Geliebte der Nacht
Der Butler trat ins Haus und sah James an, der gerade die Eingangshalle erreichte. Respektvoll nickte er seiner Herrschaft zu.
»Esra Ihr müsst auf die Gräfin aufpassen. Dieser Attentäter trachtet nach ihrem und meinem Leben«, erklärte er zügig.
»Wollt Ihr verreisen Herr?«
» Ich werde Verbündete im Kampf gegen diesen Geck suchen« , antwortete James und fragte: »Sind Pferde bereit?«
»Ja, Euer Gast kam mir entgegen und bat mich drei Rösser zu satteln. Auch Shadow ist gesattelt, Herr«, entgegnete der Butler.
~ Cassandra ~
Cassandra erwachte, als sie die Pferde wiehern hörte. Normalerweise vernahm sie es nicht bis ins Gemach, doch scheinbar hatte die Schwangerschaft ihre Sinne geschärft.
Das Baby schien besonders zu sein.
Schnell erhob die Gräfin sich und ging ans Fenster, sie öffnete es und streckte den Kopf hinaus. Seufzend zog sie sich zurück in die Wärme des Hauses. James, Caleb und Barbara waren vom Anwesen geritten und sie wusste nicht, was er nun vorhatte. Nicht einmal verabschiedet hatte er sich. Eilig legte sie einen Umhang an und lief zur Tür. Sie wollte sie gerade öffnen, als es klopfte. Langsam zog sie die Tür auf und sah in Esras Augen.
»Der Herr hat mich gebeten auf Euch aufzupassen, Lady Cassandra«, verkündete er.
Sie holte tief Luft und sah ihn verständnislos an. »Könnt Ihr mir sagen, wohin er reitet?«, fragte sie. »Er sagte nichts, außer dass dieser Attentäter nach Eurem Leben trachtet und ich deshalb vermeiden soll, dass ihr das Anwesen verlasst«, antwortete er.
Cassandra nickte, schob sich aber an dem Butler vorbei auf den Korridor.
»James sollte wissen, dass ich nicht wehrlos bin«, meinte sie und ging los. Eilig wandte er sich um und stellte sich ihr in den Weg.
»Ich muss Euch bitten in Euer Gemach zurück zu gehen«, entgegnete er.
»Ich werde nicht tatenlos herumsitzen.«
»Lady Cassandra geht zurück ins Gemach«, herrschte er sie an und sie riss die Augen auf.
Nie hatte er es sich gewagt, so mit seiner Herrschaft zu sprechen.
»Was maßt Ihr Euch an? Ich bin die Herrin dieses Hauses und mein Wort ist ebenso gewichtig wie das des Grafen«, erwiderte sie aufgebracht.
»Ich werde mich nicht über die Anweisung des Grafen hinweg setzen und Euch einer Gefahr ausliefern«, meinte er und griff an ihre Oberarme. Esra schien, trotz seiner hageren Erscheinung, über große Kraft zu verfügen, denn er schob sie problemlos durch den Korridor und zurück in ihr Schlafzimmer.
Der Butler schubste sie hinein und die Gräfin stolperte zum Bett. Ohne ein weiteres Wort zog er die Tür zu und Cassandra hörte, wie er die Tür abschloss. Sie eilte zur Tür und hämmerte gegen das Holz.
»Lasst mich heraus, Esra«, forderte sie laut.
»Es tut mir leid Mylady, aber das darf ich nicht.« »Ihr öffnet jetzt die Tür, oder ich vergesse mich«, schrie sie aufgebracht.
»Nein Mylady«, erwiderte er ruhig und fuhr fort: »Außerdem dürft Ihr Euch nicht aufregen. Denkt an Euer Kind.«
Schlagartig unterließ sie es, an die Tür zu hämmern. »Ihr habt ja recht«, murmelte sie.
Cassandra wandte sich um und lehnte sich gegen die Tür. Ihr Blick schweifte durch das Gemach. Sie sah die Fenster und schlich darauf zu. Lärm wollte sie um jeden Preis vermeiden, denn sicher stand Esra noch vor der Tür und lauschte. Es stand offen und vorsichtig kletterte die Gräfin hinaus. In ihren Pantoffeln landete sie im Schnee und sah sich um. Das Fensterglas schloss sie von außen, damit es nicht sofort auffiel, dass sie hinausgeklettert war. Eilig lief sie durch die Zentimeter hohe Schneedecke am Gebäude entlang und ihr Ziel war der Pferdestall. Ihre Hausschuhe waren schnell durchnässt, während sie durch den winterlichen Garten stapfte und das Baby bewegte sich viel. Jeder Tritt ließ die Gräfin innehalten. »Ich bitte dich, hör auf mich zu treten, wir müssen deinem Vater folgen«, sagte sie zu ihrem Bauch und streichelte ihn. Doch brachte es nichts, es trat weiter. Bisher hatte niemand sie vermisst. Cassandra erreichte den Stall nach einigen Minuten und sah sich um. Sie sah den Hengst, den sie ritt, seit sie Athene verloren hatte. Kopernikus, ein braunes Tier, kaute genüsslich auf dem Heu und sie lief zu ihm. Der Sattel war zu schwer für sie geworden und so stellte sie eine Holzkiste neben ihn, damit sie auf seinen Rücken klettern konnte. Jemand räusperte sich.
»Gräfin von Avabruck«, sagte ein Mann und sie sah sich um.
Cassandra erstarrte und sah direkt in seine
Weitere Kostenlose Bücher