Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
eine Weile schweigend an. „So kann man es wohl ausdrücken. Die Frau, die du heute bist, würde das so ausdrücken. Rioghain hätte einen anderen, aber sicher nicht weniger treffenden Vergleich gefunden. In dieser Hinsicht seid ihr euch sehr ähnlich.“
„Aber sollten wir uns nicht nur sehr ähnlich sein, sollten wir … Sollte ich nicht sie sein?“
„Ich bin sicher der Letzte, der es dir erklären kann, aber ich denke, dass nicht eine Seele die andere ersetzt, sondern dass sie verschmelzen. Kein Kind wird ohne Seele in diese Welt hineingeboren.“
„Dann hatte ich ein eigenes Leben?“ Nicht nur die Funktion eines Platzhalters, ob nun für die Fiannah oder die Sceathrach?
„Du hattest und du hast ein Leben.“
„Aber woher willst du das wissen?“ Er hatte selbst gesagt, er sei nicht unbedingt ein Experte in dieser Sache.
„Ich sehe dich vor mir und ich erinnere mich an Rioghain. Ihr seid grundverschieden und doch identisch. Die Unterschiede werden mit der vollständigen Erinnerung verwischen, aber du wirst immer noch die sein, als die du dich immer gefühlt hast. Und diese Frau liebt nun einen anderen.“
„Tue ich das wirklich?“ Die Frage versetzte ihr einen erneuten Stich. Aber sie war berechtigt, schließlich hatte sie es Quinn noch nicht gesagt.
„Ja, weil die seelischen Narben des Seargadh verheilt sind dank der Zeit, die vergangen ist, aber auch dank des Rugadh. Andernfalls wärst du niemals eine Bindung mit ihm eingegangen. Es wäre dir nicht möglich gewesen.“
„Was ist mit dem körperlichen Entzug?“ Verursachte ihre Sehnsucht nach Quinn das Stechen in der Brust oder die nach Teàrlach? Was war mit den Kopfschmerzen, die sich abschwächten, wenn sie ihre Stirn an Teàrlachs Brust lehnte? Glaubte sie nur, Quinn zu lieben, wollte aber in Wahrheit Teàrlach?
Verdammt, diese ungeklärten Fragen zerfraßen ihr Gehirn wie Säure.
„Es gibt keinen fest stehenden Ablauf, jeder durchlebt seinen eigenen Trennungsschmerz. Wenn du erst wieder über deine vollständige Erinnerung verfügst, wirst du dich erinnern, wie es deinen Schwestern Niamh und Éadaoin erging.“
„Niamh“, überlegte Morrighan laut. Ja, sie erinnerte sich an ihre Schwester, deren Haar wie Gold in der Sonne glänzte. Niamh, die ihren toten Gefährten Oisin in den Armen hielt. Die sie nur mit Gewalt davon abhalten konnte, sich zu ihm zu legen, als er, wie es einem Krieger gebührte, verbrannt wurde. Niamh, die sie dafür hasste. Und sie erinnerte sich an Éadaoin, die niemals den Verlust ihres Leathéan offen betrauert, die ihren körperlichen Schmerz auf dem Schlachtfeld bekämpft hatte. Die ihre gesamte Existenz auf das Wohlergehen ihrer Zwillingsschwester reduzierte. Nicht mehr wirklich lebte. „Aber Oisin starb, ebenso wie Briartach. Doch du …“
„Auch ich bin gestorben und was dich angeht, werde ich auch weiterhin tot sein. Du klammerst dich an eine Illusion. Quinn ist deine Wirklichkeit, nicht ich.“ Er blickte sie schweigend an, streichelte ihre Wange und fuhr sacht über ihre Lippen. Lächelte. „Geh jetzt, Morrighan, geh zu deinem Leathéan“, forderte er sie auf. „Und kehre nicht zurück. Ich weiß nicht, ob ich das nächste Mal in der Lage bin, die Herrschaft über diesen Körper zu erlangen und Nathair davon abzuhalten, dich zu vernichten.“
„Vielleicht gibt es einen Weg, dir zu helfen.“ Sie legte ihre Hand auf die Stille in seiner Brust. Sie wollte diesen Weg nicht finden, um Teàrlach zurückzugewinnen. Er hatte recht, sie gehörte zu Quinn. Was sie mit Teàrlach verband, war nur eine schwache – schmerzhafte – Erinnerung. Aber ihn seinem Schicksal zu überlassen, erschien ihr dennoch nicht richtig. Er war nicht allein schuld an ihrem Tod und dem ihrer Schwestern.
„Du willst weiterhin beschützen, was das Deine ist.“ Er nahm ihre Hand und küsste die Innenseite ihres Handgelenks. „Aber ich bin nicht mehr dein. Mich zu schützen ist nicht mehr deine Verpflichtung.“
Verpflichtung war der falsche Ausdruck. „Ich will es, weil …“
Sein Kopfschütteln brachte sie zum Schweigen. „Mair go maith, Mhór Rioghain. Er küsste ihre Stirn. Ein schüchterner Abschied, wenn man bedachte, was sie einander bedeutet hatten. „Leb wohl, Morrighan.“
Der Cherokee stand noch an derselben Stelle. Doch etwas stimmte nicht. Es war zu still. Totenstill.
Quinn lag auf der Erde in den Armen seines Freundes, der wieder seine ursprüngliche Gestalt angenommen hatte. Warum zögerte er, den
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