Geliebte der Nacht
bis Margret ihr gezeigt hatte, wie man die Maschen aufzieht und es in die Form einer Mütze bringt. Die Magd war äußerst geduldig gewesen, hatte sich allerdings mehrmals angeboten die Haube zu stricken, doch hatte Cassandra dankend abgelehnt. Bisher hatte sie keine Kindesbewegung gespürt und wünschte sich endlich den ersten Tritt oder Schlag zu spüren. Garrett war vor drei Tagen abgereist, aber hatte versprochen sie erneut zu besuchen, wenn ihr Kind zur Welt gekommen war. Währenddessen saßen James und Caleb im Schreibzimmer und überlegten noch immer, wer der Absender der zwei mysteriösen Briefe sein konnte.
»Vielleicht ist es ein Jäger der Gilde«, mutmaßte Caleb.
James schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Cassandra tat alles, um sie zu täuschen.«
Der Gast des Grafen dachte weiter nach und musterte ihn.
»Hast du es je jemandem anvertraut?«, fragte er. Wieder verneinte der Hausherr es.
»Niemandem außer dir, Esra und Margret. Cassandra fand es selbst heraus«, antwortete er. »Mhm.« Caleb rieb mit Daumen und Zeigefinger über seinen Dreitagebart.
Fieberhaft überlegte Jam es, wer nun der Absender war und kam zu keinem Schluss.
»Ich weiß wirklich nicht, wer es sein könnte«, meinte James.
Die beiden Verfluchten hörten, wie sich ein Pferd dem Haus näherte, und erhoben sich sofort.
Sie verließen das Schreibzimmer und gingen durch den Korridor. Sie kamen am Salon vorbei, dessen Tür geöffnet war und James lugte herein. Er musste lächeln, als er Cassandra mit den Stricknadeln kämpfen sah. Esra eilte zur Haustür, als es klopfte, und öffnete sie. Ein hagerer Mann stand dav or und in seinen Händen ... hielt er einen Brief.
»Ist Graf von Avabruck anwesend?«, fragte der unangekündigte Besucher.
James hatte es vernommen und wandte sich der Tür zu.
»Lasst ihn ein Esra«, sagte er.
»Natürlich Herr«, erwiderte der Butler und trat einen Schritt zur Seite.
Auch Cassandra hatte das Klopfen gehört und sich erhoben, sie erschien an der Tür des Salo ns, al s der Bote das Haus betrat. Zur rechten Zeit sah sie die Armbrust in seiner Hand und stürzte auf ihren Gemahl zu. Der Überbringer hob seinen Arm und legte augenblicklich auf James an, binnen eines Atemzugs hatte das Geschoss sich gelöst und sauste durch die Luft. Rechtzeitig stieß sie James aus dem Weg und wich dem Pfeil aus. James stolperte zur Seite und sie alle blickten zur Tür. Der Sendbote war verschwunden und Cassandra hielt ihren Bauch. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte ruhig zu atmen. Der besorgte Graf kam sofort an ihre Seite und stützte sie.
»Was ist los, meine Schöne?«, fragte er.
»Es ist alles gut, es war bloß der Schreck«, antwortete sie gepresst.
»Ich bringe dich ins Bett«, sagte er leise und sie nickte.
Langsam hob er sie in seine Arme und sah nicht, dass der Attentäter einen Brief fallen gelassen hatte. James brachte sie in ihr Gemach und sie legte sich hin. Er nahm neben ihr Platz und musterte sie besorgt. Sie stöhnte auf.
»Was ist?« James war alarmiert.
Cassandra begann zu schmunzeln.
»Ich fürchte, ... ich spürte gerade den ersten Tritt unseres Kindes«, antwortete sie.
James atmete auf und sie ergriff seine Hand. Vorsichtig platzierte sie diese auf ihren Bauch, an die Stelle wo sie den Stups gespürt hatte und er fühlte, wie sein Nachkomme in ihrem Leib um sich trat oder schlug. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus.
»Das ist positiver, als das Attentat auf mich«, sagte er gedämpft. Cassandra bejahte.
»Bitte geh nicht mehr an die Tür und lass nur noch angekündigte Gäste ins Haus«, bat sie ihn, ebenso, leise.
Er nickte und beugte sich vor. Der Graf hauchte einen sanften Kuss auf die Stirn seiner Gräfin.
~ Cassandra ~
James überlegte, ob dieser Angreifer auch der Absender dieser Nachrichten war und just in dem Moment klopfte es an die Tür zum Gemach. »Herein«, rief er und sie beide sahen zur Tür.
Esra öffnete die Tür und sah seine Herrschaften an. »Verzeiht die Störung, aber dieser Herr ließ einen Brief fallen, bevor er geflohen ist«, sagte der Butler. James erhob sich und streckte die Hand aus. Esra trat näher und legte das Pergament in die Hand des Grafen. Sofort entfaltete James es und las ...
»Ein Werwolf, der sich als sein eigener Enkel ausgibt, wird bald geschlachtet werden. Ebenso wie das Weib an seiner Seite, dass sein Balg unter dem Herzen trägt. James von Avabruck macht Euch auf Euer Ende gefasst. C.«
Er
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