Geliebte der Nacht
ich dich bei diesem Kampf sehen werde«, knurrte er.
Cassandra sah in seine Augen und schluckte. Seine Iriden veränderten sich langsam, was zeigte, dass er dabei war, sich zu wandeln und seine Hände wurden immer wärmer. »Ich werde hier bleiben«, gab sie sich geschlagen und wandte den Blick von ihm ab. Dann atmete er auf und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Warum nicht gleich so?«, fragte er leise, jedoch gab sie ihm keine Antwort darauf.
Die Nachmittagssonne fiel durch die Fenster und suchten einen Weg an den Vorhängen vorbei, doch war der Stoff so dunkel, dass kaum Licht hindurchdrang. Der Graf erhob sich.
»Ich werde in mein Schreibzimmer gehen und mich mit Caleb beraten«, sagte er und verließ ihr gemeinsames Gemach.
Er vernahm noch, wie sie hinter ihm seufzte und sich zurück in die Kissen fallen ließ. Schwungvoll schloss er die Tür hinter sich und lief den G ang entlang.
»Caleb!«, rief er und sofort hörte er die Schritte seines Freundes. »Ins Schreibzimmer«, verkündete er ruhiger und erreichte es gerade, als Caleb schon hinter ihm auf dem Korridor erschien.
»Was ist los, James?«, erkundigte Caleb sich.
Der Graf ging um seinen großen Schreibtisch herum und setzte sich.
»Sagt dir die Bruderschaft der weißen Eiche etwas?«, fragte er.
Caleb hob eine Augenbraue:
»Das sollen ziemlich harte Burschen sein.«
»Dieser Geck vorhin, er gehört zu ihnen und will mich und Cassandra töten«, erwiderte James.
Der Gast kam näher und nahm vor dem Sekretär Platz.
»Was gedenkst du, nun zu tun?«
»Ich denke, dass ich Werwölfe finden und sie überzeugen muss, mit mir zu kämpfen«, antwortete der Graf.
Caleb dachte nach. »Meine Frau ... sie kennt weitere Familien, die verflucht sind und wenn wir die Kinder von ihnen unterbringen können, wo sie sicher sind, werden sie vielleicht an unserer Seite kämpfen.«
Der Graf nickte und legte die Fingerspitzen aneinander. Über seine Zeigefinger hinweg sah er seinen Freund an.
»Wir werden sie suchen und sie um Hilfe bitten.« »Wir?« Caleb war überrascht.
»Wer denn sonst?«, fragte James.
»Nun ja, du bist in Gefahr. Von deinem Fluch weiß er, aber nicht von meinem und ich glaube, dass Barbara und ich am sichersten vor ihm sind«, antwortete Caleb.
»Ich werde euch begleiten und Cassandra wird hier bleiben, sie ist bei Esra in Sicherheit«, entschied der Graf.
»Du weißt, dass Esra bloß ein Mensch ist, oder?« »Natürlich weiß ich das, aber Es ra ... hat einige Talente. Er hat im Krieg ein ganzes Dorf im Alleingang ausgelöscht und kann kämpfen, wenn es sein muss«, vertraute James ihm das Geheimnis seines Butlers an.
Caleb war perplex, er war völlig überrascht, dass ein so unscheinbarer Bediensteter solche Kräfte aufbringen konnte.
»Wann willst du aufbrechen?«, fragte Caleb.
»Ich werde mich nun wärmer kleiden und dann können wir auf die Reise gehen«, antwortete James. Sein Freund nickte langsam und hoffte, dass der Jäger sich nicht mehr um das Anwesen herumtrieb. Immerhin mussten sie die Sicherheit des Hauses verlassen. James hingegen hoffte, dass Cassandra sich wirklich zurückhalten würde.
Ihre Schwangerschaft war in rasender Geschwindigkeit vorangeschritten und er wollte sie keineswegs in Gefahr bringen. Sie und ihr gemeinsames Kind waren ihm zu wichtig, als dass er irgendwas riskieren konnte. Die Herren erhoben sich.
»Ich werde Barbara mitteilen, dass sie sich reisefertig machen soll«, sagte Caleb.
»Wir treffen uns in zwanzig Minuten an den Stallungen«, erwiderte James und sie verließen nacheinander das Schreibzimmer. Wieder schritt der Graf den Korridor entlang und ging zurück zu seinem Gemach. Er öffnete die Tür und sah Cassandra an.
In den wenigen Augenblicken seiner Abwesenheit war sie eingeschlafen. Sie sah aus wie ein Engel und doch wusste er, dass auch ihre Hände voller Blut waren.
Leise schlich er sich hinein und entledigte sich seiner Kleider. Er zog die Angorawäsche an und darüber wärmere Hosen aus Leder und ein Hemd, über das er eine Pelzweste anzog. Schnell zog er seine gefütterten Stiefel an und lief zum Bett. Der Graf beugte sich über seine Gräfin und küsste ihre Stirn.
»Ich werde bald wieder bei euch sein«, flüsterte er und sie seufzte im Schlaf.
Langsam ging er zur Tür und verließ das Gemach so schnell, wie er es betreten hatte. Kaum war die Tür geschloss en, eilte er los. Er wollte Esra finden und ihm einige Anweisungen für die Zeit seiner Abwesenheit geben.
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