Geliebte des Blitzes
leid, was mit Oz passiert ist.«
»Ja, mir auch. Danke. Wie steht’s mit einem neuen Auftrag? Sicher liegt was Interessantes auf deinem Schreibtisch, in das ich mich reinknien kann.« Creed nahm
einen von den gewöhnlichen Aktenordnern und blätterte darin.
In seinen Sessel zurückgelehnt, wartete der Boss geduldig, bis Creed die Mappe zuklappte und seufzte.
»Bitte, Dylan.«
»Ich habe ein paar Aufträge von Devlin. Aber er will dich nicht wegschicken. Du sollst hierbleiben. Und damit hat er Recht.«
»Zur Hölle mit Devlin, zur Hölle mit dir, Dylan! Was richtig ist, weiß keiner von euch.« Creed stürmte aus dem Büro, zurück ins Sonnenlicht.
Es gab da nur ein Problem – er wusste selbst nicht mehr, was richtig war.
FAST ZWEI STUNDEN LANG versuchte Annika ihn auf seinem Handy zu erreichen. Sie konnte Creed nicht hinterherlaufen. Dazu fehlte ihr die Zeit, weil sie Erste-Hilfe-Kästen für die Rettungsteams herrichten musste, die sich um die potenziellen Hurrikan-Opfer kümmern würden. Aber – verdammt nochmal, sie wusste schließlich, wie die Wahlwiederholung ihres Handys funktionierte, und sie drückte alle fünf Minuten auf die Taste.
Als sie es zum achthundertsten Mal versuchte, klingelte das Handy. »Creed?«
»Dev. Ich muss dich sehen. Sofort. In meinem Haus.« Ohne ein weiteres Wort beendete er das Telefonat, und sie lief aus dem Trainingsraum, der momentan für die Vorbereitung auf den Notfall genutzt wurde.
Etwa sechzig Sekunden reichten ihr bis zu Devs Haus, und er stand gerade in der Küche, trug seinen üblichen
schwarzen Kampfanzug und starrte in den Kühlschrank.
»Dev? Alles okay?«
»Nein.« Er schloss den Kühlschrank und blickte auf. »Aber ich habe eine Organisation zu leiten, und ein Hurrikan droht New York City zu verwüsten. Deshalb muss mein Nervenzusammenbruch warten.«
Sie wollte ihn umarmen, doch er wirkte trotz der tragischen Umstände erstaunlich gefasst. Da wollte sie ihn keinesfalls wieder an seinen Schmerz erinnern. »Ich kann Creed nicht finden«, platzte sie heraus. »Seit heute Morgen nicht.«
»Gerade hat Dylan angerufen. Creed hat um eine Mission angesucht. Vor etwa drei Stunden.«
»Eine Mission? Warum?«
»Nun, ich hatte gehofft, das würdest du mir erklären. «
»Offenbar konnte er nicht klar denken. Er ist verletzt und wütend. Auf die Welt, auf mich … Oje, und er ist wirklich stinksauer auf dich und Oz und …« Als er zusammenzuckte, unterbrach sie sich und fluchte leise.
Jetzt umarmte sie ihn, und er drückte sie ganz fest an seine Brust. »Ich muss dir einen Auftrag erteilen.«
Entschieden schüttelte sie den Kopf. »In dieser Situation lasse ich dich nicht allein.«
Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Du musst fort, Annika.«
»Erst vor ein paar Stunden hast du Oz verloren.«
»Das weiß ich. Und ich weiß auch, dass du Creeds wegen hierbleiben willst. Aber es ist wichtig.« Er holte tief Luft. »Wieso ist er dir böse?«
Lässig winkte sie ab. »Das Übliche. Als ich erwähnte, dass ich bei dir war, flippte er aus.«
»Letzte Nacht ist für ihn eine Welt zusammengebrochen. Gib ihm etwas Zeit.«
Abrupt gingen ihre sanfteren Gefühle in Zorn über. »Meine Beziehung zu dir hat er nie verstanden. Das wollte er auch gar nicht. Sobald es um dich geht, reagiert er total irrational.«
»Ach, tatsächlich?«, fragte Dev in ruhigem Ton.
»Willst du wissen, ob er unfähig ist, mich mit jemandem zu teilen? Ja!« Annika schnaufte erbost. »Glaubst du immer noch, ich wäre zu unreif für eine engere Beziehung?« Die Erinnerung an das Gespräch, das sie im Frühling geführt hatten, trieb ihr das Blut in die Wangen.
Aber Dev schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Creed ist genau das, was du brauchst.«
Danach hatte sie nicht gefragt. Natürlich musste sie ihm Recht geben. Doch das war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden. Keinesfalls, weil er auf diese verrückte Idee gekommen war, sie wegzuschicken – ausgerechnet jetzt. »Ich dachte, wegen des Hurrikans willst du alle verfügbaren Agenten hierbehalten. Was für eine wichtige Mission soll ich denn übernehmen?«
Er raufte sich die Haare. Da wusste sie Bescheid – dieser Auftrag war ein echter Hammer. »Wyatt braucht Hilfe.«
Hätte sie ihre Hüfte nicht an die Küchentheke gestützt gehabt, wäre sie glatt umgekippt. »Wyatt ist am Leben?«
»Und er schlägt wie ein verdammtes Maultier aus.«
Einerseits fühlte sie sich erleichtert, andererseits ein
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