Geliebte der Nacht
benötigte nur eine von ihnen, und die Wahl fiel ihm leicht. Er schickte die Blonde mit einem Kopfschütteln weg. Ihre Freundin machte es sich in seinem Arm bequem und streichelte ihn, während er sie von der Straße wegführte, in eine diskrete, unbeleuchtete Nische eines Gebäudes in der Nähe.
Er kam ohne Zögern zur Sache.
Lucan schob das Haar des Mädchens, das nach Rauch und Bier roch, beiseite und leckte sich die Lippen. Dann grub er seine ausgefahrenen Fangzähne in das Fleisch ihrer Kehle. Sie verkrampfte sich unter seinem Biss und hob die Hände instinktiv, als er den ersten langen Zug aus ihrer Ader nahm. Er saugte hart, da er kein Verlangen danach hatte, die Angelegenheit hinauszuzögern. Die junge Frau stöhnte jetzt, nicht aus Angst oder Unbehagen, sondern vor Vergnügen. Sie empfand einen Genuss, den nur Menschen erlebten, die im Bann eines Vampirs standen, der gerade ihr Blut frank.
Blut quoll Lucan warm und dickflüssig in den Mund.
Gegen seinen Willen schoss ihm ein Bild von Gabrielle durch den Kopf, wie sie in seinen Armen lag, und er stellte sich einen winzigen Augenblick lang vor, dass es ihr Hals wäre, an dem er jetzt saugte.
Dass es ihr Blut wäre, das ihm die Kehle hinunterlief, in seinen Körper strömte.
Gott, daran zu denken, wie es wäre, Blut aus ihrer Ader zu trinken, während sein Schwanz in ihre Hitze hineinstieße und sich tief in ihr ergösse …
Oh Gott.
Er verdrängte die Vorstellung mit einem bösartigen Knurren.
Das wird nie passieren, warnte er sich selbst streng. Die Realität war ungerecht, besser, er verlor sie nicht aus den Augen.
Tatsache war, dass es sich hier nicht um Gabrielle handelte, sondern um eine anonyme Fremde – genauso, wie es ihm am liebsten war. Das Blut, das er nun zu sich nahm, besaß nicht die Süße mit einem Hauch von Jasmin, nach der er sich sehnte, sondern einen bitteren Kupfergeschmack und wurde durch irgendeine milde Droge verfälscht, die seine Blutwirtin kürzlich zu sich genommen hatte.
Aber es spielte für ihn keine Rolle, wie sie schmeckte. Alles, was für ihn von Bedeutung war, war die Besänftigung seines Hungers, und dafür reichte jede Beliebige. Er trank noch mehr Blut von der jungen Frau, schluckte es hastig hinunter. Es war, wie immer bei ihm, nicht mehr als eine zweckmäßige Nahrungsaufnahme.
Als er fertig war, glitt er mit der Zunge über die beiden Löcher, um sie zu verschließen, und entzog sich dann der ungewollten Umarmung. Die junge Frau keuchte, ihr Mund war erschlafft und ihr Körper matt, als hätte sie soeben einen Orgasmus erlebt.
Lucan legte seine Handfläche auf ihre Stirn und ließ sie nach unten wandern, um ihre benommenen, schläfrigen Augen zu schließen. Diese Berührung würde ihre Erinnerung an das, was gerade zwischen ihnen passiert war, auslöschen.
„Deine Freundinnen suchen nach dir“, sagte er zu der Frau, als er die Hand von ihrem Gesicht nahm. Sie blinzelte verwirrt zu ihm auf. „Du solltest nach Hause gehen. Die Nacht ist voller Raubtiere.“
„Okay“, sagte sie und nickte freundlich.
Lucan wartete im Schatten, während sie um die Ecke des Gebäudes wankte, um ihre Freundinnen wiederzufinden. Er atmete tief ein, durch Zähne und Fangzähne hindurch, jeder Muskel seines Körpers angespannt und bebend. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Nur daran zu denken, wie Gabrielles Blut wohl schmecken mochte, hatte ihn vollkommen steif werden lassen.
Sein körperlicher Appetit mochte sich nun, da er Nahrung zu sich genommen hatte, etwas beruhigt haben, doch er selbst war keineswegs befriedigt.
Noch immer … war das Begehren da.
Mit einem leisen Knurren marschierte er ein weiteres Mal auf die Straße, noch missgelaunter. Er brach zu dem rauesten Teil der Stadt auf, in der Hoffnung, auf ein oder zwei Rogues zu stoßen, bevor der Morgen anbrach. Er brauchte nun dringend einen Kampf. Musste irgendetwas verletzen – selbst wenn dieses Etwas am Ende möglicherweise er selbst war.
Was auch immer nötig war, um ihn so weit wie möglich von Gabrielle Maxwell fernzuhalten.
8
Zuerst dachte Gabrielle, es wäre nur wieder ein erotischer Traum gewesen. Aber als sie am nächsten Morgen nackt in ihrem Bett aufwachte, ihr Körper ausgelaugt und gewisse Körperteile an den richtigen Stellen schmerzend, wusste sie, dass Lucan Thorne definitiv leibhaftig da gewesen war. Und, mein Gott, was hatte er für einen fantastischen Leib! Sie hatte nicht mehr mitgezählt, wie oft er sie zum Höhepunkt gebracht hatte.
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