Geliebte der Nacht
geschärft, und seine Gedanken wurden immer ungezähmter. Sein Körper war nervös, ungeduldig. Er knurrte vor Frustration, da er die Zeichen gut genug kannte.
Er musste wieder Nahrung aufnehmen.
Im Grunde war seit dem letzten Mal, als er sich so reichlich genährt hatte, zu wenig Zeit vergangen; der Vorrat an Blut hätte für eine Woche oder sogar noch länger reichen müssen. Dennoch quälte ihn sein Magen, als ob er dem Hungertode nahe wäre. Es war lange Zeit so gewesen, dass sein Verlangen nach Blut immer schlimmer geworden war. Beinahe unerträglich, je mehr er es zu unterdrücken versuchte.
Und dann: Verweigerung.
Das hatte ihn bis heute gerettet.
Aber früher oder später würde auch das nicht mehr helfen. Und was dann?
Dachte er wirklich, dass er sich so sehr von seinem Vater unterschied?
Bei seinen Brüdern war das nicht der Fall gewesen, und sie waren beide älter und stärker als er gewesen. Die Blutgier hatte sie schließlich beide erwischt. Der eine hatte sich selbst das Leben genommen, als die Sucht zu stark geworden war. Der andere hatte sich der Sucht völlig ergeben und war zu einem Rogue geworden. Er hatte seinen Kopf durch die todbringende Klinge eines Stammeskriegers verloren.
Als Angehöriger der ersten Generation verfügte Lucan über ein besonderes Maß an Stärke und Macht – und man brachte ihm einen unbedingten Respekt entgegen, von dem er wusste, dass er ihn nicht verdiente –, aber Lucan empfand beides, Stärke und Macht, auch als Fluch. Er fragte sich, wie lange er noch die Düsterkeit seiner eigenen wilden Natur bekämpfen konnte.
In manchen Nächten hatte er es gottverdammt satt, dass er das tun musste.
Lucan lief an den Passanten vorbei, die auf den Straßen unterwegs waren, und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Obwohl er auf einen Kampf vorbereitet war, war er froh, dass keine Rogues in Sicht waren. Nur einige vereinzelte Vampire einer späteren Generation aus dem Dunklen Hafen der Gegend waren zu sehen, eine Schar junger Männer, die bei einer fröhlich kichernden Gruppe menschlicher Partygängerinnen standen und verstohlen nach brauchbaren Blutwirtinnen suchten – so wie er momentan.
Er sah, wie sich die jungen Männer gegenseitig anstießen, und hörte, wie sie die Worte Krieger und Gen Eins flüsterten, als er auf dem Asphalt auf sie zukam. Ihre offensichtliche Ehrfurcht und Neugier gingen ihm auf die Nerven, auch wenn es nichts Neues für ihn war. Vampire, die in den Dunklen Häfen geboren und aufgewachsen waren, hatten selten die Gelegenheit, ein Mitglied der Kriegerklasse zu Gesicht zu bekommen, ganz zu schweigen von dem Begründer des einstmals gepriesenen und nun lange veralteten Ordens.
Die meisten kannten die alten Geschichten, in denen erzählt wurde, wie sich vor mehreren Jahrhunderten acht der wildesten, tödlichsten Stammesmänner zu einer Gruppe zusammengefunden hatten, um den letzten der wilden Alten und die Armee aus Rogues, die ihnen dienten, zu töten. Diese Krieger wurden zur Legende, und im Laufe der Zeit hatte ihr Bündnis zahlreiche Veränderungen erlebt. Zu Zeiten der Kämpfe mit den Rogues hatte sich das Bündnis sowohl zahlen- als auch flächenmäßig ausgebreitet; in den langen Friedenszeiten dazwischen hatte die Zahl der Bündniskrieger abgenommen.
Inzwischen bestand die Klasse der Krieger nur noch aus einer versteckten Handvoll Individuen überall auf der Welt, die größtenteils unabhängig voneinander operierten und von der Gesellschaft oftmals mit leichter Verachtung angesehen wurden. In diesem aufgeklärten Zeitalter von Recht und Ordnung wurden Kriegertaktiken auch vom Volk der Vampire als rückständig angesehen und kaum als etwas Legales betrachtet.
Als ob Lucan oder irgendeiner der anderen Krieger an der Front auch nur das geringste Interesse an öffentlicher Zustimmung hätten.
Mit einem Knurren in Richtung der gaffenden Jugendlichen sandte Lucan eine mentale Einladung an die sich unterhaltenden menschlichen Frauen, die von den Vampiren auf der Straße angesprochen worden waren. Die Augen aller anwesenden Frauen wandten sich ihm zu, wurden angezogen von der ungezügelten Kraft, die er wissentlich in Wellen ausstrahlte. Zwei Mädchen – eine vollbusige Blonde und eine Rothaarige, deren Haar nur ein oder zwei Grade heller war als Gabrielles zimtfarbene Locken – trennten sich sofort von der Gruppe und gingen auf ihn zu, ihre Freundinnen und die anderen Männer waren sofort in Vergessenheit geraten.
Aber Lucan
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