Geliebte der Nacht
Klasse der Krieger innerhalb des Stammes war er der Erfahrenste. Sein Wort war Gesetz, und alle Anwesenden würden das respektieren.
Dante stand auf, drehte seine Malebranche -Klinge zwischen seinen langen, flinken Fingern und steckte sie mit einer fließenden Bewegung wieder in die Scheide. „Vier Stunden bis Sonnenuntergang. Ich bin weg.“ Er blickte schelmisch zu Rio und Conlan hinüber. „Hat jemand Lust auf ein kleines Spielchen, bevor die Angelegenheiten auf der Oberfläche interessant werden?“
Beide Männer erhoben sich, begeistert von der Idee, und mit respektvollem Nicken in Lucans Richtung verließen die drei großen Krieger das Techniklabor und betraten den Gang, der zum Waffenübungsbereich des Quartiers führte.
„Hast du noch mehr über diesen Rogue aus Seattle?“, fragte Lucan Gideon, als sich die Glastüren schlossen und nur noch sie beide im Labor waren.
„Momentan mache ich einen Abgleich sämtlicher Unterlagen. Wird nur eine Minute dauern, so oder so.“ Die Tasten klapperten, als er rasch etwas in die Tastatur eingab. Dann sagte er: „Bingo. Ich habe einen Treffer bei einem GPS an der Westküste. Sieh mal.“
Der Bildschirm füllte sich mit einer Reihe von nächtlichen Satellitenbildern von einer Landestelle der gewerblichen Fischerei vor dem Pugetsund. Das Überwachungssystem stellte sich auf eine lange, schwarze Limousine ein, die mit laufendem Motor hinter einem verfallenen Gebäude am Ende der Docks stand. Jemand beugte sich auf der Beifahrerseite durch das Fenster des Autos. Es war der Rogue, dem es vor ein paar Tagen gelungen war, Lucan zu entkommen. Gideon scrollte die nächsten Bilder durch, die ein offensichtlich längeres Gespräch zwischen dem Rogue und der Person hinter den verdunkelten Fenstern des Fahrzeugs, wer auch immer das war, zeigten. Im chronologischen Verlauf der Bilder zeigte sich, wie sich die Hecktür von innen öffnete, um den Rogue einsteigen zu lassen.
„Warte“, sagte Lucan und kniff die Augen zusammen, um die Hand des verborgenen Passagiers genauer zu betrachten. „Kannst du dieses Bild schärfer machen? Zoom auf die offene Autotür.“
„Ich versuche es.“
Das Bild vergrößerte sich stufenweise, auch wenn Lucan kaum besseres Bildmaterial benötigte, das ihm noch einmal eine Bestätigung für das lieferte, was er sah. Es war kaum wahrnehmbar, aber es war da. In dem Stück der bloßen Haut zwischen der großen Hand des Passagiers und der doppelten Manschette seines langärmeligen Hemdes befanden sich zahlreiche Gen-Eins- Dermaglyphen.
Nun sah Gideon sie ebenfalls. „Nicht zu glauben, jetzt sieh dir das an“, sagte er und starrte auf den Monitor. „Unser Mistkerl aus Seattle war in interessanter Begleitung.“
„Und ist es vielleicht noch“, erwiderte Lucan.
Nichts war härter und gefährlicher als ein Rogue vom Blut der Vampire der ersten Generation. Gen-Eins-Angehörige verfielen der Blutgier schneller und hartnäckiger als die späteren Generationen; sie wurden zu ungeheuer bösartigen Feinden. Wenn einer von ihnen die Absicht hegte, die Rogues in einen Aufstand zu führen, würde das der Beginn eines höllischen Krieges sein. Lucan hatte vor langer Zeit einmal in dieser Schlacht gekämpft. Er hegte nicht den Wunsch, das erneut zu tun.
„Drucke alles aus, was du hast, einschließlich einiger Zooms dieser Glyphen .“
„Schon in Arbeit.“
„Und bring mir alles, was du sonst noch über die beiden herausfindest. Ich kümmere mich persönlich darum.“
Gideon nickte, aber der Blick, den er Lucan über seine silberne Sonnenbrille hinweg zuwarf, war zögernd. „Du kannst nicht erwarten, sie alle ohne Hilfe außer Gefecht zu setzen, weißt du.“
Lucan bedachte ihn mit einem düsteren Blick. „Wer sagt das?“
Zweifellos lag dem blonden Vampir eine gelehrte Abhandlung über die Wahrscheinlichkeit und das Gesetz der Serie auf seiner genialen Zunge, aber Lucan war nicht in der Stimmung, sie sich anzuhören. Die Nacht würde bald anbrechen und damit eine weitere Chance, seine Feinde zu jagen. Er brauchte die übrigen Stunden, um einen klaren Kopf zu bekommen, seine Waffen vorzubereiten und eine Entscheidung darüber zu treffen, wo am besten zugeschlagen werden sollte. Das Raubtier in ihm war nervös und hungrig, aber nicht nach dem Kampf mit den Rogues, den er eigentlich herbeisehnen müsste.
Stattdessen stellte Lucan fest, dass seine Gedanken zu einer stillen Wohnung in Beacon Hill drifteten, zurück zu einem mitternächtlichen
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