Geliebte der Finsternis
Bei dieser Kälte wollen sich die Daimons nicht auf den Straßen herumtreiben.«
Als Dante die Dark Huntress erwähnte, die ebenfalls in dieser Gegend Dienst tat, nickte Wulf. Also konnte er nur hierbleiben, wenn Corbin sich wieder ins Freie hinauswagte.
Er schlenderte in den Club und hielt nach ihr Ausschau, um sie zu begrüßen.
Diesmal spielte keine Band auf der Bühne. Stattdessen ließ ein DJ dramatische Musik erklingen, die Chris - wie Wulf sich vage entsann - »Goth Metal« nannte.
Im Halbdunkel blinkten Stroboskoplichter, die in seinen empfindlichen Augen schmerzten. Damit beschränkte Dante die Dark Hunter-Präsenz auf ein Minimum. Wulf holte seine Sonnenbrille hervor und setzte sie auf, um die Qual zu verringern.
Auf der Tanzfläche wiegten sich zahlreiche Gäste, immun gegen alles, was ringsum geschah.
»Hallo.«
Als Corbins Stimme in Wulfs Ohr gellte, zuckte er zusammen. Die Frau besaß das Talent, die Gesetze der Zeit und der Teleportation zu verändern. Ständig überrumpelte sie andere Leute, indem sie sich lautlos an sie heranpirschte.
Wulf wandte sich zu der attraktiven rothaarigen Dark Huntress.
Hochgewachsen, geschmeidig und gefährlich, war sie in ihrem menschlichen Dasein eine griechische Königin gewesen.
Da sie immer noch majestätische Überlegenheit ausstrahlte, hatte man stets das Gefühl, man müsste sich die Hände waschen, bevor man sie anfasste. Sie war gestorben, als sie versucht hatte, ihr Land vor dem Überfall eines
barbarischen Stammes zu retten - zweifellos der Vorfahren seines eigenen Volkes.
»Hi, Binny«, sprach er sie mit ihrem Spitznamen an. Nur von wenigen Auserwählten ließ sie sich so nennen.
Sie legte eine Hand auf seine Schulter. »Bist du okay? Du siehst müde aus.«
»Beruhige dich, mir geht’s gut.«
»Also, ich weiß nicht recht … Vielleicht sollte ich Sara zu dir schicken, damit sie Chris für ein paar Tage ersetzt und dich verwöhnt.«
Gerührt über ihre Fürsorge, tätschelte er ihre Hand. Sara Addams war ihr Knappe. »Genau das brauche ich - eine Knappendame, die sich nicht dran erinnert, dass sie mir dienen soll.«
»Ach ja.« Corbin rümpfte die Nase. »Dieses Manko hatte ich vergessen.«
»Keine Bange, mit Chris hat es nichts zu tun. Ich habe einfach nur schlecht geschlafen.«
»Tut mir leid.«
Wulf bemerkte die durchdringenden Blicke einiger Were Hunter. »Offenbar machen wir sie nervös.«
»Mag sein.« Belustigt schaute sie sich um. »Aber wie mir mein Instinkt zuflüstert, kennen sie den Grund meiner Anwesenheit.«
»Und der wäre?«
»Heute Nacht wird irgendwas in diesem Club passieren. Deshalb bin ich hier. Spürst du es nicht auch?«
»Diese Macht besitze ich nicht.«
»Sei froh. Manchmal ist es ziemlich unangenehm.« Corbin trat zurück. »Nachdem du jetzt da bist, werde ich rausgehen, frische Luft schöpfen und das Inferno dir überlassen. In deiner Nähe würde ich meine Energien verlieren, und das will ich nicht.«
»Bis später.«
Sie nickte, verschwand in einem grellen Blitz, und Wulf hoffte, das hätte keiner der menschlichen Gäste beobachtet.
Während er durch den Club schlenderte, fühlte er sich sonderbar - irgendwie fehl am Platz. Warum er hierhergekommen war, wusste er noch immer nicht. Einfach idiotisch.
Dann drehte er sich um - und erstarrte.
Die Atmosphäre des Inferno erfüllte Cassandra mit seltsamen, fast unheimlichen Emotionen. Immer wieder dachte sie an den vergangenen Abend, den sie ebenfalls in dieser Disco verbracht hatte. Wie üblich spürte Kat das Unbehagen ihres Schützlings.
In Cassandras Gehirn bekämpften sich zwei Stimmen. Die eine ermahnte sie, sofort zu flüchten, die andere empfahl ihr zu bleiben.
Allmählich stieg die beklemmende Angst in ihr auf, sie würde an Schizophrenie oder an einer ähnlichen Krankheit leiden.
Michelle führte Tom zu ihnen. »He, Mädchen, ich hasse es, euch davonzulaufen. Aber wir wollen woanders hingehen, wo wir uns in Ruhe unterhalten können.«
»Klar.« Cassandra lächelte verständnisvoll. »Viel Spaß.« Sobald die beiden verschwunden waren, wandte sie sich zu Kat. »Jetzt müssen wir nicht mehr hierbleiben, oder?«
»Willst du wirklich gehen?«
»Ja, ich glaube schon.«
Cassandra stand von ihrem Stuhl auf und ergriff ihre Handtasche. Während sie zur Tür ging, zog sie den Mantel an und beachtete nicht, was ringsum geschah, bis sie gegen jemanden stieß, der reglos dastand.
»Oh, tut mir leid …« Verwirrt unterbrach sie sich und starrte
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