Geliebte der Nacht
und seine Männer erlitten hatten, aber eine neue Angst ließ ihre Brust enger werden. Wie nahe war ihre Freundin dem Bösen, das Brent offensichtlich verbreitet hatte, gekommen?
Was, wenn Kendra etwas geschehen war? Was, wenn er ihr etwas getan hatte und sie Hilfe brauchte?
„Ich muss sie anrufen.“ Gabrielle begann in ihrer Handtasche nach ihrem Handy zu suchen. „Ich muss Kendra sofort anrufen und mich vergewissern, dass es ihr gut geht –“
Lucans Hand schloss sich um ihr Handgelenk, fest, aber auch bittend. „Es tut mir leid, Gabrielle. Ich kann nicht zulassen, dass du das tust.“
„Sie ist meine Freundin, Lucan. Und es tut mir leid, aber du kannst mich nicht aufhalten.“
Gabrielle klappte das Handy auf, entschlossen, den Anruf zu tätigen. Bevor sie Kendras Nummer wählen konnte, flog ihr das Gerät aus den Fingern und tauchte in Lucans Hand wieder auf. Er schloss es und ließ das Mobiltelefon in seine Jackentasche gleiten.
„Gideon“, sagte er im Plauderton, obwohl der stählerne Blick aus seinen silbernen Augen auf Gabrielle geheftet blieb. „Bitte Savannah herzukommen. Sie soll Gabrielle etwas zu essen geben und sich um ein komfortables Quartier für sie kümmern, während wir hier weitermachen.“
„Gib es mir zurück“, sagte Gabrielle und ignorierte die spürbare Überraschung der anderen Männer, als sie Lucans Anweisung in Frage stellte. „Ich muss wissen, ob es ihr gut geht, Lucan.“
Er trat auf sie zu, und einen Augenblick lang hatte sie Angst, er werde ihr etwas tun, doch er streckte die Hand aus und berührte ihr Gesicht. Vor den anderen streichelte er behutsam und tröstend ihre Wange und sprach sanft mit ihr. „Das Wohlergehen deiner Freundin liegt nicht in deinen Händen. Wenn sie von diesem Rogue noch nicht ausgesaugt wurde – und glaub mir, das ist sehr wahrscheinlich –, dann bedeutet dieser Kerl jetzt für sie keine Gefahr mehr.“
„Aber was, wenn er ihr etwas angetan hat? Was, wenn er sie zu so einem Lakaien gemacht hat?“
Lucan schüttelte den Kopf. „Nur die Mächtigsten unserer Art können Lakaien hervorbringen. Dieser Abschaum, der sich da in dem Tunnel in die Luft gesprengt hat, war dazu nicht in der Lage. Der Kerl war nichts als eine entbehrliche Schachfigur.“
Gabrielle entzog sich seiner Liebkosung, obwohl sie seine Berührung angenehm und tröstlich fand. „Was, wenn er Kendra auch so gesehen hat? Was, wenn er sie an jemanden übergeben hat, der mehr Macht besitzt als er?“
Lucans Gesichtsausdruck war grimmig, aber unerschütterlich. Sein Ton war sanfter, als sie es je erlebt hatte, was es umso schwerer machte, seine Worte zu akzeptieren. „Dann solltest du sie schnell aus deinem Gedächtnis streichen, denn sie ist bereits so gut wie tot.“
21
„Ich hoffe, der Tee ist nicht zu stark. Wenn Sie etwas Milch möchten, kann ich welche aus der Küche holen.“
Gabrielle lächelte. Die Gastfreundschaft von Gideons Partnerin wärmte ihr das Herz. „Der Tee ist prima, vielen Dank.“
Sie war überrascht, dass es im Quartier noch andere Frauen gab. In der schönen Savannah schien sie sofort eine Freundin gefunden zu haben. Von dem Moment an, als sie auf Lucans Befehl hin Gabrielle abholen kam, hatte Savannah keine Mühe gescheut, dafür zu sorgen, dass Gabrielle es entspannt und behaglich hatte.
Zumindest so entspannt, wie das möglich war, wenn man umgeben von schwer bewaffneten Vampiren in einem Hochsicherheitsbunker etwa hundert Meter unter der Erde saß.
Das allerdings war hier überhaupt nicht zu merken. Sie saß Savannah gegenüber an einem langen Tisch aus dunklem Kirschholz in einem geschmackvoll ausgestatteten Esszimmer und trank exotischen, würzigen Tee aus einer feinen Porzellantasse, während im Hintergrund sanfte Musik erklang.
Das Zimmer und die angrenzenden großzügigen Wohnräume gehörten Gideon und Savannah. Allem Anschein nach lebten sie wie ein normales Paar hier im Quartier, in einem behaglichen Wohnbereich mit luxuriösen Möbeln, zahllosen Büchern und wunderschönen Kunstgegenständen. Alles war von feinster Qualität, und alles perfekt gepflegt, nicht anders, als man es in einem vornehmen und teuren Sandsteinhaus in Back Bay erwarten würde. Hätten nicht die Fenster gefehlt, dann wäre diese Bleibe ein Traum. Und selbst dieser Mangel wurde ein Stück weit ausgeglichen durch eine atemberaubende Sammlung von Gemälden und Fotografien, die fast jede Wand schmückten.
„Haben Sie keinen Hunger?“
Savannah deutete
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