Geliebte der Nacht
Besuch, der niemals hätte stattfinden sollen. Wie ihr Jasminduft hüllte ihn auch die Erinnerung an Gabrielles weiche Haut und ihren warmen, willigen Körper ein. Sofort war er angespannt, und sein Geschlecht regte sich allein bei dem Gedanken an sie.
Verdammt.
Das war der Grund, warum er sie nicht schon unter den Schutz des Stammes, hier auf dem Gelände, gestellt hatte. Aus der Distanz lenkte sie ihn ab. In seiner Nähe würde sie sich als verdammte Katastrophe erweisen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Gideon, der sich auf seinem Stuhl herumgedreht hatte, sodass er Lucan ins Gesicht sehen konnte. „Du hast ja eine ganz schöne Mordswut im Bauch, alter Freund.“
Lucan riss sich aus seinen düsteren Grübeleien und bemerkte, dass sich seine Fangzähne in seinem Mund zu verlängern begonnen hatten und sein Sehvermögen durch seine geschlitzten Pupillen geschärft war. Aber es war keine Wut, die ihn so verändert hatte. Es war schlicht und einfach Lust, und er würde sie befriedigen – lieber früher als später.
Mit diesem Gedanken, der in seinen Adern loderte, nahm Lucan Gabrielles Mobiltelefon von dem Plexiglasschreibtisch und marschierte aus dem Labor.
7
„Noch zehn Minuten bis zum Paradies“, sagte Gabrielle, als sie in ihren offenen Backofen spähte und den köstlichen Duft selbst gemachter Manicotti durch ihre Küche ziehen ließ.
Sie schloss die Ofentür und stellte den digitalen Timer neu ein. Dann goss sie sich ein weiteres Glas Rotwein ein und nahm es mit ins Wohnzimmer, wo leise eine alte Sarah-McLachlan-CD lief. Jetzt, nach sieben Uhr abends, begann Gabrielle endlich, sich von ihrem Abenteuer in der verlassenen Nervenheilanstalt zu erholen. Sie hatte einige anständige Aufnahmen, aus denen sich etwas machen ließ, aber das Beste war, dass es ihr gelungen war, dem furchterregend aussehenden Schlägertypen zu entkommen, der offensichtlich für die Sicherheit an diesem Ort zu sorgen hatte.
Das allein war bereits eine Feier wert.
Gabrielle kuschelte sich in die mit Kissen ausgestattete Ecke ihres Sofas. Sie trug eine gemütliche, warme taubengraue Yogahose und ein rosa T-Shirt mit langen Ärmeln. Ihr Haar war noch nass von dem Bad, das sie eben genommen hatte, und lose rostrote Strähnen lösten sich aus dem nachlässig im Nacken zusammengebundenen Pferdeschwanz. Frisch gebadet und endlich entspannt war sie heilfroh, dass sie es sich für die Nacht bequem machen und ihr Alleinsein genießen konnte.
Als die Türglocke weniger als eine Minute später klingelte, fluchte sie daher leise vor sich hin und dachte darüber nach, ob sie die ungewollte Störung ignorieren sollte. Es klingelte ein zweites Mal, beharrlich, gefolgt von einem durchdringenden Klopfen, das nicht so klang, als ob es ein Nein als Antwort akzeptieren würde.
„Gabrielle.“
Sie war bereits aufgestanden und leise auf halbem Weg zur Tür, als sie eine Stimme hörte, die sie sofort erkannte. Eigentlich sollte sie sie nicht so einfach erkennen, aber dennoch war es so. Lucan Thornes tiefer Bariton ertönte durch die Tür und hallte durch ihren Körper, wie ein Klang, den sie schon tausendmal zuvor gehört hatte und der sie zugleich beruhigte und ihren Puls rasen ließ.
Überrascht und zufriedener, als sie es sich eingestanden hätte, schloss Gabrielle die diversen Schlösser auf und öffnete die Tür.
„Hi.“
„Hallo, Gabrielle.“
Er begrüßte sie mit einer beunruhigenden Vertraulichkeit, seine stahlgrauen Augen unter den dunklen Brauen sahen sie eindringlich an. Dieser durchdringende Blick wanderte langsam nach unten, von ihrem zerzausten Haar über das seidene Friedenszeichen, das sich über ihre büstenhalterlosen Brüste erstreckte, bis hin zu den nackten Zehen, die aus den ausgestellten Beinen ihrer tief sitzenden Hose lugten.
„Ich habe niemanden erwartet.“ Sie sagte es als Entschuldigung für ihre Aufmachung, aber das schien Thorne nichts auszumachen. Tatsächlich spürte Gabrielle, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gesicht richtete, wie unter seinem Blick plötzlich ein Hitzeschwall ihre Wangen mit Röte überzog.
Als ob er sie an Ort und Stelle verschlingen wolle.
„Oh – Sie haben mein Handy“, sprudelte es aus ihr heraus, als sie das silbern glänzende Metall in seiner großen Hand schimmern sah.
Er hielt es ihr hin. „Ich bin später dran als beabsichtigt. Tut mir leid.“
Bildete sie sich das nur ein oder streiften seine Finger absichtlich ihre, als sie ihm das Gerät aus der Hand
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