Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
soll mich benehmen? Außerdem weiß ich nicht, ob ich deine Vorliebe für Latex teile.“
Sie sah auf ihre Hände, über die sie bereits Handschuhe gezogen hatte, und musste lachen. „Du weißt genau, wie ich das gemeint habe. Dein Hemd. Zieh bitte das Hemd aus.“
Er drehte sich mit einem Grinsen um, zog sein Hemd aus und warf es auf einen Sessel. So vorsichtig wie möglich entfernte sie die Wundpflaster, die die schlimmeren Verletzungen bedeckten.
„Ich glaube, die muss ich nicht erneuern“, sagte sie mehr zu sich selbst, „die Wunden haben aufgehört, zu bluten.“ Sie schraubte das Fläschchen mit der antiseptischen Tinktur auf und gab etwas auf einen Tupfer. „Entschuldigung“, flüsterte sie, als Quinn beim ersten Kontakt mit der Tinktur zusammenzuckte, „ich hätte dich vorwarnen sollen.“
„Halb so schlimm.“ Es war deutlich zu hören, wie er die Zähne zusammenbiss.
„Soll ich dir für später ein Schmerzmittel geben?“
„Hexamethason?“
Vor Schreck drückte sie den Tupfer fest auf eine Wunde, doch diesmal zuckte er nicht.
„Ich habe auch etwas Leichteres dabei.“ Das Hexamethason war ein ihr verordnetes Medikament, das sie nicht einfach so weiterreichen durfte. Nicht ohne Näheres über seinen Gesundheitszustand zu wissen. Selbst wenn, sie war nicht seine behandelnde Ärztin und ganz bestimmt nicht seine Dealerin.
„Danke, das ist nicht nötig.“
Die nächsten Minuten versorgte sie seine Wunden schweigend, tupfte vorsichtig über die präzise geführten Schnitte. Die Symbole, die sie an keltische Runen erinnerten. Magische Runen. Nicht, dass ihr Wissen auf diesem Gebiet besonders groß gewesen wäre. Esoterik war etwas für weltfremde Spinner, die glaubten, dass in der Welt irgendeine Form der Magie existierte.
War sein ehemaliger Arbeitgeber ein solcher Spinner? Leute mit Geld können es sich leisten, exzentrisch zu sein, aber das ging zu weit. Quinn hatte sich mit Sicherheit bereits in der Sekunde als gefeuert betrachtet, in der er sich auf die Affäre eingelassen hatte. Vielleicht aus dem Grund, seinen Schützling in Sicherheit zu bringen? Möglicherweise stand die Frau so sehr unter dem Bann ihres Ehemanns …
Dass nur Sex sie kurieren konnte? Morrighan verwarf den grotesken Gedanken. Wer immer ihm das angetan und was Quinn auch dazu beigetragen haben mochte, der Kerl gehörte hinter Gitter. Auch wenn Quinn es gleichgültig zu sein schien, ob man den Psychopathen zur Rechenschaft zog oder nicht.
„Deinem ausdauernden Schweigen entnehme ich, dass du über mich nachdenkst. Welches Rätsel versuchst du, nun schon wieder zu lösen?“
„Ich habe mich gefragt, warum du nicht willst, dass man denjenigen bestraft.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, als ihr bewusst wurde, dass diese Art der Einmischung in seine Angelegenheiten schon beim ersten Mal keine gute Idee gewesen war. Auch diesmal schien es ihm nicht zu gefallen, denn er drehte sich abrupt um. Erschrocken stolperte sie zurück. „Ich wollte mich nicht wieder einmischen.“ Ihre Stimme zitterte.
„Doch das wolltest du.“ Kein drohendes Knurren. Keine wütend verdunkelten Augen. „Aber das regele ich allein. Polizisten sind nur Menschen, es gibt nichts, was sie unternehmen können.“ Er zog sein Hemd über.
„Nur Menschen? Ist der Kerl ein Außerirdischer? Verfügt er über Superkräfte?“ Nein, ein Außerirdischer würde sich kaum der Runen bedienen. „Du glaubst doch wohl nicht an diesen Magie-Schwachsinn?“ Iren waren abergläubisch, das wusste sie, weil ihr Vater es gewesen war. Deswegen war sie es nicht. Sie glaubte nur an die Wissenschaft, an Wahrscheinlichkeiten. Deshalb klammerte sie sich nicht an ein Leben, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beendet war. „Er ist kein …“ Woran hatte ihr Vater noch mal geglaubt? Goblins? Selkie? Sidhe? Wer von denen hatte mit Runen zu tun? „Der Kerl ist kein Druide. Das sind Ammenmärchen.“ Wie das Märchen von der guten Fee, die Wünsche erfüllt. Wünsche wie ewiges Leben oder einen gut aussehenden Kerl, der einem praktisch in den Schoß fällt.
Oder auf den Kühler. Blödsinn, das war nicht die Erfüllung eines Wunsches. Wenn sie überhaupt an etwas von dem ganzen Zeug glaubte, dann an eine Banschee, die irische Todesfee, der sie bald begegnen würde.
Trotz des kleinen Exkurses, zu dem Quinns Versprecher sie verleitet hatte, entging ihr nicht, wie er kurz in der Bewegung erstarrte. „Deine hellseherischen Fähigkeiten sind
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