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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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recht entsinne?« Als Robert die Frage stellte, schimmerte ein merkwürdiger Hunger in seinen Augen.
    »Bei ihm waren die Umstände anders.« Dean fuhr mit seinen Fingern über Miris Handgelenk und tippte eine Nachricht auf ihre Haut. Unheimlich, sagte er.
    Einen Moment lang schien es so, als würde sich Robert umdrehen und weitergehen, doch dann zögerte er. »Wie?«, fragte er ruhig. »Wie hat man ihm das angetan?«
    »Jemand hat ihn verflucht«, antwortete Dean, der ebenfalls kurz zögerte, bevor er sprach. »Es ist eine ziemlich komplizierte Geschichte.«
    Miri starrte ihn an und versuchte herauszufinden, ob sie gerade richtig gehört hatte. Verflucht? O Mann, das war wirklich unheimlich.
    Roberts Kiefer mahlten. »Sie sagten, er konnte Kugeln spucken. Er besitzt diese Gabe also nicht mehr?«
    »Er hat den Fluch gebrochen«, sagte Dean. Miri sah zwischen den beiden Männern hin und her, ignorierte einen Moment lang die Verrücktheit ihrer Worte und konzentrierte sich auf ihr Mienenspiel. Die schrecklichen Gefühle, die sich unter Roberts ausdrucksloser Miene verbargen und deren Zucken nur von dem Zucken eines Muskels in seiner Wange verraten wurde; und Dean mit seinem kühl kalkulierenden Blick. Er war nachdenklich und auf eine gewisse Art viel unnahbarer als Robert.
    »Worum geht es?«, fragte sie, als sie das Schweigen zu brechen wagte. »Was ist es, das ihr beide wisst?«
    Robert lächelte. Es war ein finsteres Lächeln. »Männer wie ich, Dr. Lee, werden nicht geboren. Sie werden gemacht. Geschaffen und gebrochen, erneut geschaffen und wieder gebrochen, immer und immer und immer wieder. Es ist eine ungeheuer ermüdende Angelegenheit.«
    Er warf Dean noch einen scharfen Blick zu, drehte sich um und ging weiter. Dean beobachtete ihn, und seine Miene wirkte nach wie vor unergründlich.
    »Dean!«, flüsterte Miri.
    »Ich erzähle es dir später«, antwortete er. »Es ist wirklich eine lange Geschichte.«
    Was sie absolut nicht trösten konnte. Sie wollte es sofort wissen. Aber Dean ging weiter, und Miri folgte ihm. Planschend und stocksauer watete sie durch das eiskalte Wasser. Jemand hatte Robert also zu dem gemacht, was er war? Na und? Das hatte sie sich auch schon gedacht. Allerdings war sie von genetischer Manipulation ausgegangen und hatte Robert für eine Art Supersoldat der Regierung gehalten, á la Akte X. Tatsächlich bot aber angesichts dessen, was sie letztens erst gesehen hatte, Magie die bessere Erklärung. Magie, die Verbiegung der Realität; eine mysteriöse, unerklärliche Macht.
    Oderauch nicht. Himmel, du hast keinen Schimmer von dem, worüber du da sprichst.
    Der Gang wurde schmaler, sie kamen nur langsam voran. Der Boden war vom Wasser glatt geschliffen worden, und er war immer noch schlüpfrig und kalt. Miri hielt sich an den Wänden fest, um das Gleichgewicht zu behalten, als das Wasser unvermittelt höher stieg.
    Im nächsten Moment war Robert verschwunden.
    Es passierte urplötzlich. Sie hatte nur einmal geblinzelt, dann war er weg gewesen. Dean leuchtete mit seiner Lampe dorthin, wo Robert eben noch gegangen war. Es gab keine Störung im Fluss des Wassers, keinen Wirbel. Die Wände waren nach wie vor solide und feucht.
    Miri näherte sich vorsichtig der Stelle, doch dann versanken ihre Zehen plötzlich in einer Senke im Boden. Sie schwankte, aber Dean packte ihre Bluse und zog sie zurück.
    »Ein Loch«, stieß sie atemlos hervor.
    »Ja«, stimmte er ihr ein wenig zittrig zu. »Aber er ist nicht mehr hochgekommen.«
    »Sitzt er in der Falle?«
    »Warte.« Dean hockte sich hin und hielt die Lampe über das fließende Wasser. Dann deutete er auf etwas, und Miri bückte sich zu ihm hinunter. Sie sah Luftblasen.
    »O nein!«, stieß sie hervor.
    Dean zögerte. »Wollen wir ihn wirklich retten?«
    »Wir haben es versprochen«, erwiderte Miri. »Er sitzt unter Wasser fest, und wenn er nicht sterben kann ...«
    Sie musste den Satz nicht beenden. Dean zog sein Hemd aus und band sich das eine Ende um den Knöchel. Das andere Ende reichte er Miri, die sich den Ärmel um das Handgelenk knotete. Dann setzte sich Dean in das Wasser, ließ die Beine in das Loch hinunter und stemmte die Füße an den gegenüberliegenden Rand.
    »Sei vorsichtig«, sagte sie. Dean grinste sie über die Schulter hinweg an.
    »Wenn ich es nicht zurück schaffe«, sagte er, immer noch lächelnd, »dann denk an diesen Augenblick, damit er dich in der Nacht warm hält.«
    »Oh, du ... Scheusal!«, gab sie zurück und trat ihm

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