Geliebte des Feuers
hergekommen, um mir irgendwelche Gründe anzuhören, weswegen ich dir etwas antun sollte. So bin ich nicht, und du bist auch nicht so. Du gibst nie auf, Miri, niemals!
Niemals!, wiederholte sie. Dean spürte, wie sie ihre Kräfte sammelte. Er schlang sich um ihre Seele, während er unaufhörlich Licht und Energie von seinem Körper in den ihren pumpte und gegen die Dunkelheit ankämpfte. Einen Augenblick lang glaubte er, dass es funktionieren würde; er spürte, wie die Kreatur ihren Griff lockerte, sich zurückzog, aber dann fühlte er noch etwas anderes. Geh!, stieß Miri hervor. Geh zurück in deinen Körper, Dean! Beeil dich!
Er beeilte sich. Es kostete ihn nur einen Gedanken und ... entsetzlicher Schmerz, Blut, ferne Schreie empfingen ihn. Guter alter Körper. Rechts neben ihm lag Lysanders großer weißer Leib regungslos da, aber Dean hatte nur einen kurzen Blick dafür übrig, ein distanziertes, verwirrtes Erkennen, weil der Nachthimmel in seinem Kopf zu wirbeln schien, rasend schnell kreiste - und sich das riesige Gesicht einer Frau um ihn drehte, einer Frau, die ihm ebenso fremd wie lieb war. Ihre Brust glühte, und er sah das schwarze, schwache Höhnen.
»Sie gehört mir!«, sagte die Kreatur; Miris Mund stieß die Worte verzerrt hervor. »Und du auch.«
Dean blickte auf seine Brust, die ein erschütterndes Spiegelbild von Miris Brust war - über ihm. Er fühlte ihr Gewicht, das Brennen. Und doch konnte er nicht einmal genug Energie aufbringen, um Überraschung zu empfinden. Es war also auch ein Stein in seiner Brust, na und? Er glühte? Schön! Das war doch ein Klacks im Vergleich zu der Möglichkeit, Miri zu verlieren.
Sie senkte sich auf ihn, rutschte näher. Deans Brust pochte, sein Herz hämmerte, als die beiden Steine in ihren Brüsten nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Der Ausdruck auf Miris Gesicht war angespannt, gierig, es war nicht ihre Miene, das war doch nicht sie! Dean holte tief Luft.
Er erinnerte sich an Lysanders Worte. Wenn sie ihren Teil des Buches an Ihren bindet, wird eine rohe, unkontrollierbare Macht freigesetzt ... und er wird zur Stelle sein, um sie zu ernten. Er wird sie als Erster für sich beanspruchen, und das ist dann das Einzige, was zählt.
Er wird sie als Erster für sich beanspruchen, dachte Dean. Die Worte dröhnten in seinem Kopf. Der Erste, der die Macht beansprucht.
Macht war Energie, Energie, das waren Fäden, Fäden wie jene, die er überall um sich herum spürte und die zu nutzen er jetzt erst allmählich lernte.
Er dachte immer noch darüber nach, als Miri - oder die Kreatur, die von ihr Besitz ergriffen hatte - ihre Körper so aneinanderpresste, dass sich die beiden Steine in ihren Brüsten berührten. Die Stücke verbanden sich; Dean spürte, dass sie sich wie die Teilchen eines Puzzles zusammensetzten, und hörte ein Klicken. Es klang, als hätte sich ein Schlüssel in einem Schloss gedreht und eine Tür geöffnet.
Ihre Rümpfe glühten auf, vom Schlüsselbein bis zum Solarplexus strahlten ihre Körper ein schwaches Licht aus. Dean spürte keinen Schmerz, er fühlte gar nichts. Aber er sah, wie sich direkt vor seinen Augen die Haut um den Stein in Miris Brust kräuselte, zurückwich und sich in dem Licht glättete, das durch den Ansatz von Miris Brüsten strahlte. Deans Brust schien Blut und Knochen zu verschlucken, bis am Ende nur noch die Worte übrig waren, Worte, die auf ihrer Haut schwebten, einer Haut aus Stein. Wie rotglühende Schmetterlinge flatterten sie umher.
Dann kam die Macht. Dean fühlte ihre Woge, eine wahre Flutwelle, und die Dunkelheit griff nach ihr, reckte sich danach. Aber Dean war bereit und fasste sie zuerst, nahm sie wie einen Faden aus Energie, der sie ja letztlich auch war. Er tat es ohne Zögern, ohne über die Folgen nachzudenken; er nahm die Macht und goss sie in Miri hinein, ein reines, sauberes Feuer, das den Schatten um ihren Geist und ihre Seele wegbrannte. Er hörte einen ungeheuerlichen Schrei, dann Musik, spürte in seinem Mund das Flattern von Flügeln. Er öffnete die Lippen, ließ sie hinaus. Ließ sie singen.
Das Licht erlosch.
Dean träumte. Er träumte, dass er in einem Sandkreis stand, nur diesmal gab es keine Knochen, und er war auch nicht mit Ketten gefesselt. Keine Frau schluchzte. Es gab nur Licht und Dunkel. Alles war sehr einfach.
»Also«, sagte jemand hinter ihm. »Mir scheint, Sie haben einen anderen Weg gefunden.«
Dean drehte sich um. Rictor stand mit verschränkten Armen am
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