Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Füßen leisten musste, wollte sie nicht wissen.
Sie schloss die Augen, kaum dass Cináed den Bell in der Luft austarierte und pfeifend an unüberschaubar vielen Knöpfen herumspielte. Quinn legte einen Arm um sie und brachte sie dazu, ihr Gesicht an seiner Brust zu vergraben. Diesmal überfiel sie die Flugangst heftiger als gewöhnlich. Ihr war speiübel, schwindelig und ihr Magen zog sich in rhythmischen Krämpfen zusammen. Ihr war eiskalt, sie hatte Zahnschmerzen und selbst ihre Kopfhaut schmerzte. Möglicherweise waren es auch nur die Stellen, an denen Lughaidh ihr das Haar büschelweise herausgerissen hatte.
War das wirklich noch Flugangst oder der Entzug? Die Auflösung der Bhannah, die sie an Teàrlach band. Und was war mit ihrer Verbindung zu Quinn? Genügte es einfach zu sagen, es sei vorbei und das Band löste sich auf? Hatte einer von ihnen explizit gesagt, es sei vorbei? Der genaue Ablauf ihrer Trennung verbarg sich irgendwo unter dem Hämmern in ihrem Kopf. Verdammt, sie wusste viel zu wenig und es ging ihr zu schlecht, um Quinn zu fragen und auch zu verstehen, was er ihr erklärte. Die Schmerzen waren schlimm, aber die Unwissenheit geradezu quälend.
Die nächste Zeit kämpfte sie darum, still zu leiden, doch es gelang ihr nicht immer. Quinn brachte nicht nur Cináeds Pfeifen zum Verstummen, er flüsterte auch während des gesamten Fluges beruhigend auf sie ein. Lenkte sie mit Worten in seiner Muttersprache ab, die sie zunehmend verstand. Er beschrieb den Ort, an den er sie eigentlich als seine Leathéan hatte bringen wollen. Ein Ort, den er liebte, obwohl er nur wenig Gutes damit verband. Was genau der Grund für seine schlechten Erinnerungen an den Ort seiner Kindheit war, verschwieg er. Sie nahm an, es habe mit dem Tod seiner Mutter zu tun. Und jetzt fügte ausgerechnet sie eine weitere böse Erinnerung hinzu.
Die Insel war von der Küste aus nicht zu sehen, daher rechnete Morrighan mit einem weitaus längeren Flug. Trotz ihrer Flugangst wünschte sie, er würde länger dauern. Hoch über dem Meer, mitten zwischen ihrer gemeinsamen Vergangenheit und einer Zukunft, die ihnen entglitt, war alles einfacher. Aber der Flug endete und Morrighan quälte sich mit Quinns Hilfe aus dem Bell. Sein Arm stützte sie – rein freundschaftlich – den ganzen Weg zum Haus und er berichtete ihr – nervenaufreibend freundschaftlich – über die Nutzung der Gebäude, an denen sie vorbeigingen, das ausgeklügelte Sicherheitssystem, das einen Zauber einschloss, der die Insel vor neugierigen Blicken verbarg und die unterirdische Verbindung zum Festland. Sie müsste also weder Hunger leiden, eine Invasion befürchten, noch je wieder einen Hubschrauber besteigen. Und so riesig, wie das Hauptgebäude war, verfügte es über ausreichend Zimmer, um sie und Quinn – ganz freundschaftlich – auf Abstand zu halten.
„A Bhanthiarnah“, begrüßte sie eine fröhliche und dennoch respektvolle Stimme, „willkommen in Eurem Heim.“ Morrighan hob den Kopf lange genug, um ihre Neugier zu befriedigen, wer gleich zwei Irrtümer in einem Satz unterbrachte. Weder gebührte ihr der Titel Ladyschaft noch war das ihr Heim. Das grauhaarige Sinnbild eines englischen Butlers verneigte sich vor ihr und begrüßte Quinn und Cináed ebenfalls mit einer Verbeugung und einem „A Thiarnah“. Wenn sie sich in der riesigen Eingangshalle mit Marmorfußboden, alten Ölgemälden und dem gigantischen Kronleuchter in beachtlicher Höhe so umsah, war Quinn auf alle Fälle eine Lordschaft. Bei Cináed, der die Begrüßung mit einem breiten Grinsen hinnahm statt mit einem kurzen Nicken wie Quinn, war sie sich nicht sicher.
„Fühlt sich ihre Ladyschaft unwohl?“
Die an Quinn gerichtete Frage des Butlers traf ihren Zustand nicht einmal annähernd. Die Begleiterscheinungen ihrer Flugangst sollten sich längst abgeschwächt haben, aber ihr ging es sogar noch schlechter. Sie war nicht einmal zu einer Erwiderung der freundlichen Begrüßung fähig und musste sich noch stärker auf Quinns Unterstützung verlassen.
„Ist das Zimmer vorbereitet, Ailfryd?“
Das Zimmer, Quinn fragte nicht nach ihrem gemeinsamen Zimmer. Etwas huschte über das Gesicht des Butlers und signalisierte ihr, dass auch ihm der feine Unterschied auffiel. Aber er erwähnte es nicht. Als Dienstbote stand ihm das nicht zu. Ihr stünde es zu, wenn sie nicht so verflucht vernünftig wäre und der Trennung zugestimmt hätte.
Trennung, sie würgte schwer an dem Wort und in ihrem
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