Geliebte des Feuers
war vielleicht in einer Stunde oder einer Minute tot, würde von dieser Existenz in eine andere übergehen, aber im Augenblick fühlte sie sich wie damals, wie Königin Bonnie neben König Clyde.
Der Tunnel beschrieb eine Kurve, und dahinter gelangten sie an eine Weggabelung, von der drei Gänge wegführten. Das Wasser floss durch alle drei Tunnel. Robert seufzte und lehnte sich an die Wand.
»Irgendwelche Vorschläge?«, erkundigte er sich.
Dean sagte nichts, sondern schloss nur die Augen, während Robert ihn beobachtete. Er schien von dem, was Dean tat, nicht sonderlich überrascht. Miri gefiel es gar nicht, dass dieser Mann so gut über sie informiert war.
Sie näherte sich ihm. »Wie viel genau wissen Sie eigentlich über uns?«
Robert sah sie an, und sie glaubte einen Schimmer der Überraschung in seinem Blick zu erkennen. »Man hat mir Akten gegeben, Dr. Lee. Sehr detaillierte Akten. Trotzdem hat es mich überrascht, Sie mit Mr. Campbell zu sehen, Ihre Vertrautheit zu erleben. Das deutet darauf hin, dass Sie sich bereits vor den Ereignissen der vergangenen Nacht kannten. Zwar wiesen die Unterlagen über Mr. Campbell darauf hin, dass er in der Nähe Ihres Wohnviertels gelebt hat, aber ich habe dennoch keine Verbindung gesehen, bis ich Sie beide zusammen erlebt habe.«
»Sie wussten gar nicht, dass er sich ebenfalls in dem Hotel befunden hatte, stimmt’s?«
Robert zögerte, bevor er antwortete. »Nein«, gab er dann zu. »Das wusste ich nicht.«
»Dennoch haben Sie Nachforschungen über ihn angestellt? Sie wussten, wer er ist, als Sie ihn gesehen haben.«
Diesmal gab er ihr keine Antwort. Miri vergaß die Furcht, die dieser Mann ihr eingeflößt hatte, die Gefahr, die er repräsentierte, und hakte nach. »Sagen Sie es mir«, drängte sie ihn. »Wer hat Ihnen diese Informationen gegeben? Und warum? Was war Ihr nächster Job? Sollten Sie ihn erledigen? Oder einen seiner Freunde?«
Schließlich sah Robert sie an. Seine Augen schimmerten in dem dämmrigen Licht hell und kalt. Es war ein morderischer Blick, aber Miri zwang sich, ihn kühl zu erwidern. Sie sah nicht weg. Ein Muskel zuckte in seiner Wange. Er ist wütend, dachte sie, aber als er antwortete, klang seine Stimme überraschend sanft. »Die Akten, die man mir gegeben hat, spielen keine Rolle mehr, Dr. Lee. Als ich Ihnen diesen Waffenstillstand anbot, habe ich jegliche Möglichkeit auf zukünftige Verträge mit diesem Auftraggeber verworfen. Allerdings muss ich keine Vergeltungsmaßnahmen fürchten, solange ich das, was ich beschaffen sollte, nicht für mich behalte. Doch man wird mir nicht mehr vertrauen. Das ist zwar eine große Enttäuschung, aber ich habe bereits weit Schlimmeres durchlebt. Wie auch immer, Ihr Mr. Campbell ist vor mir sicher.« Er lächelte. »Jedenfalls weitgehend.«
»Das bedeutet doch nur, dass jemand anders angeheuert wird.« Miri krampfte sich der Magen zusammen.
Robert zuckte mit den Schultern. »Das mag sein. Aber ich bezweifle, dass da draußen noch jemand herumläuft, der so gut ist wie ich.«
»Sie meinen, dass auch er uns nicht erwischen kann, so wie Sie?«
»Meine Liebe, der einzige Grund, warum ich Sie nicht erwischt habe, war der, dass man mir nicht erlaubt hat, Sie zu töten. Wären die Regeln anders gewesen ...« Er streckte die Hände aus, und sein Mundwinkel zuckte. Miri schluckte, und diesmal war sie es, die den Blick abwandte.
Dean schlug die Augen auf. Miri wusste nicht, ob er von ihrem Gespräch etwas mitgehört hatte, aber der Blick, den er Robert zuwarf, war so hart und böse, wie sie es noch nie bei ihm erlebt hatte. »Wir müssen den rechten Tunnel nehmen.«
»Also dann«, sagte Robert, stieß sich von der Wand ab und sprang wie ein Affe über das Wasser. Dean schlang seinen Arm um Miris Taille, als sie an ihm vorbeiging, und sah sie ernst an.
»Du hast uns gehört«, bemerkte sie.
»Werd nicht zu vertraulich mit ihm«, warnte er sie. »Wir können ihm nicht trauen.«
»Aber wenn er die Wahrheit sagt?«
»Darüber zerbrechen wir uns später den Kopf. Bis dahin möchte ich, dass du dich auf das Hier und Jetzt konzentrierst. Überleben, Miri, das ist alles, was mich interessiert. Ich will, dass du in Sicherheit kommst.«
»Dasselbe gilt für dich«, erwiderte sie leise und küsste ihn.
Sie folgten dem Tunnel, in dessen Wänden und Boden sich Risse zeigten, durch die das Wasser ablief, bis sie wieder trockenen Grund unter den Füßen hatten. Der Gang stieg an. Miri fragte sich, unter welchem
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