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Geliebte der Finsternis

Titel: Geliebte der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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sammelt. So schmerzlich fürchtet sie, Du würdest nichts über sie wissen. Und es bedrückt mich, dass Du ihre innere Kraft niemals spüren wirst. Aber ich bin mir sicher, wenn Du diese Zeilen liest, wirst Du alles über sie wissen, was auch ich weiß.
    Leider wirst Du sie niemals kennen, und das bekümmert mich zutiefst. Ich wünschte, Du könntest ihr Gesicht sehen, wenn sie von Dir spricht - die Trauer, die sie so tapfer zu verbergen sucht. Jedes Mal, wenn ich sie in solchen Augenblicken anschaue, bricht mir fast das Herz.
    So innig liebt sie Dich. Immer wieder redet sie von Dir. Und sie erteilt mir zahllose Aufträge, die Dich betreffen. Zum Beispiel soll ich Dich nicht so schrecklich ärgern wie Deinen Onkel Chris. Ich darf nicht jedes Mal, wenn Du niest, den Arzt rufen. Und ich muss Dir erlauben, mit Deinen Freunden zu raufen, statt einen hysterischen Anfall zu kriegen - vor lauter Angst, jemand könnte Dich verletzen.
    Und ich soll Dich auch nicht drängen, zu heiraten und Kinder zu zeugen. Niemals.
    Vor allem muss ich Dir gestatten, mit sechzehn Jahren Dein erstes Auto selber auszusuchen. Ich darf Dich nicht in ein gepanzertes Vehikel setzen. Nun, das werden wir noch sehen. Ich habe mich geweigert, ihr das zu versprechen. Erst mal will ich Dich kennenlernen
und wissen, was ich Dir zutrauen kann. Oft genug habe ich gesehen, wie leichtsinnig die jungen Leute auf den Straßen dahinrasen. Falls Du einen Panzerwagen brauchst - sorry. Einem Mann in meinem Alter fällt es schwer, seine Anschauungen zu ändern. Was uns die Zukunft bringen wird, weiß ich nicht. Ich hoffe nur, wenn alles gesagt und getan ist, wirst Du eher Deiner Mutter als mir gleichen. Sie ist eine gütige, warmherzige Frau. Voller Liebe und Mitleid mit anderen, trotz ihres eigenen tragischen Schicksals. Ihre Narben trägt sie mit Fassung und Würde - und mit einem erstaunlichen Humor, der mir fehlt.
    Was mir am wichtigsten erscheint - sie besitzt einen bewundernswerten Mut, der mir nie zuvor begegnet ist. Nicht in all den Jahrhunderten. Und ich wünsche mir inständig, Du hast alle Ihre guten Eigenschaften geerbt - und keine von meinen schlechten.
    Mehr weiß ich nicht zu sagen. Ich dachte nur, in dieser Kassette sollte auch etwas von mir liegen.
    In Liebe,
    Dein Vater
    Während Cassandra diese Worte las, rollten Tränen über ihr Gesicht. »O Wulf«, flüsterte sie gerührt. Diesem Pergament hatte er anvertraut, was er niemals aussprechen würde. Wie seltsam, sich selbst mit seinen Augen zu sehen. So tapfer hatte sie sich nie eingeschätzt. Auch nicht so stark.
    Nicht bis zu jener Nacht, in der sie ihren schwarzhaarigen, schwarz gekleideten Beschützer getroffen hatte.
    Als sie den Brief zusammenfaltete und in die Kassette zurücklegte, gewann sie eine neue Erkenntnis.
    Sie liebte Wulf. Verzweifelt.

    Wann es geschehen war, wusste sie nicht genau. Vielleicht schon bei der ersten Umarmung. Oder an jenem Abend, als er sie widerstrebend in seinem Haus aufgenommen hatte.
    Nein, entschied sie, in keinem dieser Momente. Sondern in jenem Augenblick, als er ihren Bauch zum ersten Mal mit seiner kraftvollen Hand berührt und ihr Baby sein Kind genannt hatte.
    Mochte er auch ein Dark Hunter sein - für einen alten Barbaren war er ein guter, achtbarer Mann.
    Die Tür schwang auf.
    »Alles in Ordnung?« Wulf sah ihre Tränen und eilte zum Bett.
    »Ja, es geht mir gut«, versicherte sie und räusperte sich. »Diese idiotischen Schwangerschaftshormone! Bei jeder Kleinigkeit fange ich zu heulen an. Grauenhaft.«
    Behutsam wischte er die Tränen von ihren Wangen. »Das verstehe ich. Immerhin war ich oft genug mit schwangeren Frauen zusammen.«
    »Meinst du deine weiblichen Knappen?«
    Er nickte. »Einigen Babys habe ich sogar selber ans Licht der Welt verholfen.«
    »Wirklich?«
    »O ja. Diese Zeiten, bevor es moderne Straßen und Krankenhäuser gab, kannst du dir nicht vorstellen. Bis zu den Ellbogen steckte ich in der Plazenta.«
    Wieder einmal brachte er sie zum Lachen. Wie gut er es verstand, sie aufzuheitern.
    Mit seiner Hilfe räumte sie ihre Sachen weg.
    »Du solltest jetzt schlafen«, meinte er. »Letzte Nacht hast du keine Ruhe gefunden.«
    »Ich weiß. Ich werde bald einschlafen, das verspreche ich dir.«

    Nachdem sie sich ausgezogen hatte und in ihr Nachthemd geschlüpft war, brachte er sie ins Bett. Dann schaltete er das Licht aus und ließ sie allein. Sie lag im Dunkeln, ihre Gedanken begannen zu wandern.
    Mit geschlossenen Augen malte sie sich

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