Geliebte des Feuers
Synapsen, okay, aber dieses Glühen in seinem Kopf, als er die Jade berührte, das war nicht nur menschlichen Ursprungs gewesen. Es ging über alles hinaus, was er je erlebt hatte. Und es rief ihn.
Es rief ihn.
Dean wechselte seine Vision; Miri verwandelte sich in ein strahlendes Wesen, das die Dunkelheit vertrieb. Nur dass sie nach wie vor keine Spur hinterließ. Dean streckte die Hand aus, umfasste Miris Taille, ihre Hand und zog sie an sich. Er drückte die Lippen auf ihre Wange, ließ sie zu ihrem Ohr gleiten. »Ich liebe dich«, flüsterte er.
Sie nickte und umarmte ihn so fest, dass er kaum noch atmen konnte. Dann ließ sie die Arme sinken und bewegte sich; er hörte das schwache, helle Singen von Metall. Ren hatte ihr ein neues Messer gegeben, weil sie ihr eigenes verloren hatte.
»Siehst du etwas?«, hauchte sie. Dean hob den Blick und starrte in den Tunnel voraus. Er fand Fährten, strahlend hell und verwoben. Und noch ganz frisch. Er trat hinein, und das Gefühl, auf etwas Bekanntes gestoßen zu sein, brannte in ihm.
Mist, dachte er und spielte mit dem Gedanken umzukehren. Aber sie waren schon so weit gekommen. Wenn nicht jetzt, dann niemals. Außerdem brauchten sie die Jade. Er mochte nicht genau wissen, wozu sie den Stein bekommen sollten, aber es genügte ihm, dass alle anderen ihn ebenfalls wollten. Und dass Miri und er irgendwie, aus irgendeinem Grund, in das Mysterium dieser Jadesteine verwickelt waren.
»Wer ist da?«, fragte Miri.
»Ein alter Freund«, erwiderte er und weigerte sich, mehr zu verraten. Das genügte. Er spürte, wie sie stehen blieb, und überlegte, ob er sie auffordern sollte zurückzubleiben. Nur würde sie schwerlich auf ihn hören.
Also gingen sie weiter, diesmal schneller. Das Plätschern von Wasser wurde lauter, und jetzt hörten sie auch noch andere Geräusche: Schaben, Schlurfen, Stoff, der an Stoff rieb. Und da, wieder dieses leise Stöhnen. Dean entsicherte seine Pistole. Gleichzeitig glühte sein Herz auf, und seine Haut schien zu brennen. Mittlerweile war er an dieses Gefühl gewöhnt, ja, er begrüßte es beinahe, denn trotz allem anderen, was ihm angetan worden war, schien ihm diese Hitze zu sagen, wann Gefahr drohte. Und das wusste er zu schätzen. So wie jetzt. Er rieb sich die Brust.
Der Tunnel endete. Vor ihnen lag ein Wasserfall. Auf der gegenüberliegenden Seite schimmerten Körper in einem von Kerzen sanft erleuchteten Raum. Der Geruch von Weihrauch war jetzt sehr viel stärker. Miri berührte seinen Ellbogen und deutete auf tiefe Nischen in den Wänden neben ihnen. Darin schimmerten wiederum Metallwände, und auf dem Boden zwischen den Nischen befand sich eine Schiene für diese Schiebetüren.
Dean zögerte nur einen Augenblick, bevor er durch den Wasserfall trat. Das Wasser war erschreckend kalt und bildete einen flachen künstlichen Fluss, der zu einem großen Loch im Steinboden floss, über dessen Rand er in die Tiefe stürzte. Irgendwo weiter unten glaubte Dean ein schwaches Rauschen zu hören.
Und er hörte ein Brüllen, ein Grollen in seinen Ohren; das waren sein Herz, sein Verstand, sein Körper, die rebellierten. Auf der anderen Seite des Loches, ihnen gegenüber, stand ein großer Stuhl aus Rosenholz, ein sehr eleganter, glänzender Stuhl. Darauf saß Robert, die Füße auf vertraute Gestalten gelegt, die gefesselt und geknebelt waren.
»An diesem Ort komme ich mir wirklich wie ein König vor«, sagte er und rieb sich mit dem Lauf seiner Waffe beiläufig die Wange. »Es ist wirklich bemerkenswert. Erinnert mich an frühere Zeiten.«
Dean spürte eine Bewegung, drehte sich jedoch zu langsam um. Ein großer grauhaariger Mann hatte in der Nische neben dem Wasserfall gestanden; ein Mann, den Dean nur am Rand wahrgenommen hatte, während er den Korridor nach Spuren durchsucht hatte. Und jetzt drückte er eine Waffe unter Miris Kinn. Sie wehrte sich nicht und schrie auch nicht, dafür war sie zu klug, aber Dean sah das Messer in ihrer Hand. Sie drückte es mit der Handfläche und dem Handgelenk an den Schenkel und wartete.
Dean zielte auf Roberts Kopf. Es wäre ein sauberer Schuss, aus guter Distanz, direkt ins Auge. Das einzige Problem war nur, dass die Gelegenheit wertlos war. Er hatte bereits genügend Kugeln an diesen Mann verschwendet. Wenn er getötet werden konnte, und Dean hoffte inständig, dass dies so war, dann besaß er, Dean, zweifellos nicht das nötige Know-how oder die angemessenen Instrumente dafür. Zum Beispiel eine
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