Geliebte der Finsternis
ich.«
Nur zögernd ließ sie die Hände sinken und sah, wie entsetzt er sie anstarrte. Als hätte sie ihn geschlagen.
»Das war nicht böse gemeint, Wulf. Aber ständig tust du irgendwas, das mich zu Tränen rührt.«
»Also wirst du mich heiraten?«
»Natürlich, du Dummkopf.«
Da trat er vor, um sie zu küssen. Dabei fielen die Ringe von der Schneide des Schwerts zu Boden und rollten davon. »Verdammt!«, fluchte er. »Ich wusste ja, ich würde es vermasseln. Einen Moment …«
Auf allen vieren kroch er zur Couch und holte die Ringe hervor. Dann kehrte er zu Cassandra zurück und küsste sie voller Glut.
Überglücklich erwiderte sie den Kuss. So viel verdankte sie ihm - viel mehr, als sie jemals erhofft hatte.
»Nach norwegischer Sitte machen wir’s andersherum«, erklärte er an ihren Lippen. »Bei der Verlobung tauscht das Paar schlichte Ringe aus. Deinen Diamanten kriegst du, wenn wir verheiratet sind.«
»Okay.«
Wulf steckte den kleineren Ring an ihre zitternde Hand, dann gab er ihr den größeren.
Beim Anblick der komplizierten norwegischen Gravur, die einen stilisierten Drachen zeigte, erbebte sie noch heftiger. Sie steckte ihm den Ring an den Finger und hauchte einen Kuss auf seinen Handrücken. »Danke.«
Zärtlich umfasste er ihr Gesicht und presste seinen Mund wieder auf ihren. Schwindelerregende Gefühle stiegen ihr zu Kopf.
»Wenn’s dir recht ist - ich habe die Hochzeit für Freitagabend geplant«, erklärte er.
»Warum am Freitag?«
»Weil die Wikinger immer an Freitagen geheiratet haben, zu Ehren der Göttin Frigga. Ich dachte, wir könnten die Sitten deines Volkes mit den Traditionen von meinem verbinden. Aber da die Apolliten keinen bestimmten Hochzeitstag bevorzugen, sagte Phoebe, dir wäre es egal.«
Hingerissen küsste sie ihn wieder. Wer hätte gedacht, dass ein alter Barbar sich über solche Dinge Gedanken machte? Nur eins würde sie am Hochzeitstag vermissen - die Anwesenheit ihres Vaters. Aber wie sie schon vor langer Zeit gelernt hatte - das Unmögliche durfte man nicht verlangen.
»Vielen Dank, Wulf.«
Er nickte. »Jetzt müssen Kat und Phoebe mit dir einkaufen gehen. Du brauchst ein Brautkleid.«
Als er die Tür öffnete, stolperten Phoebe und Kat ins Zimmer.
Etwas mühsam fanden sie ihr Gleichgewicht wieder und lächelten verlegen.
»Ups«, japste Kat, »wir wollten nur rausfinden, ob alles planmäßig läuft.«
Wulf schüttelte den Kopf.
»Natürlich«, antwortet Cassandra. »Wie könnte es anders sein?«
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, wurde sie zu einer kleinen Boutique im Geschäftszentrum von Elysia geführt, während ihr Verlobter im Apartment blieb.
Seit dem freundlichen »Empfang«, den man Wulf in der unterirdischen Stadt bereitet hatte, und der peinlichen Szene in Phoebes Wohnung war sie nicht mehr in diesem Viertel gewesen.
Meistens blieb sie mit Wulf in ihrem Apartment, wo sie
sich sicher fühlte und nicht fürchten musste, die Apolliten würden ihn beleidigen.
Aber jetzt genoss sie den Aufenthalt im Freien, obwohl die Luft nicht frisch, sondern recycelt war. In dem Laden, der einer Freundin Phoebes gehörte, wurden sie bereits erwartet. Zu Cassandras Verblüffung wurde sie von allen anwesenden Frauen freundlich begrüßt.
Vielleicht, weil sie Phoebes Ehemann so viel verdankten.
Melissa, die Verkäuferin, von der sie bedient wurden, war etwa zwanzig Jahre alt, eine schlanke Blondine, nur eins siebzig groß, also sehr klein für eine Apollitin.
»Bis zum Freitag könnten wir es leicht ändern.« Sie hielt ein Gazekleid, das im schwachen Licht silbrigweiß schimmerte, an Cassandras Körper. »Möchten Sie’s anprobieren?«
»Sehr gern.« Sobald Cassandra in den Spiegel blickte, wusste sie, dass die Suche beendet war. In diesem zauberhaften irisierenden Kleid fühlte sie sich wie eine Märchenprinzessin. Sinnlich schmiegte sich der zarte Stoff an ihre Haut.
»Wie schön du bist!«, flüsterte Phoebe und starrte neben ihr in den Spiegel. »Wenn doch Mom und Dad dich jetzt sehen könnten.«
Cassandra lächelte sie an. Mit einem so dicken Bauch war es schwierig, sich schön zu finden. Aber wenigstens hatte sie gute Gründe für ihre Rundungen.
»Einfach zauberhaft«, meinte Kat und bückte sich, um den bodenlangen Saum zu arrangieren.
»Was meinen Sie?«, fragte Melissa. »Da hätten wir noch mehr Kleider …«
Cassandra unterbrach sie. »Nein, ich nehme dieses.«
Freudestrahlend half Melissa ihr aus dem Kleid. Dann
nahm sie bei
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