Geliebte der Finsternis
hat nichts anderes im Sinn, als die ganze Welt zu zerstören.«
»Eigentlich gefällt’s mir hier ganz gut«, sagte Chris. »Außerdem kann ich mir jetzt Kats Blatt anschauen.« Er griff nach ihren Karten und fluchte. »Das hätte ich wissen müssen - sie hat nicht geblufft.«
Cassandra musterte ihre Schwester. Trotz der Sorge sah Phoebe jetzt mit rosigen Wangen und klaren Augen viel besser aus.
»Tut mir leid, dass ich euch gestört habe«, entschuldigte sich Cassandra und errötete wieder.
»Schon gut - das heißt, es sollte nicht zur Gewohnheit werden. Aber wenn du nicht gekommen wärst, hätte ich ihn womöglich umgebracht. Unglücklicherweise weist er mich nicht daraufhin, wenn ich zu viel von seinem Blut trinke. Manchmal macht mir das Angst.«
Wulf verschränkte die Arme vor der Brust. »Also können Daimons am Verlust ihres Blutes sterben?«
»Nur wenn es herausgesaugt wird«, erklärte Cassandra.
Phoebe warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Wollen Sie diese Erkenntnis an uns ausprobieren?«
Angewidert seufzte Wulf. »Lieber sterbe ich, bevor ich am Hals eines Mannes sauge. Das ist ja ekelhaft. Übrigens, haben Sie nicht erwähnt, wie sich manche Apolliten in Daimons verwandeln? Da die Dark Hunter keine Seelen besitzen, wirft das eine Frage auf - kann man auch aus ihnen Daimons machen?«
»Ja, aber das Dark Hunter-Blut wirkt auf die Daimons wie reines Gift.« Chris mischte die Karten. »Dadurch wird verhindert, dass sich die Daimons auf Dark Hunter stürzen,
um ihren Hunger zu stillen. Oder sie in ihresgleichen zu verwandeln, nicht wahr?«
»Vielleicht.«, entgegnete Phoebe. »Aber körperlose Seelen können Besitz von einem Dark Hunter ergreifen. Und da Uri und ich unsere Seelen teilen, habe ich das Gefühl, das wäre auch bei einem Daimon und einem Dark Hunter möglich.«
»Hoffentlich finden wir es nie heraus«, murmelte Wulf und setzte sich Chris gegenüber auf die Couch.
»Warum wolltest du mich besuchen, Cassie?«, fragte Phoebe.
»Ich stelle gerade eine Erinnerungskassette für das Baby zusammen. Mit Notizen und Fotos von mir. Die sollen ihm etwas von meinem Volk und meiner Familie mitteilen. Ich dachte, du möchtest auch etwas von dir dazulegen.«
»Warum brauchst du so etwas - wenn wir deinem Sohn nur zu gern erzählen werden, was er wissen muss?«
Weil Cassandra ihre Schwester nicht verletzen wollte, zögerte sie. »Hier kann er nicht aufwachsen, Phe. Er wird bei Wulf leben, in der menschlichen Welt.«
Aus Phoebes Augen schienen Funken zu sprühen. »Und warum nicht hier ? Wir können ihn genauso gut beschützen wie Wulf. Vermutlich sogar noch besser.«
»Und wenn er menschlicher ist als Cassandra?« Wulf blickte von den Karten auf, die Chris ihm gegeben hatte. »Wäre er in dieser Stadt sicher?«
Phoebes skeptische Miene war eine ausreichende Antwort.
Nein, hier wäre das Baby nicht in Sicherheit. Oft genug hatten sie an diesem Tag erlebt, wie Wulf von den Apolliten behandelt wurde. Und sie tolerierten die Menschen ebenso wenig wie die Menschen die Apolliten.
Wenigstens fesseln sie einander nicht mehr auf Scheiterhaufen, die sie anzündeten.
»Glauben Sie mir.« Eindringlich schaute er Phoebe an. »Ich kann meinen Sohn und meine Enkel viel besser schützen als Sie. Hier würde er die Apolliten, die sich eine menschliche Seele aneignen wollen, in Versuchung führen. Insbesondere, weil sie die Dark Hunter hassen. Stellen Sie sich das vor! Wer meinen Sohn tötet, eignet sich eine Menschenseele an, und gleichzeitig rächt er sich an der Spezies, die Sie alle am meisten verabscheuen.«
Phoebe nickte. »Wahrscheinlich haben Sie recht.« Sie ergriff Cassandras Hand. »Ja, ich werde etwas in die Erinnerungskassette für dein Baby legen.«
Während Wulf und Chris Karten spielten, gingen die beiden Frauen ins Schlafzimmer. Cassandra nahm eine große, mit Silberintarsien verzierte Kassette aus dem Schrank, die Kat aus dem Apartment in St. Paul mitgebracht hatte. Darin lagen Papiere und Kugelschreiber.
Gemeinsam mit ihrer Schwester schrieb sie Briefe an das Baby. Nach einer Weile verabschiedete sich Phoebe, um etwas zu erledigen.
Cassandra saß allein im Schlafzimmer und blätterte in ihren Notizen für das Baby. Wie inständig wünschte sie sich, sie würde es aufwachsen sehen. Könnte sie wenigstens einen einzigen Blick auf ihren Sohn werfen, wenn er erwachsen war - dafür würde sie alles geben.
Vielleicht würde Wulf einen Were Hunter bitten, sie in die Zukunft zu
Weitere Kostenlose Bücher