Geliebte des Blitzes
verdoppelte, sah sie Blut spritzen, direkt auf seine Hose. Stöhnend wälzte sie sich von ihm weg, hob ein Bein und schwang es in seine Kniekehle.
»Autsch!«, ächzte er. Aus dem Gleichgewicht geraten, stürzte er und prallte gegen den Couchtisch. Ehe sie aufspringen konnte, warf er sich auf ihren Körper, hielt sie mit seinem Gewicht gefangen und umklammerte ihre Handgelenke. Hilflos wand sie sich umher und begann gellend zu schreien.
»Pst, Darling«, bat er in einem sanften Ton, der keinen Sinn machte. »Tut mir leid. So leid.«
»Bastard!«, zischte sie und spuckte Blut in sein Gesicht. »Was zum Teufel …« Die Schmerzen benebelten ihr Gehirn, was ihren Zorn noch schürte. Mit letzter Kraft schlug sie ihre Stirn auf seine.
»Verdammt!« Wütend starrte er sie an. Aus einer klaffenden Wunde rann Blut in seine Augen. »Beruhige dich!«
»Ich soll mich beruhigen? Nachdem du über mich hergefallen bist?« Wegen der Schwellung in ihrer Nase und den Lippen klang ihre Stimme unartikuliert, auch weil sich ihr Mund zum zweiten Mal in zwei Tagen mit Blut füllte. Hoffentlich verstand Sean, was sie sagte, denn ihre Ohren dröhnten, und sie hatte ihre eigenen Worte kaum gehört.
»Das musste ich tun, denn du sollst überzeugend wirken.« Den Kopf zur Seite geneigt, wischte er das Blut auf seinen Ärmel. »Wir werden dich im selben Raum wie Wyatt gefangen halten. Erzähl ihm, du seist eine feindliche Spionin und
von mir enttarnt worden. Dadurch gewinnst du sein Vertrauen. Du wirst ihn heilen. Aber die besonderen Nebenwirkungen der angenehmen Art darfst du ihn nicht spüren lassen.«
»Deshalb hast du mich zusammengeschlagen.«
»Wie gesagt – du musst ihn überzeugen.«
Faith fluchte und befreite ihre Arme von seinem Griff, den er gelockert hatte. »Vor deiner Attacke hättest du mich wenigstens warnen können.«
Grinsend rollte er von ihrem Körper hinab und blieb neben ihr liegen, mit der trägen Erschöpfung eines Mannes, der soeben wilden Sex genossen hatte.
Sie stand auf und musste ihre ganze Willenskraft zusammennehmen, um nicht gegen seine Halsschlagader zu treten. »Was ist denn so verdammt komisch?«
»Du, Darling. Wyatt tut mir wirklich leid.« Zärtlich strich er über ihre Wade, und sie bekam eine Gänsehaut. »Meinen besten Vernehmungsspezialisten hat er widerstanden, ohne mit der Wimper zu zucken. Gegen dich hat er keine Chance.«
NATÜRLICH HATTE WYATT EINE CHANCE gegen sie, sobald sie ihn heilte – und sie heilte ihn nicht aus dem Grund, den Sean sich vorstellte. Nein, sie wollte Wyatt zur Flucht verhelfen.
Sean dagegen wollte die Genesung des Gefangenen aus finsterer Absicht: nur, damit dieser am Leben blieb, um weitere Qualen zu ertragen.
Doch nach der nächsten Folter würde Faith nicht mehr hier sein.
Mühsam schluckte Wyatt, und sie bedauerte, dass sie seine trockene Kehle nicht mit Wasser benetzen konnte. »Du arbeitest für Itor.«
»Nein, ich bin eine unabhängige Spionin.« Die letzten Narben seiner Wunden verschwanden, die Haut war wieder glatt und perfekt. Nun reduzierte sie ihre Kräfte, damit er sich entspannte, zumindest, soweit es möglich war, während seine Glieder fast aus den Gelenken gerissen wurden. Sie fand den Hebel, der den Apparat regulierte, und lockerte die Ketten.
Langsam atmete er aus. Offenbar fühlte er sich maßlos erleichtert. »Danke.«
»Nun werde ich deine Arme und Beine befreien. Aber ich traue dir nicht über den Weg. Deshalb werde ich dich mit meinen mentalen Fähigkeiten kontrollieren. Du wirst einen Druck spüren. Als würde ich dich festhalten. «
Dass er sie attackieren würde, durfte sie nicht riskieren. So gut sie auch zu kämpfen vermochte, er war größer und stärker. Und derzeit lief sein Selbsterhaltungstrieb auf Hochtouren.
Mittels ihrer besonderen Kräfte ließ sie seine Muskeln erstarren. Sobald er völlig reglos dalag, griff sie nach den Metallringen, die seine Fußknöchel umgaben. Ihre Finger streiften das massive Eisen. Dann schnappten die Schlösser auf. Instinktiv verstärkte sie die Energie, die Wyatts Beweglichkeit verhinderte. Sie hoffte inständig, er würde in dieser Zelle nichts finden, das er nach ihr schleudern konnte, denn offensichtlich stand er nicht mehr unter dem Einfluss der Drogen.
Faith beobachtete, wie auch seine Handschellen aufklappten. Plötzlich war er frei. Nur ihre Geisteskraft schützte sie vor einem Angriff.
Die stellte er auf die Probe. Sie spürte, wie er sich gegen die unsichtbare Kraft
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