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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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und küsste sie. »Das ist ein gutes Leben, Miri«, sagte er. »Alles andere ist vielleicht Mist, aber wir beide zusammen, das ist ein gutes Leben. Ich hatte vergessen, wie gut es ist.«
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Ich hatte es auch vergessen.«
    Er nickte und zog sie vor sich. Sie fühlte die Hitze seiner Brust durch ihre Kleidung, fühlte das Glühen seiner Wunde, der Rune, an ihrer Schulter. Dann spürte sie eine andere Hitze in ihrer eigenen Brust. Sie berührte sie, staunend.
    Sie zogen an den Tauen, die vor ihnen hingen. Nichts passierte. Dann schoben sie sich hindurch. Es fiel ihnen schwer zu atmen. Miris Herz schlug laut in ihren Ohren, und sie konzentrierte sich nur immer auf die Stelle direkt vor ihr, auf die Taue, die endlosen Reihen von Tauen. Nur einmal senkte sie den Blick, weil ihr Fuß an etwas Hartes stieß. Es war ein menschlicher Schädel. Also hatte auch jemand anders diesen Weg genommen. Warum wohl?
    »Bist du okay?«, hauchte ihr Dean ins Ohr.
    »Mir geht’s prächtig. Und dir?«
    »Wie wohl nicht? Eine wunderschöne Frau reibt ihren Hintern an meinem Schoß. Mir geht’s fantastisch.«
    »Sex und Gefahr. Das macht dich an, hm?«
    »O Baby!« Er streckte die Hand aus und schob ein Tau zur Seite. »Wenn wir hier rauskommen ...«
    Miri hörte ein Klingeln. Dean stieß sie vorwärts, sie rannten los, und im letzten Moment warf er sie zu Boden und legte sich über sie. Er umschlang sie so fest, dass sie kaum Luft bekam. Sie kniff die Augen zu und fühlte, wie etwas ihr Bein traf. Dann dachte sie an Dean, der über ihr lag, und schrie unwillkürlich auf.
    »Dean! Dean!«
    »Alles okay«, murmelte er. »Ich glaube, mir geht’s gut.«
    Langsam rollte er sich von ihr herunter. Sie standen auf und überzeugten sich, dass keine Metallsterne unter ihren Händen und Füßen lagen. Miri drehte Dean herum. Auf seinem Rücken war kein einziger Schnitt. Dann betrachtete sie den Boden etwas weiter um sich herum. Er war von Sternen übersät. Sie untersuchte ihr Bein. Das Hosenbein ihrer Jeans war aufgeschlitzt, aber ihre Haut schien unversehrt.
    »Ich wünschte, ich wüsste, was mit mir geschieht«, murmelte Dean wie zu sich selbst.
    »Glaubst du, dass das jemand mit dir gemacht hat?«
    Dean zuckte hilflos die Achseln. Er blieb dicht neben Miri, als sie weitergingen. Sie redeten nicht. Miri fühlte sich nicht wohl. Noch so ein Schreck, und sie würde einfach umfallen. Und wenn sie noch länger in diesem Dschungel aus Tauen herumlaufen mussten ...
    Dann traten sie zwischen den letzten Tauen heraus. Vor ihnen befand sich eine andere Höhle. Und auf dem Boden lag Robert. Er war blutüberströmt. Tot, getötet von Tausenden von Schnitten.
    Miris Knie gaben nach, und mit einem Geräusch sank sie zu Boden.

14
    Robert brauchte eine Weile, bis er sich wieder erholt hatte. Miri und Dean saßen an der Wand und warteten. Sie verzichteten darauf, den kleinen Raum zu erforschen. Es gab zwar einen Ausgang, einen Tunnel, aber Miri spürte nicht das geringste Verlangen, sich ihm auch nur zu nähern. Das mochte vielleicht feige sein, aber hier ging es ums Überleben, und Robert war bereit, den Köder zu spielen. Selbstverständlich bestand die Möglichkeit, dass Dean rein körperlich ebenso unverletzlich war, aber Miri wollte das lieber nicht ausprobieren. Was sie betraf, so konnte Robert ruhig tot umfallen. So oft er wollte.
    Dean pfiff das Thema von The Twilight Zone, und schließlich bewegte sich Robert. Sie gingen nicht sofort zu ihm, sondern beobachteten, wie sich sein Körper auf dem Boden krampfhaft wand, als würde er von elektrischen Schlägen getroffen. Es war kein schöner Anblick.
    In der Falle. Sie erinnerte sich, wie er dieses Wort ausgesprochen hatte, als wäre eine Erinnerung damit verbunden. Wie es wohl war, nicht sterben zu können - wenn Roberts besondere Eigenschaft ihn tatsächlich unsterblich machte.
    Sie stieß Dean sanft mit dem Ellbogen an. »Du hast gesagt, du kennst noch einen zweiten Mann ... einen wie ihn.«
    »Hari. Ein Gestaltwandler. Er hat eine Freundin von mir geheiratet. Davor war er ... verflucht.«
    »Verflucht? Wie in ...?«
    »Magie. Voodoo. Schlechtes Mojo.«
    »Hu!«, machte Miri. »Also gut. Aber der ... Fluch wurde gebrochen?«
    »Ja«, antwortete Dean. Seine Stimme klang düster, was Miri vermuten ließ, dass diese Geschichte wirklich komplizierter war, als sie sich vorstellen konnte. »Ein Fluch hat Hari unsterblich gemacht«, fuhr er fort. »Der Mann, der Hari mit diesem

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