Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
stieg aus, damit die Überwachungskameras sein Bild schneller einfingen. Dennoch verging eine quälende Ewigkeit, bis sich das Tor endlich öffnete und ein Mann mit karamellfarbenem Haar ihm den Einlass verwehrte. Quinn konnte sich denken, warum Neakail ihn nicht bereitwillig einlassen wollte. Tageslicht und Rugadh waren keine besonders verträgliche Kombination. Ein Rugadh, der diesem Naturgesetz trotzte, war nicht unbedingt vertrauenerweckend. Stand unter dem Generalverdacht dunklen Mächten zu gehorchen oder sich schmutziger Magie zu bedienen.
Neakail war ein Harridan, ein Drache, und als solcher besaß er sozusagen ein eingebautes Radar für Magie. Er unterschied dabei nicht zwischen Schwarz oder Weiß. Der Harridan wusste, dass es dazwischen sehr viele Schattierungen gab und weiße Magie in den falschen Händen ein ebensolcher Fluch war wie schwarze. Er achtete also gut darauf, wen er vor sich hatte, ehe er die Farbe und Güte der Magie bestimmte. Dass sie einander kannten, war nur ein winziges Plus auf Quinns Guthabenliste, denn ihre Bekanntschaft ging nicht tief. Quinn mied den Harridan. Eigentlich mieden ihn alle, weil sie ihn für verrückt und potenziell gefährlich hielten. Quinn kannte nur einen einzigen unter seinen Waffenbrüdern, der Neakail so weit ertragen konnte, dass er sich nicht mit Händen und Füßen wehrte, ein Einsatzteam mit ihm zu bilden. Aber vielleicht auch nur deswegen, weil derjenige selbst am Rande der Bruderschaft existierte, als wäre er eine ansteckende Krankheit. Ja, der Harridan Neakail und der Brudermörder Lorcan waren das perfekte Team. Tödlich und effizient. Quinn wünschte, der Harridan würde nun dieselbe Effizienz an den Tag legen. Aber möglicherweise benötigte er dazu den finsteren Lorcan, der ihm nötigenfalls die Kehle so lange zudrückte, bis er versprach, still zu sein und sich auf seinen Job zu konzentrieren.
„Mit diesem Trick wirst du der Hit auf der nächsten Party sein. Nicht, dass es hier in der Pampa besonders viele gäbe. Ich hasse es, zum Stammsitz zurückgerufen worden zu sein, New York City hat mir echt gefallen. Und was treibt dich zurück in diese Einöde?“
„Ich muss zu Réamann. Sofort.“
„Wie immer eine besondere Freude, dich zu sehen, Mann.“ Neakail verdrehte die grünen Augen angesichts der fehlenden Geduld Quinns, auf seine Späße einzugehen. „Das heißt wohl, du willst mir keine schmutzigen Details liefern. Spielverderber.“
Quinn rückte dichter an Neakail heran und sah den kleineren und weniger muskulös gebauten Harridan an.
„Was an mir sagt dir, dass ich Lust auf Small Talk habe?“, knurrte er.
„Nichts“, seufzte Neakail und trat einen Schritt zur Seite. „Aber auch überhaupt nichts. Dann beehr mal Réamann mit deinem sonnigen Gemüt.“
Doch bevor Quinn das tat, eilte er in sein Quartier, um dem Oberhaupt der Bruderschaft nicht in seinem jetzigen Zustand gegenübertreten zu müssen.
Réamann hörte sich Quinns Schilderungen schweigend an. Seine Miene verhieß nichts Gutes.
„Ich kann es nicht glauben.“ Der Großmeister der Bruderschaft schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht glauben, mit welcher Verbissenheit du auf den Wahrheitsgehalt dieser Prophezeiung pochst. Unzählige haben sich damit beschäftigt. Niemand konnte auch nur einen Hinweis darauf finden, dass diese mächtige Sceathrach, die an der Seite eines Dämonenfürsten eine Zeit der Finsternis herbeiführen soll, wirklich existiert.“
„Nenn sie nicht so. Sie ist nicht die Sceathrach“, sagte Quinn. „Ihr Name ist Morrighan.“
„Die Sceathrach ist ein Hirngespinst. Wen immer du für die prophezeite Ausgeburt des Bösen hältst, sie kann es nicht sein. Sie existiert nicht.“
„Sie existiert. Der Ort. Die Zeit. Das Máchail. Die Toten sterben nicht. Alles stimmt. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Sie hat mich ihre Macht spüren lassen. Und diese Macht war nicht böse.“
Nicht alles an ihr ist böse
, diesen Zusatz sparte er sich dem Großmeister gegenüber. Réamann zeigte sich schon jetzt wenig geneigt, ihn anzuhören. Wenn er ihm auch noch erzählte, dass Teile der Prophezeiung stimmten, würde er sich seiner Bitte völlig verschließen.
„Glaubst du deswegen an sie? Weil sie dich verführt hat? Willst du, dass ich Männer in den Kampf gegen Nathair schicke, um eine Hure zu befreien, die dich in ihr Bett gezerrt hat? Und dir anscheinend eine Gehirnwäsche verabreichte? Ich erkenne dich nicht wieder, Quinn. Du wärst früher
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