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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Hand aus. Koni gab ihm eine Tasse Tee, die Ren in einem Zug leerte und dann wieder zurückwarf. Seine Augen waren immer noch blutunterlaufen, aber der Blick war nun klar und konzentriert. »Glaubt mir oder lasst es bleiben, das ist mir gleich. Aber eins sage ich euch: Auch wenn ich mich irre, etwas Merkwürdiges geht vor, vor allem zwischen euch. Ihr habt dieselben Träume, mein Gott. Ihr träumt dasselbe!«
    Miri wurde fast schlecht. Sie sah wieder Dean an und begegnete seinem Blick.
    »Ein Kreis«, sagte er leise, als spreche er nur mit ihr, als existiere außer ihnen beiden niemand auf der Welt. Vielleicht stimmt das ja auch, dachte Miri. Vielleicht ist es genau so.
    »Sand«, antwortete sie. »Knochen.«
    »Etwas, das mich niederdrückt. Und in der Nähe eine Frau, eine weinende Frau. Sie weint so sehr, dass es mir fast das Flerz bricht. Ich muss zu ihr gehen, muss ihr helfen.«
    »Aber es ist dunkel«, nahm Miri den Faden auf. Ihre Kehle tat weh, ihre Augen brannten, und sie schloss sie, als Deans Miene sich veränderte. Sie drückte ihre Stirn gegen seinen Hals.
    Du dachtest, es gäbe nichts mehr, das dich überraschen könnte, und dass du alles andere akzeptieren könntest, dass du dem Wahnsinn entkommen könntest. Und jetzt... das?
    Sie fühlte Deans Hände in ihrem Haar, seine Finger, die warm über ihre Kopfhaut strichen. Er drückte die Lippen gegen ihre Stirn. »Also haben wir dieselben Träume. Und du sagst, Ren, es wären Erinnerungen. Kumpel, Miri und ich haben uns das letzte Mal gesehen, als wir noch Kinder waren. Wir wurden mit sechzehn getrennt. Und davor? Da ist nichts von diesem Mist passiert. Es ist unmöglich. Wir haben mitten in Philadelphia gelebt. Kein Sand, keine Kreise, keine Menschen in Ketten.«
    »Ich kann es nicht erklären«, gab Ren zu. »Ich weiß nur, dass ich gestern Nacht meinen Körper verlassen habe, um zu schwimmen, und von euren Köpfen eingesogen wurde. Das passiert nicht gerade oft.«
    Miri holte bebend Luft. »Ich habe diesen Traum schon seit einer ganzen Weile, Dean. In letzter Zeit ist er stärker geworden, aber schon als ich klein war, war diese Dunkelheit immerzu da.«
    »Ich erinnere mich«, sagte er. Das war ihm längst klar gewesen, denn die Schatten hatten sie immer bedroht, des Nachts, und einmal hatte sie es ihm auch gesagt, es ihm gestanden. In dieser Nacht war er bei ihr geblieben, hatte auf dem Boden neben ihrem Bett geschlafen und ihren Schlaf bewacht.
    »Ich habe nichts gesehen«, hatte Dean ihr am nächsten Morgen gesagt. Er war der grimmigste und hohläugigste Zehnjährige gewesen, den sie jemals getroffen hatte. »Aber mach dir keine Sorgen, Miri. Ich glaube dir.«
    Er hatte ihr immer geglaubt, ihr vertraut.
    »Nichts hat sich geändert«, sagte Miri, als sie den Blick hob und die Männer ansah. »Wir müssen nach wie vor den zweiten Jadestein finden. Wenn wir das schaffen, wird sich der Rest von selbst ergeben, davon bin ich überzeugt. Und wir werden erfahren, wo ... unser Platz in diesem Rätsel ist.«
    »Du glaubst, es hat etwas miteinander zu tun?«, erkundigte sich Koni.
    »Man kann nichts für selbstverständlich nehmen«, meinte Dean. »Nicht nach allem, was passiert ist.«
    »Aber das erklärt nicht, wie es passieren konnte«, sagte Ren. »Oder warum.«
    Miri bog den Kopf so weit zurück, dass sie Dean in die Augen sehen konnte. Er erwiderte ihren Blick, und plötzlich war es nicht mehr so wie früher, sondern es schien etwas Neues zu sein, etwas, das sie noch nie erlebt hatte. Sie küsste ihn leidenschaftlich, biss ihm in die Lippe, zog ihn mit sich, als sie von seinem Schoß glitt und ihn zwang aufzustehen. Als er stand, seine heißen Hände auf ihrem Körper, so heiß, als würde die ganze Welt in Flammen stehen, beendete sie den Kuss. »Lass es uns zu Ende bringen, Dean. Ich will diese Sache jetzt beschließen, ich will keine Zeit mehr verschwenden.«
    Nicht darauf verschwenden. Nicht wenn wir so viel mehr mit unserem Leben anfangen können.
    »Ja«, sagte er. Mehr nicht.

    Für Hongkongs Luftraum galten wie für seine Wirtschaft andere Regeln als auf dem restlichen chinesischen Festland. Das schloss die Benutzung des Privatjets aus, sehr zu Miris Enttäuschung. Sie war überaus geneigt, den Luxus zu genießen, angesichts der gewaltsamen Zukunft, die ihnen drohte.
    Sie ließen Ren in Hongkong zurück. Er bot an, sie zu begleiten, bestand sogar fast darauf, aber Dean weigerte sich, das Angebot anzunehmen. Es war zu riskant. Außerdem gab es

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