihre Eltern. Nicht ihr Leben. Nicht sie.
Die Tür ihres ehemaligen Zimmers stand offen. Alles sah aus, als hätten Quinn und sie es eben erst verlassen. Sie ging ins Schlafzimmer, rollte sich auf seiner Seite des Bettes zusammen und atmete den Duft ein, der immer noch an den Laken haftete.
„Wenn das nicht die hübsche Dr. Cavanaugh ist.“
In der Tür stand Clarissas Liebhaber Leo. Er warf ihr einen Blick zu, der ihr signalisierte, wie unklug es war, sich in seiner Nähe in einem Bett aufzuhalten. Sie seufzte und rollte sich auf den Rücken, starrte in den Betthimmel über ihr.
„Ich weiß, dass du ein Incubus bist. Du kannst dir deine Verführungskünste sparen.“
„Wäre in deinem Fall auch ein sinnloses Unterfangen. Die Leathéan eines Rugadh, eines Kriegers noch dazu, ist selbst für mich eine zu harte Nuss.“
„Du meinst wohl die Sceathrach ist eine zu harte Nuss.“
Er setzte sich neben ihr aufs Bett. Morrighan rutschte zurück zum Betthaupt.
„Keine Angst, ich werde nicht zudringlich.“ Aber er machte etwas anderes, denn sie fand sein Lächeln nicht mehr so schmierig wie beim ersten Mal.
„Gehörst du zu Nathairs Handlangern? Bist du mein Kindermädchen, damit ich nicht doch noch auf dumme Gedanken komme?“
„Was habe ich an mir, dass mich jeder mit Nathair in einen Topf wirft?“ Leo verdrehte theatralisch die Augen. Wenn er nicht in Clarissas Nähe war, wirkte er weit weniger unsympathisch.
„Beeinflusst du mich?“
„Was?“
„Ich mochte dich von Anfang an nicht besonders, aber jetzt …“
„Wow, du bist ganz schön direkt.“ Himmel, jetzt grinste er jungenhaft.
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