Geliebte des Feuers

heroischen Blödsinn, okay? Ich komme gleich hinter dir.«
    »Ich renne, okay, aber nur wenn du wirklich hinter mir bleibst«, erwiderte sie. »Ohne dich gehe ich nirgendwohin. «
    Robert trat zu ihnen. Seine grünen Augen leuchteten extrem hell, ein Muskel zuckte in seiner Wange. Mit seinem roten Haar sah er plötzlich wild aus, fast schon ein bisschen verrückt.
    »Wir sollten es jetzt versuchen«, erklärte er.
    Sie krochen zum Rand des Tunnels. Das Wasser stürzte sich über den Rand in ein Becken. Die Decke der Kammer senkte sich direkt vor dem Ausgang hinab und blockierte ihren Blick auf den größten Teil des Raumes. Dean sah nur den Rand des Lochs und das Wasser, das hineinströmte.
    Er erblickte auch einen weißen, schuppigen Schwanz und Blut. Unter dem Weihrauch roch er Asche.
    Robert winkte und deutete hinab. Unter ihnen befanden sich Mulden in der Felswand; ein schmaler Vorsprung, gerade groß genug, um einen Tritt in der Mitte der Wand zu bilden. Sie konnten sich darauf hinablassen und dann auf den Boden springen. Perfekt, vorausgesetzt allerdings, es gelang ihnen, sich zu beeilen. Lysander konnte Dinge in Sekundenschnelle verbrennen. Dem zu entkommen war recht schwierig, und außerdem wusste der Gestaltwandler ohne jeden Zweifel, dass sie hier waren und was sie vorhatten. Dean hoffte nur, dass er in redseliger Stimmung war.
    Er hörte ein feuchtes Schmatzen, Fleisch, das zerfetzt wurde. Miri war leichenblass. Er tippte ihr eine Frage auf den Arm. Bereit? Sie nickte. Dann tippte er dreimal auf ihren Arm, und sie nickte erneut, biss die Zähne zusammen und presste die Lippen aufeinander.
    Robert ging als Erster. Schlank und elegant schwang er sich lautlos über den Rand des Ausgangs auf den Vorsprung, so geschickt, wie ein Affe von einem Baum klettert. Miri war die Nächste. Ihre Koordination war zwar nicht ganz so perfekt, aber Dean hielt sie fest, und Robert wartete mit ausgestreckten Armen auf sie. Er sah nicht zu dem Drachen hinüber, das musste Dean ihm zugestehen, sondern konzentrierte sich ausschließlich auf Miri. Sobald sie unten war, schob Robert sie so, dass sie mit dem Rücken zur Wand stand. Dean glitt ebenfalls über den Rand des Lochs und suchte Halt. Er spürte den Vorsprung unter seinem Fuß, ließ sich hinab und sprang dann zu Boden. Geschmeidig landete er auf Händen und Füßen.
    Dann drehte er sich um und schob Miri zum Ausgang hinter dem Wasserfall. Sie bewegte sich, sah jedoch in die andere Richtung. Ihr Blick war so entsetzt, dass Dean nicht anders konnte, als selbst hinzusehen. Da waren noch mehr schreckliche Dinge, die seine Träume heimsuchen würden, weitere grauenvolle Visionen. Der Drache lachte, wälzte sich auf dem Rücken wie ein Hund, feist und riesig über Kevins zerfetzter Leiche. Der Archäologe war kaum mehr als ein Fettfleck auf dem Stein. Sein Oberkörper war zerschmettert und von Lysanders Gewicht zerquetscht worden. Der silbrige Rücken des Drachen war blutverschmiert. Ku-Ku saß in einer Ecke, zu einem Ball zusammengerollt. Sie war blutüberströmt, wirkte sonst jedoch unversehrt.
    Miri packte Deans Hand und zog fest daran. Lysander erstarrte und sah sie dann auf dem Rücken liegend an, wie eine Katze, die mitten im Spiel überrascht wird.
    »Mirabelle Lee«, sagte er. »Wie schnell wir uns wiedersehen. Ich glaube, du hast etwas für mich, hm? Oder ... nein. Die Diener meiner Partnerin haben dich belogen, stimmt’s? Sie sagten, die Jade wäre hier, obwohl sie in Wirklichkeit weit weggebracht wurde. Also geht die Jagd weiter. Ich merke, das freut mich.«
    Robert trat vor, die Waffe locker in der Hand. Dann zielte er auf den Drachen und feuerte.
    Die Kugel explodierte mitten in der Luft. Dean duckte sich schützend über Miri. Robert zuckte zusammen. Blut tropfte über seinen Arm. Er versuchte noch einmal zu feuern, aber die Waffe blockierte. Lysanders Augen glühten.
    Robert wirbelte herum und sah Dean an.
    »Laufen Sie!«, sagte er.
    Dean stieß Miri unter den Wasserfall, als Roberts Körper in Flammen aufging. Der Mann warf den Kopf zurück und schrie. Dean hob seine Pistole, zielte und drückte ab. Seine Waffe funktionierte. Die Kugel schlug in Roberts Kopf ein, und der Mann fiel zu Boden, immer noch brennend.
    Lysander lachte.
    Dean rannte los.
    Es war Nacht. Im Geschäftsviertel von Hongkong roch es nach Feuer, und die Neonlichter brannten hell über einem Betondschungel, der von Menschen und Autos bevölkert schien. Dean und Miri liefen durch das Licht,