Geliebte der Nacht
geschmuggelt hat?“
„Hier ist nichts aufgeführt. Offenbar sind sie bei ihm nicht weit gekommen. Die Aufzeichnung gibt an, dass er aus der Verwahrung ausgebrochen ist, gleich nachdem diese Bilder aufgenommen worden waren. Er hat während der Flucht zwei seiner Wächter getötet.“
Und jetzt war er schon wieder entkommen, dachte Lucan grimmig und wünschte sich inbrünstig, er hätte den Scheißkerl in jener Nacht beim Club kaltgemacht. Er vertrug Versagen nicht besonders gut, am allerwenigsten bei sich selbst.
Lucan warf Niko einen Blick zu. „Ist dir dieser Typ je begegnet?“
„Nein“, entgegnete der Russe, „aber ich werde ihn mit Hilfe meiner Kontakte überprüfen und sehen, was ich finden kann.“
„Mach dich an die Arbeit.“
Nikolai nickte kurz und verließ das Techniklabor, während er bereits mit seinem Handy jemanden anrief.
„Das sind eindeutige Bilder“, sagte Conlan, der Gideon über die Schulter spähte, den Blick auf einen anderen Monitor gerichtet, der alle Fotos zeigte, die Gabrielle während des Mordes beim Nachtclub aufgenommen hatte. Der Krieger ließ einen Fluch entweichen. „Schlimm genug, dass im Lauf der Jahre Menschen einige dieser Blutbestienmorde mit angesehen haben, aber jetzt halten sie schon an, um ein paar Schnappschüsse zu machen?“
Dante ließ seine Füße mit einem dumpfen Knall auf den Boden fallen und begann herumzulaufen, als ob ihn die Untätigkeit dieses Treffens zunehmend in Unruhe versetzte. „Auf der ganzen Welt da draußen denken die Menschen, sie seien verdammte Paparazzi.“
„Der Kerl, der diese Aufnahmen gemacht hat, hat sich bestimmt ganz schön in die Hose gepisst, als er einen neunzig Kilo schweren Stammeskrieger gesehen hat, der ihn im Visier hatte“, fügte Rio hinzu. Grinsend sah er Lucan an. „Hast du dir die Mühe gemacht, zuerst seine Erinnerung auszulöschen, oder hast du den Dummkopf einfach an Ort und Stelle unschädlich gemacht?“
„Der Mensch, der den Angriff in dieser Nacht gesehen hat, war weiblich.“ Lucan starrte in die Gesichter seiner Brüder, verbarg aber seine Gefühle bezüglich der Neuigkeit, die er ihnen gleich mitteilen würde. „Es hat sich herausgestellt, dass sie eine Stammesgefährtin ist.“
„Madre de Dios“, fluchte Rio und strich sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar. „Eine Stammesgefährtin – bist du sicher?“
„Sie trägt das Mal. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.“
„Was hast du mit ihr gemacht? Oh Gott, du hast doch nicht …“
„Nein“, entgegnete Lucan scharf, aufgebracht durch die stille Frage, die in dem Zögern des Spaniers steckte. „Ich habe der Frau nichts getan. Da gibt es eine Grenze, die selbst ich nicht überschreite.“
Außerdem hatte er Gabrielle nicht für sich beansprucht, obwohl er in jener Nacht in ihrer Wohnung verdammt nahe dran gewesen war, das zu tun. Lucan biss die Zähne zusammen, und eine Woge düsteren Hungers überrollte ihn, wenn er daran dachte, wie verführerisch Gabrielle ausgesehen hatte, zusammengerollt und träumend in ihrem Bett. Wie verdammt süß sie auf seiner Zunge geschmeckt hatte …
„Was wirst du mit ihr machen, Lucan?“ Dieses Mal war es Gideon, der seiner Besorgnis Ausdruck verlieh. „Wir können sie wohl kaum auf der Oberfläche lassen, sodass die Rogues sie finden. Sie hat ganz sicher ihre Aufmerksamkeit erregt, als sie diese Bilder aufgenommen hat.“
„Und sollten die Rogues merken, dass sie eine Stammesgefährtin ist …“, fügte Dante hinzu. Die anderen Krieger nickten grimmig.
„Am sichersten wird sie hier sein“, meinte Gideon, „unter der Aufsicht des Stammes. Noch besser wäre es, wenn sie offiziell einem der Dunklen Häfen zugewiesen wird.“
„Ich kenne das Protokoll“, knurrte Lucan. Die Wut, die er empfand, wenn er daran dachte, dass Gabrielle den Rogues in die Hände fallen könnte – oder auch in diejenigen eines anderen Stammesmitglieds, falls er das Richtige tat und sie in einen der Dunklen Häfen des Volkes schickte – war viel zu groß. Keine dieser Möglichkeiten schien ihm im Augenblick akzeptabel, eine ungeheure Besitzgier loderte plötzlich und ungewollt in ihm auf.
Er starrte seine Kriegerbrüder kalt an. „Die Frau fällt in meinen Verantwortungsbereich. Ich werde entscheiden, wie in der Sache am besten vorgegangen wird.“
Keiner der anderen erhob Widerspruch gegen seine Worte, was er auch nicht angenommen hatte. Als Gen-Eins gehörte er hier zu den Ältesten; als Begründer der
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