Geliebte des Blitzes
sie ihn noch einmal festhielt, befreite er sich nicht. Entschlossen postierte sie sich direkt vor ihm. »Jetzt benimmst du dich wirklich wie ein Trottel. Außerdem hat Dev sich schon darum gekümmert, und seither macht der arme Adam einen weiten Bogen um mich. Neulich habe ich mich von hinten an ihn herangeschlichen und ihm auf die Schulter geklopft. Da wäre er fast in Ohnmacht gefallen. Keine Ahnung, was Dev ihm angedroht hat.«
»Dev. Natürlich. Überlass alles Dev, was ich nicht hinkriege. «
»Ich weiß gar nicht, was man da hinkriegen muss.« Um Himmels willen, wie blöd die Männer doch waren.
»Du, Dev und Adam – ihr alle wusstet, dass Adam dich hatte. Und ich war der einzige Idiot, den man im Dunkeln tappen ließ.«
»Adam hatte mich nicht.«
»Okay, besser gesagt hatte er nur seinen Schwanz in deinem Mund. Natürlich, denn wenn’s ums Schwanzlutschen geht, bist du ein Profi. Gibt’s noch andere Typen bei ACRO, über die ich Bescheid wissen sollte?«
Ein paar Sekunden lang öffnete und schloss sie lautlos die Lippen, bevor sie endlich flüstern konnte: »Du Bastard.«
In ihren Augen brannten Tränen. Hastig wandte sie sich ab. Das durfte Creed nicht sehen. Neuerdings war sie ein schreckliches emotionales Wrack, dauernd heulte sie und verlor die Beherrschung.
Sie hatte einen Schwangerschaftstest gemacht, um sicherzugehen, dass ihre Gefühlsduselei nicht mit so was zusammenhing. Zum Glück war der Test negativ ausgefallen. In ihrer Verzweiflung hatte sie sogar eine ACRO-Psychologin konsultiert. Die meinte, Annikas Unterdrückung der eigenen Gefühle während der CIA-Jahre habe einen emotionalen Stau verursacht. Durch ihre intime Beziehung zu Creed sei die Schleuse endlich geöffnet worden.
Kein Wort über den Zeitpunkt, wann das alles vorbei wäre, wann Annika sich wieder normal verhalten würde.
»O Scheiße, Ani, so habe ich’s nicht gemeint. Tut mir leid.« Creeds Stiefel polterten auf den Boden, dann umschlang er ihre Taille. Sie drehte sich in seinen Armen um und legte die Stirn an seine breite Brust.
»Schon gut.«
»Nein, es ist gar nicht gut. Was für ein eifersüchtiges Arschloch ich bin!« Er hauchte einen Kuss auf ihren Scheitel, mit warmen, tröstlichen Lippen. »Vermutlich sind alle Jungs, mit denen du – äh – zusammen warst, nur Teil eines Auftrags gewesen. Und ich werde ihnen niemals begegnen.«
Sie strich über seinen Rücken und liebte das Muskelspiel unter ihren Handflächen. »So viele Jahre ist das her. Und es hat nichts bedeutet.«
Aus Creeds Kehle rang sich ein leiser Laut, halb Knurren, halb Schnurren. Was immer es war, es vibrierte in ihrer Seele, und sie fühlte sich eigenartig – als hätte er ihr seinen Stempel aufgedrückt, so unheimlich ihr das auch schien. »Ich bin’s leid, dich mit irgendwem zu teilen, Ani.«
Da versteifte sie sich in seinen Armen. »Um Adam geht’s nicht. Sondern um Dev. Wieder einmal.« Über Dev dürfte er sich nicht beklagen. Also ließ er seinen Zorn an dem Verführer aus, der sie seit Jahren nicht einmal mehr anschaute. »Für mich seid ihr beide wichtig. Das weißt du. Und du weißt auch, dass ich nicht mit Dev schlafe.«
Sein schallendes Gelächter verwirrte sie, und sie befreite sich von der Umarmung. »Sag doch, Annika. Wenn du aufgeregt, wütend oder verletzt bist, wohin gehst du?«
Zu Dev. Scheiße. Nach der Rückkehr aus Griechenland war sie sofort zu ihm gelaufen. Direkt aus dem Flugzeug in sein Büro. So glücklich war sie gewesen, weil er sein Sehvermögen wiedererlangt hatte. Und es war ihr egal, dass er sie wegen der Griechenland-Eskapade wie einen Grünschnabel beim Militär herunterputzte. Natürlich beschimpfte sie ihn ihrerseits und fragte, warum zum Geier er so lange verschwunden war, warum er sie aus seinem Leben ausgeschlossen und Oz das ACRO-Kommando übertragen hatte.
Seine Erklärung hatte sie verblüfft und zutiefst erschüttert.
»ERINNERST DU DICH AN DEN LETZTEN HERBST? Da habe ich dich und Creed ins Haus meiner Eltern geschickt. Ihr solltet den Geist, der dort spukte, aus der Reserve locken. « Als sie nickte, fuhr er fort: »Nun, er ist verschwunden. Er war der Geist eines ehemaligen Itor-Agenten namens Darius, der von mir Besitz ergreifen wollte.«
»Warum?«
»Um Rache zu üben. Itors Boss, Alek, folterte ihn zu Tode. Denn Darius hatte Aleks schwangerer Freundin zur Flucht verholfen.«
Misstrauisch starrte Annika ihn an. »Das ist bestimmt sehr traurig, aber warum hat das Gespenst
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