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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Gestaltwandler zuging. Noch während der Drache sich umdrehte, machte Dean eine merkwürdige Geste mit den Händen, als würde er etwas ziehen. Einen Moment lang flackerte ihre Vision. Sie sah, wie die Energie von dem Drachen in Dean hineinströmte.
    Du kommst zu spät, wollte sie ihm zurufen. Der Schatten ist verschwunden, er ist in mir. Aber sie konnte nur zuhören, wie Lysander stöhnte. Ihre Vision verschwamm, sie riss den Blick von Dean los und konzentrierte sich stattdessen auf die Dunkelheit, die sie umgab, spürte, wie sie sich sammelte, in sie eindrang, und kämpfte um ihr Leben.
    Aber sie war nicht stark genug. Es war ein sonderbares und schreckliches Gefühl, zu spüren, wie sich ihr Körper einem anderen ergab, diese Art von Vergewaltigung, diese Brutalität, diese grauenvolle Gewissheit, dass sie nur eine Marionette sein würde, ein Ding, ein Es, das willenlose Werkzeug eines anderen Verstandes. Sie konnte die Fäden sehen, sie bestanden aus schwarzem Rauch - sie spürte Hände aus schwarzem Öl, sah das Gesicht und blickte in Augen aus Nacht.
    Sie sank rücklings in dieses Verlies und wusste in diesem Moment, was Lysander gefühlt hatte, was viele andere unter dieser Kreatur hatten erleiden müssen, während sie unaufhörlich in ein ewiges Dunkel stürzten, das so leicht, so überwältigend und auch so grausam war.
    Ja, sagte der Schatten. Ja, du erinnerst dich.
    Miri antwortete nicht. Sie spielte das Spiel nicht mit. Weil die Alternative kein Geheimnis war. Sie wusste, was geschehen würde. Sie hatte es bereits gesehen; sie war in einem anderen Leben als Werkzeug des Todes benutzt worden, hatte Leben und Wesen gestohlen, sie in Nichts verwandelt, in ein Gefäß für das Grauen. Aber diesmal war sie sich sicher, dass die Macht, nach der dieses Ding gierte, für Größeres und Schrecklicheres eingespannt werden sollte als Mord. In ihrem Herzen wusste sie es mit vollkommener Sicherheit, als wäre dieses Wissen bereits ein Teil von ihr, als würden die Erinnerungen und die Gier dieser Kreatur, die ihren Verstand überwältigte, in ihr Bewusstsein übergehen.
    Wir werden die Welt neu erschaffen, hörte sie in ihrem Kopf. Wir werden die Welt neu erschaffen, und dann werden wir sie zerbrechen und begraben.
    Nein, dachte Miri. Nein!
    Aber es war zu spät. Miri erinnerte sich an die Frau, die gestorben war, die von dem Mann, der sie liebte, getötet worden war, und sie dachte auch daran, dass man Dean aufgetragen hatte, dasselbe zu tun. Jetzt verstand sie es. Sie war bereit.
    Sie hoffte nur, dass Dean ebenfalls bereit wäre.

20
    Dean bemerkte seinen Fehler einen Augenblick zu spät - der Schaden war bereits angerichtet. Er hatte Lysander angreifen wollen, schwenkte um und rannte zu Miri, doch er spürte, wie sie ihm bereits entglitt. Er variierte seine Vision und sah, wie die Dunkelheit ihr Licht umhüllte, nur konnte er sie nicht wegreißen. Ganz gleich wie hart er auch zog, er vermochte sie nicht zu befreien.
    Genauso wenig konnte er die Dunkelheit durchdringen. Dean zog Miri auf seinen Schoß und unterdrückte einen Schrei, als er ihren malträtierten, blutenden Körper sah. Sie atmete noch, und ihr Puls war kräftig, aber die Haut zwischen ihren Brüsten war roh und zerfetzt.
    Und ... mit Worten bedeckt. Dean beugte sich vor und sah ein schwaches Glühen unter dem Blut, das in die Wunde überging. Ein Glühen, das von den Worten ausstrahlte, von Worten, die auf ...
    Erst hielt er es für ihr Brustbein, doch als er genauer hinsah, bemerkte er, dass das Rot nicht nur vom Blut stammte. Es war ein Stein. Ein anderer Stein, der den Jadestücken ähnelte, die neben ihr lagen.
    Mein Gott!
    »Nein«, stöhnte jemand hinter ihm. Die Stimme kam ihm bekannt vor. »Nein, Sie haben zu lange gewartet. Sie müssen es jetzt beenden.«
    Dean warf einen Blick über die Schulter. Lysander starrte abwechselnd ihn und Miri an, während ihm das Blut aus dem Mund tropfte. Er wirkte jetzt eher wie ein Mensch als wie ein Drache. Seine Augen waren einfach nur golden, kein Leuchten, kein Schatten, nichts Scharfes war mehr darin. Selbst seine Stimme klang anders, tiefer, weicher.
    »Wie beenden?«, erkundigte sich Dean.
    »Mit dem Tod«, antwortete Lysander. »Sie müssen sie töten, bevor die Dunkelheit sie ganz verzehrt.«
    »Sie sind wohl verrückt geworden!«, knurrte Dean. »Ich werde sie niemals töten.«
    »Sie wissen nicht, was dieses Ding geplant hat«, wisperte Lysander. »Sie können sich nicht einmal vorstellen, was es

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