Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
schütteln. „Du musst mich nicht um Verzeihung bitten.“ Ihre Stimme war kraftlos, kaum hörbar, doch es war eindeutig ihr Flüstern, nicht das kalte Zischen der Sceathrach, dieser verfluchten Ausgeburt des Bösen. „Geh, Quinn. Es ist besser so.“
„Ich lasse dich nicht allein, niemals.“ Seine Stimme brach.
„Doch, du musst. Ich kann sie nicht unter Kontrolle halten.“ Er fing eine Träne mit dem Daumen auf, die sich aus ihren dichten Wimpern löste. „Ich will nicht, dass sie dich tötet.“
„Ich kann nicht.“ Er verschränkte die Finger mit ihren, die auf seiner Wange lagen, küsste die Innenfläche ihrer Hand und drückte sie auf seine Brust. Dort, wo sich die verschlungenen Narben wieder zum Kreis des Keltischen Knotens zusammengefügt hatten. Ihr Lächeln war schwach. Morrighan schien vor seinen Augen dahinzuschwinden.
„Ich weiß, dass du zu mir zurückkehrst. Du bist kein Feigling und kein Verräter, wenn du jetzt gehst. Du findest etwas, das mir helfen wird, sie zu kontrollieren. Ich allein kann es nicht. Dein Blut allein kann es nicht.“
Er musste es ihr sagen, wollte die vielleicht letzte Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Doch sie las seine Gedanken, legte ihre Fingerspitzen auf seine Lippen.
„Nein, bitte, sag es nicht zum Abschied.“
„Du!“
Unter dem unmenschlichen Grollen zuckte Morrighan zusammen. Sie konnte den Kopf nicht drehen, um zu sehen, wer hinter ihr aufgetaucht war und das war auch gut so. Nathair stand in der Tür. Gab sich keine Mühe, das Trugbild seiner menschlichen Gestalt aufrecht zu erhalten. Konnte es womöglich nicht, so sehr tobte der Zorn in ihm. Seine zuvor schulterlangen Haare fielen weit über seinen Rücken. Sie waren nicht mehr kastanienbraun, sondern tiefschwarz. Sein Gesicht war bleich. Grünlich-schwarz glänzende Reptilienhaut zog sich von seinen Schläfen über die scharf geschnittenen Knochen seiner Kiefer, verschwand unter dem Kragen seines schwarzen Seidenhemdes, um an den Manschetten der Ärmel wieder auszutreten und seine Handrücken bis zu den tödlichen Krallen zu bedecken. Seine Klauen öffneten und schlossen sich, bereit, alles zu zermalmen, was zwischen sie geriet. Seine Augen glühten in giftigem Smaragd. Seine Fänge hatten gewaltige Ausmaße und von ihren Spitzen tropfte eine schwarze Flüssigkeit. Gift. Nathair war nicht allein gekommen. Lughaidh, sein mächtigster Diener, stand hinter ihm. Seinem Gesicht war die Überraschung anzusehen, dass sein Plan, Quinn den tödlichen Sonnenstrahlen auszusetzen, nicht aufgegangen war.
„Geh!“ Morrighan entwand ihre Hand seiner. Ihre Stimme war leise, ruhig, obwohl er Angst in ihren Augen sah und sie an ihr roch. „Sei vernünftig, bitte. Du bist nicht gescheitert und Nathairs Sieg ist nicht von Dauer.“ Sie sagte das mit der Ruhe einer Kriegerin, die in der Lage war, die Stellung zu halten, bis Verstärkung nahte. Und das war sie auch, eine starke Kriegerin, mehr als einmal hatte sie es unter Beweis gestellt.
Aber sie war nicht unbesiegbar, wurde vor seinen Augen schwächer. Er wollte sie jetzt nicht allein lassen. Doch sie hatte recht. Er musste es tun, wenn er sie retten wollte. Wenn es nur nicht so verflucht wehtäte, vernünftig zu sein. Es ihm keine Scheißangst bereiten würde.
„Bring es zu Ende“, befahl Nathair dem Anamchaith.
Bevor Lughaidh bei ihm war, schnellte Quinn hoch und warf sich durch die geschlossene Scheibe eines der großen Fenster. Hinaus in die Dunkelheit. Glassplitter regneten auf ihn herab, als er auf dem Kies aufkam. Er blickte nach oben und sah Lughaidhs vernarbtes Gesicht im weit aufgerissenen Maul des zerborstenen Fensters. Er wünschte, der Anamchaith täte es ihm gleich. Spränge in die Tiefe. Dann würden sie es gleich hier austragen. Doch Lughaidh dachte nicht daran, sondern verzog nur seine schmalen Lippen zu einem hässlichen Lächeln. Quinns Hände ballten sich zu Fäusten. Er wollte nicht fliehen. Er wollte Morrighan nicht allein lassen. Er wollte lieber im Kampf sterben, als sich feige davonzustehlen. Doch das würde zu nichts führen als bestenfalls zu seinem Tod und schlimmstenfalls Morrighans noch dazu.
Nathair trat ans Fenster. In menschlicher Gestalt und mit Morrighan in den Armen. Einen schmerzhaften Atemzug lang sah es aus, als schmiegte sie ihre Wange an seine Brust. Dann sank ihr Kopf zurück, pendelte leblos, während sich Nathair mit ihr umdrehte und aus Quinns Blick verschwand. Er bekämpfte den Drang, zu ihr
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