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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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fragte Miri, weil Dean so abrupt verstummt war, dass ihr klar wurde, es müsse sich um etwas ziemlich Peinliches gehandelt haben. »Keine Drogen oder so was, hab ich recht?«
    »Nein«, erwiderte er grimmig. »Es war nur ... ich hatte viel Sex. Ich dachte, dann würde ich mich besser fühlen. Aber das machte alles nur noch schlimmer. Ich dachte immer an dich, was sich nach einer Weile richtig krank anfühlte, weil du erstens tot warst und ich mich zweitens immer an dich als Sechzehnjährige erinnerte. Was irgendwie falsch erscheint, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat. Also habe ich damit aufgehört. Ich meine, mit Frauen zu schlafen. Ich ... ich habe es einfach nicht mehr gemacht. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich meinen Trieb verloren hätte. Ich war immer noch ...«
    »Du musst mich nicht beruhigen«, erwiderte Miri trocken. »Ich bin ... von deiner Männlichkeit voll und ganz überzeugt.«
    Er grinste, aber das Lächeln erlosch schnell. »Ja? Ich habe nur eine gute Rolle gespielt. Meine Freunde glauben alle, dass ich ausschließlich Sex im Kopf habe.«
    »Und, stimmt das nicht?«
    »Doch ... schon, ja sicher. Aber sie haben keine Ahnung, dass ich schon seit Jahren nicht mehr mit einer Frau zusammen war.«
    »Seit Jahren«, erwiderte Miri. »Wie viele Jahre?«
    »Ziemlich viele.« Er klang bedächtig.
    »Mein Gott«, erwiderte sie. »Du bist meinetwegen ins Zölibat gegangen. Dann warst du ja der reinste Mönch.«
    »Ein Mönch mit einem Playboy-Abo, Kino und nächtlichen Verabredungen mit meinen magischen Fingern. Aber ich habe es für mich behalten.«
    »Hu«, meinte Miri. »Ich glaube nicht, dass ich so extrem gewesen bin.«
    Dean sah aus, als wäre ihm das Thema plötzlich unangenehm. »Ich muss das nicht hören, wirklich nicht.«
    »Ich habe bei den wenigen Malen, bei denen ich Sex hatte, an dich gedacht, also nehme ich an ...«
    »Miri!«, unterbrach Dean sie.
    »Du hast gesagt, du hättest herumgevögelt. Außerdem: Was ich von diesen Männern bekommen habe, war nicht unbedingt ein Vergnügen.«
    Dean knurrte. »Das macht mir beinahe noch mehr Kummer.«
    »Wenigstens bist du konsequent gewesen.«
    »He, ich habe nie behauptet, dass ich vollkommen bin.«
    »Ah«, antwortete sie. »Das bist du aber, für mich wenigstens.«
    Er küsste sie, und in der nächsten halben Stunde tobten sie auf dem Bett herum und liebten sich in kurzen, schnellen Quickies, nach denen Miri atemlos war und es sie am ganzen Körper kribbelte.
    »Miri«, begann Dean während einer kurzen Pause, in der er die Hände ruhig hielt und sein Mund nicht beschäftigt war. »Wenn all das vorbei ist, will ich dich heiraten. Ich will das hier festzurren.«
    Sie lächelte. »Dir ist doch aber klar, dass ich sowieso den Rest meines Lebens bei dir bleiben würde, ob mit oder ohne Trauschein? Oder nicht?«
    »Das ist mir egal. Ich will es legalisieren, auf dem Papier. Ich will legal und ganz traditionell verheiratet sein, mit allem Drum und Dran. Ich will, dass die ganze Welt sagt: Zur Hölle, ja, die beiden sind richtig verheiratet.«
    »Du bist ja so romantisch.«
    »Und das wird von jetzt an nur noch schlimmer«, versprach Dean, zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.

17
    Miri träumte in dieser Nacht von Dunkelheit, von einer Finsternis, die kein einfaches nächtliches Dunkel war, sondern etwas Schweres, Lebendiges, das sich zielstrebig, geschickt und mit einer boshaften Absicht bewegte. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, konnte den Mund nicht öffnen, um zu schreien. In ihrem Traum drückte ihr die Dunkelheit auf die Brust, zog ihr die glühende Haut ab, um ihr Fleisch zu fressen.
    Dann wachte sie auf und starrte an die Decke. Sie versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen und atmete durch die Nase, um Dean nicht zu wecken, der schlafend neben ihr lag. Miri beobachtete sein Gesicht und glitt dann behutsam aus dem Bett. Sie ging durch die dunklen Schatten des Zimmers ins Badezimmer, schloss die Tür und schaltete das Licht an. Während sie sich die Hände wusch, betrachtete sie sich im Spiegel und hielt wie erstarrt inne. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, eine Fremde würde sie aus dem Spiegel anblicken.
    Plötzlich waberte ihre Reflexion, die Welt schien zu versinken, ihr Gesicht verschwand und wurde von dem einer anderen Frau ersetzt, einer Frau mit denselben Augen zwar, aber mit anderer Haut und anderem Haar. Die Fremde bewegte die Lippen und sagte etwas, und hinter ihr sah Miri schneebedeckte Berge und

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