Geliebte der Nacht
zerknüllte das Papier und Cassandra sah ihn an. »Sind es schlechte Nachrichten?«, fragte sie.
Er wandte sich zu ihr um und sah sie ebenfalls an. »Aber nein, es ist alles in bester Ordnung«, antwortete er.
Die Gräfin schnaubte. »Du willst mich für dumm verkaufen. Dieser Herr wollte dich töten und hinterließ einen Brief. Zeig ihn mir«, verlangte sie. »Das werde ich nicht, du erwartest unser Kind und ich möchte dich nicht aufregen.«
»James, zeig mir diesen Brief.«
»Nein, ich werde ihn dir nicht zeigen, Cassandra.«
Ihre Kiefer mahlten und sie sah ihn vernichtend an. Der Graf hielt ihrem Blick stand und seine Iriden verengten sich.
»Mach mich nicht wütend, Cassandra«, knurrte er. Leicht sah sie seine Augen aufblitzen und sie schnaubte erneut.
»Ich werde nicht tatenlos mit ansehen, wie dieser Jäger dich tötet.«
»Er ist also ein Jäger? Kennst du ihn?«
Sie nickte und sah auf die Decke.
»Ja, ich kenne ihn.«
»Wer ist er?«, fragte der Graf. Cassandra holte tief Luft und sah ihren Ehemann wieder an.
»Er gehört zur Bruderschaft der weißen Eiche«, antwortete sie und fuhr fort: »Sein Name ist Cyrus und er kam einmal nach Belron, um uns Jäger zu lehren.«
Aufmerksam hörte der Graf ihr zu und musterte sie. »Was ist die Bruderschaft der weißen Eiche?«
»Die Bruderschaft besteht aus dreizehn Nimroden, sie sind die brutalsten und unbarmherzigsten unter uns. Bekommen sie eine Aufgabe, ruhen sie ni cht, bev or sie erfüllt ist. Es heißt, dass wenn ein solcher Jäger von dem getötet wird, was er jagt ... «, sie machte eine Pause und schloss die Augen, sie versuchte, sich zu erinnern: »Wenn er von dem getötet wird, was er jagt ... dann suchen dieses ...« »Monster«, half James ihr auf die Sprünge.
»Dieser Verfluchte wird so lange von dem Geist des Jägersmannes heimgesucht, bis er oder sie sich selbst richten. Sie können nur von Monstren ausgelösc ht werden, ein Mensch ist zu schwach, ein Nimrod schafft es vielleicht, aber ... sie sind unsterblich, sagt man«, erklärte sie.
Der Graf ging, vor dem Bett, auf und ab. Fieberhaft dachte er nach. Ein Jäger der Bruderschaft wollte ihn und seine Geliebte töten und er musste es zu verhindern wissen.
»Was schätzt du, wie alt er ist?«, fragte er.
»Es heißt, dass er schon Ellichard den Begründer der Silberstreifgilde gelehrt hat«, antwortete sie. »Dann ist er verdammt alt«, stellte James fest. Cassandra nickte.
»Bitte bring dich nicht in Gefahr«, flehte sie leise. Der Graf blieb stehen und sah sie an.
»Cassandra, er will nicht nur mich töten ... sondern auch dich und unser Kind. Entweder wir fliehen, oder ich trommle mit Caleb alle Werwölfe zusammen, die wir kennen und wir stellen uns ihm im Kampf«, herrschte er sie an.
Die Gräfin erschrak und schloss die Augen. Er atmete tief durch und setzte sich wieder zu ihr. Sanft ergriff er ihre Hand.
»Ich werde nicht zulassen, dass dir oder unserem Kind etwas zustößt«, sagte er leise.
»Ich möchte nicht, dass du dich in Gefahr bringst. Ich ... weiß nicht, was ich ohne dich tun soll«, erwiderte sie mit zitternder Stimme.
James streichelte ihre Wange.
»Ich werde mich in Gefahr bringen müssen, wenn ich euch retten will.«
»Wenn du ihn exekutierst, werden seine Mitstreiter kommen«, murmelte sie.
»So sollen sie kommen, wenn wir ihn besiegen ... besiegen wir auch seine Gefährten«, entgegnete James.
Sie schüttelte den Kopf.
»Sie ... werden uns töten«, flüsterte sie und Tränen traten ihr in die Augen.
Kapitel 4
~ James ~
Der Graf musterte seine Frau und atmete tief durch. »Sie werden uns nicht töten, ich werde dafür sorgen, dass wir in der Überzahl sind«, meinte er. Cassandra schüttelte abermals den Kopf.
»Du wirst ihn nicht besiegen können. Cyrus ist zu stark für dich und andere«, sagte sie.
»Vertraust du mir etwa nicht?«, fragte er laut, was sie zusammenzucken ließ.
»Doch, aber ...«
»Was aber?«
»Aber ihr könnt ihn nicht besiegen«, wiederholte sie.
»Wir können und du wirst hier bleiben. Ich will nicht, dass dir oder unserem Kind, geschweige denn euch beiden etwas zustößt. Du. Wirst. Dich. Nicht. Einmischen. Hast du mich verstanden?«
Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Nie hatte er sich gewa gt, so mit ihr zu sprechen.
»Ich werde nicht tatenlos zusehen«, murmelte sie. James griff an ihre Schultern und sah sie besorgt und wütend zugleich an.
»Du wirst auf dem Anwesen bleiben und Gnade gebe dir Gott, wenn
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