Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
diesen Dingen. Es fiel dir schwer, deine Liebe in Worte zu fassen, aber du warst zu dem Gefühl stets fähig.“ Er fing die Träne auf, die sich bei einem Blinzeln aus ihren Wimpern löste. Betrachtete sie nachdenklich auf seiner Fingerspitze und gab sie auf eine der Blüten. Sie schloss sich. „Im Gegensatz zu mir.“
„Aber das ist nicht wahr, du …“
Er schüttelte den Kopf und brachte sie zum Schweigen. „Der Tod ist gleichgültig. Er liebt nicht und er hasst auch nicht. Und ich bin zufrieden, so wie es ist.“ Er sah kurz aus, als müsse er darüber nachdenken. Doch dann schüttelte er den Kopf.
„Ich sehe ihn in deinen Augen, Morrighan. Teàrlach war nie ein Teil von dir. Du liebtest ihn, aber nicht in dem Maße wie Quinn. Es ist beinah so, als müsstest du mich nicht um seine Seele bitten, weil sie dir bereits gehört.“
„Dann ist er nicht hier?“ Ihr Blick wanderte über die Mohnblüten. Absurd oder nicht, sie nahm an, dass eine der Blüten seine Seele barg.
„Doch, das ist er.“ Der Tod war ihrem Blick gefolgt. Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. Er wusste, was sie dachte, aber er verriet ihr nicht, ob sie mit ihrer Theorie richtig lag. „So eng verbunden mit dir“, murmelte er nachdenklich. Seine Hand streckte sich nach etwas aus, das nur seine Augen sahen. „Du solltest das Band eurer Blutsverbindung ein wenig lockern. Er wird es auch ohne deine Vorsichtsmaßnahme nicht so einfach abwerfen können.“
Morrighan griff dorthin, wo die Hand ihres Bruders in der Luft verharrte und etwas Unsichtbares hielt. Aus dem Nichts erschien ein von mitternachtsblauen und schwarzen Fäden durchwirktes silbernes Band. Ihre und Quinns Bannah. Ein seltsames Gespinst umgab sie.
„Bin ich der Grund für seinen Schmerz?“ Das war es, was sie bei der Berührung des Gespinstes durchfuhr.
„Er ist nicht gegenwärtig, er ist vergangener und zukünftiger Natur.“
„Aber es ist Schmerz“, hakte sie nach.
„Ja, doch er hat nichts mit dir zu tun.“
Das Gefühl beschlich sie, es wäre nur die halbe Wahrheit. „Obwohl das enge Band ihm körperliche Schmerzen bereitet, solange ihr getrennt seid. Lockere es ein wenig.“ Die Wiederholung seiner Aufforderung erweckte den Widerwillen eines Teils von ihr. Die besitzergreifende Fiannah wollte festhalten, was ihr gehörte und Morrighan war mehr als in Versuchung geführt, ihr beizupflichten.
„Heißt das, du gibst ihn mir zurück?“ Mit dem Daumen malte sie sanfte Kreise auf das Band, drängte das Gespinst aus Schmerz zurück.
„Das werde ich. Ohne den fälligen Tribut einzufordern.“ Er musste nicht erklären, was es ihn kostete, darauf zu verzichten. Ihr Bruder war nicht so zufrieden mit seinem Dasein, wie er behauptete. Er litt unter der Einsamkeit. Das war der Grund, warum er den Handel mit ihrem Vater eingegangen war und auf den Tribut bestand. Doch ihm war ihr Glück zu keiner Zeit gleichgültig, selbst wenn es sie von ihm fernhielt.
„Dieses eine Mal. Doch ich werde ihn persönlich holen kommen, falls er dieses Geschenk mit Füßen tritt.“ Er beugte sich zu ihr herunter und küsste ihre Stirn. „Und jetzt geh. Aber lass mich nicht wieder so lange auf deinen Besuch warten. Und komm nicht nur zu mir, um mich um eine Seele zu bitten.“
Morrighan fand sich neben Quinn kniend wieder. Aus dem leichten Prickeln auf ihrem Rücken wurde ein kräftiges Pulsieren, das ihren Arm hinabwanderte. Es kitzelte in den Fingerspitzen und brachte sie zum Leuchten. Ein schwaches Glimmen zunächst, dann ein gleißendes Licht, das in Quinns Brust sickerte. Die Wunde schloss sich unter ihrer Hand. Sie legte sie auf seine Brust, spürte die Wärme seiner Haut, das Schlagen seines Herzens, das Kribbeln des verschlungenen Narbenmusters auf seiner Brust.
„Mi muimh thá“, begrüßte Quinn sie mit denselben Worten, mit denen sie ihn zurückgerufen hatte. Es war nur ein schwaches Flüstern, so schwach, dass sie glaubte, sie habe es sich nur eingebildet. Ihr Blick wanderte von der Brust zu seinem Gesicht. Noch eben war er tot und jetzt lächelte er? Das war zu einfach! Ihr Blick huschte wieder zu seiner Brust, der Wunde, die dort nicht mehr klaffte. Die Medizinerin in ihr hielt es weiterhin für eine Sinnestäuschung, wie warm sich sein Körper unter ihrer Berührung anfühlte, wie lebendig. Ihre Hände entwickelten einen eigenen Willen und untersuchten ihn.
„Hast du mich gehört, Morrighan?“ Quinns Hände fingen ihre ein, die überprüfen mussten,
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