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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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Hosenanzug würde ihr Untergewicht kaschieren. Ihre Hüften waren zu knochig, ihre Taille zu schmal und ihre Schlüsselbeine standen zu stark hervor. Gedankenverloren strich sie über die Knochen, die der U-Boot-Ausschnitt des Kleides nicht zu verbergen vermochte und die sie besser unter einem Rollkragenpullover verstecken sollte. Als sie ihrem Spiegelbild eine Grimasse schenkte, tauchte Quinn hinter ihr im Spiegel auf.
    „Du siehst gut aus, sollte ich eifersüchtig sein?“
    Jetzt zog sie ihm eine gequälte Grimasse.
    „Die Haare solltest du offen tragen.“
    Ehe sie es verhindern konnte, zog er mit einer schnellen Bewegung die Haarnadel aus dem Knoten. So selbstverständlich, als wäre es nicht das erste Mal. Ihre Haare fielen über den Rücken bis zur Taille. Als er mit den Fingern hindurchfuhr, fand sie ihre Sprache wieder.
    „Was soll das? Bist du Stylist oder was?“ Sie frisierte ihr Haar wieder so, wie sie es vor seinem Eingreifen getan hatte. „Gib mir die Haarnadel.“ Nur widerwillig händigte er sie ihr aus. „Statt mir Frisurentipps zu geben, solltest du dich lieber schonen. Du warst ziemlich lange unterwegs.“
    „Weitere Spekulationen, Horatio?“
    „Ist das jetzt mein offizieller Spitzname?“ Es gab Schlimmeres, als nach dem ersten Detektiv der Literaturgeschichte benannt zu werden und war um einiges origineller als Sherlock.
    „Glaubst du, ich hätte mir ein kleines Abenteuer in einer Wäschekammer gegönnt, weil du meinen Verführungskünsten noch nicht erliegen willst?“
    Er tat, als wäre er um den Sitz ihres Haares besorgt und strich eine lose Strähne hinter ihr Ohr, verweilte verdächtig lange an der empfindlichen Stelle unterhalb ihres Ohrläppchens. Sie drehte sich zu ihm um, schüttelte seine Hand ab und hoffte, er hätte nicht bemerkt, dass sie ebenso verdächtig lange zögerte.
    „Möglicherweise solltest du deine Verführungskünste überdenken.“
    „Vielleicht verrät mir deine Verabredung den einen oder anderen Trick.“
    „Keine Verabredung, mein dänischer Prinz.“ Sie zupfte einen imaginären Fussel von seinem Hemd. „Ein Ehemaligentreffen. Heute findet ein Cocktailempfang statt. Mich wundert, dass das deiner Aufmerksamkeit entgangen ist. Der Empfangschef sprach davon.“
    „Dein Kuss und unsere gemeinsame Nacht haben es mich wohl vergessen lassen.“
    „Netter Versuch, aber das bildest du dir alles nur ein.“
    „Das musste sich Hamlet auch ständig anhören und doch war er stets bei klarem Verstand.“
    „So sehr ich unser kleines Literaturgespräch genieße …“, sie griff nach seinem Handgelenk, drehte es so, dass sie die Uhrzeit lesen konnte. Schöne Uhr, war die dort schon die ganze Zeit? „Ich bin spät dran.“ Sie drehte sich ein letztes Mal zum Spiegel.
    „Du siehst fantastisch aus, aber nicht wie jemand, der sich auf den Abend freut.“
    Erwischt.
    „Willst du ihnen zeigen, was aus dir geworden ist, ein wenig angeben, Dothúir?“
    Ihr Doktortitel würde keine Bewunderung hervorrufen. Es sei denn, sie wäre plastische Chirurgin. Ihre ehemaligen Mitschülerinnen würden sie mit Fragen bestürmen. Mit Terminanfragen, wenn sie sich nicht verändert hatten und das war zu befürchten.
    „Willst du mit dem Geld deiner Eltern protzen?“
    „Woher …“
    „Ich habe ins Blaue geraten. Du sprachst vom Absturz eines Firmenjets. Es bestand eine fünfzigprozentige Chance, dass er ihnen gehörte.“ Er strich mit der Fingerspitze über den Ausschnitt ihres Kleides. „Das ist ein teures Kleid.“
    „Das sieht nur so aus. Und ich habe es nicht mit dem Geld meiner Eltern bezahlt.“
    „Du hasst es, zu dem Empfang zu gehen. Warum bist du überhaupt hier, wenn du es im Grunde nicht willst?“
    Gute Frage. Warum wurde ihr erst jetzt bewusst, dass ihr keine Antwort einfiel? Als sie in ihrer Wohnung das Telefon anstarrte, in der vagen Hoffnung, Dr. Sudler würde von seiner Haltung zu ihrer Einstellung gegenüber vermeintlich lebensrettenden Operationen abrücken, war die Idee einfach so aufgeblitzt. Nicht ein einziges Mal erschien sie zu den Treffen und plötzlich konnte sie es kaum erwarten, nach Irland zu reisen. Buchte wie ferngesteuert Flug, Mietwagen und Hotel und verschwendete keinen Gedanken mehr an Dr. Sudler und ihren Job.
    „Ich will ihnen zeigen, dass etwas aus mir geworden ist.“ Das war eine Lüge, aber sie erklärte gleichermaßen, warum sie sich nicht auf den Abend freute und warum sie dennoch auf den Empfang ging. Ein wohlbekanntes Pochen machte

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