Geliebte des Feuers
mehr Angst ein als vorher«, gestand Miri. »Können wir bitte auf den Punkt kommen?«
Robert seufzte. »Meine Auftraggeber haben mir eine sehr bedeutende Summe Geldes geboten, um Sie in meine Gewalt zu bringen, Dr. Lee. Einen Grund haben sie mir dafür nicht genannt. Ebenso wenig, wie sie mir die Bedeutung der roten Jade erläutert haben. Normalerweise würde ich mich mit einer solchen Vereinbarung zufrieden geben, aber in diesem Fall, angesichts der Jagd und der ... Aufmerksamkeit, die dieses spezielle Artefakt erregt hat, finde ich mich in der höchst ungewöhnlichen Situation wieder, dass mich das Warum mehr interessiert als das Geld.«
Dean runzelte die Stirn. »Ist das Ihre hochgestochene Art, einen Waffenstillstand vorzuschlagen?«
»Ich glaube, dieser Begriff ist die exakte Definition dessen, was ich zu verdeutlichen versucht habe.«
»Warum sollten wir Ihnen glauben?«, fragte Miri. »Und warum machen Sie sich diese Mühe? Sie brauchen uns doch nicht. Wir haben genauso wenig eine Ahnung wie Sie, was dieser Stein repräsentiert. Sie könnten uns die Jade ebenso gut wegnehmen und für sich behalten.«
»Sehr schlau«, gab Robert zu. »Aber dann würden alle Jagd auf mich machen, einschließlich meiner Auftraggeber, und eine solche Lage erscheint mir nicht wünschenswert.«
»Wie selbstlos«, fand Dean. »Wer hat Sie eigentlich engagiert?«, setzte er dann nach.
Robert sah ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck an. »Ich glaube nicht, dass ich das verraten sollte.«
»Und ich glaube nicht, dass mich das interessiert«, schoss Miri zurück und warf Dean einen Seitenblick zu. »Ihr beiden könnt euren Vertrag später aushandeln. Ich will jetzt wissen, wieso wir Ihnen«, dabei sah sie Robert an, »glauben sollten, dass Sie uns kein Messer in den Rücken rammen.«
»Weil ich grundsätzlich von vorn angreife«, erklärte Robert. »Weitere Zusicherungen kann ich Ihnen allerdings nicht geben. Ich bin kein guter Mensch.«
Miri sah ihn scharf an, als sie auf Kevin und Ku-Ku deutete. »Und was ist mit den beiden? Haben Sie ihnen wehgetan?«
»Würde Sie das stören?«, fragte Robert zurück.
»Allerdings.« Sie sah Kevin an, als sie das sagte. Der Mann verdrehte die Augen. Dean konnte sich nicht vorstellen, dass er Miri gegenüber ein ähnliches Mitgefühl an den Tag legen würde, obwohl er den Jadestein zurückgegeben hatte. Kevin starrte Dean an; er spürte fast, wie die Blicke des Mannes direkt über der Narbe in seiner Brust ein Loch in das Hemd bohrten.
Robert fiel das ebenfalls auf. Er stieß Kevin den Fuß in die Seite, woraufhin ihm der Mann einen hasserfüllten Blick zuwarf und unter seinem Knebel stöhnte.
»Sie waren nicht sonderlich gesprächig«, bemerkte Robert sanft. »Es ist mir nur gelungen, diesen Ort zu finden, der mich, wie ich zugeben muss, sehr überrascht hat; und das auch darum, weil einer ihrer jungen Gefährten verängstigt und dazu in einem so jämmerlichen Zustand war, als ich ihn fand, dass er alles ausgeplaudert hat, was er wusste. Allerdings hatte das eher mit diesem Ort zu tun, als dass er mich über irgendwelche Motive hätte aufklären können. Mit einer Ausnahme.« Robert lächelte. »Er sagte, dass das zweite Jadefragment hier gefunden werden könnte. Stellen Sie sich das vor. Es gibt mehr als ein Artefakt.«
»Und Sie haben sich den Stein noch nicht ... angeeignet?«
»Ich habe darauf gewartet, dass Sie beide hier eintreffen, was, wie ich wusste, über kurz oder lang geschehen würde. Außerdem hatte ich es nicht sonderlich eilig. Dieses Versteck ist offenbar ... mit Fallen gesichert.«
»Mit Fallen gesichert!«
»Ja. Soweit ich verstanden habe, sind diese Fallen recht altmodisch. Was ich zwar ein wenig übertrieben finde, aber ich nehme an, dass sie vor mehreren Jahrhunderten gebaut wurden, und zwar von Individuen mit großer Vorstellungskraft, sehr viel Hingabe und viel zu viel Zeit für ihr Vorhaben.«
»Klar«, sagte Dean. »Trotzdem frage ich Sie: Warum haben Sie sich die Jade nicht geholt? Das sollte doch ein Kinderspiel für Sie sein. Immerhin können Sie nicht sterben.«
»Aber ich kann festgehalten werden«, gab Robert zurück. »In einer Falle zum Beispiel.«
»Dann hätten Sie sich doch von Ihren Männern befreien lassen können.«
Darauf antwortete Robert nicht. Dean betrachtete sein teilnahmsloses Gesicht, dann zuckte sein Blick zu den beiden Männern an der Wand, die so taten, als würden sie gar nicht zuhören. Ihm wurde klar, dass Robert trotz
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