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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Frau, erschien es ihm so, als sähe er ein Bild aus einem Traum, einem Traum, der zu bizarr war, als dass er wahr sein konnte, und doch ... da war er.
    »Sie kämpfen nicht mit fairen Mitteln«, erklärte Dean. Seine Brust schmerzte, und sein ganzer Körper schien zu kribbeln.
    »Sie machen es mir aber auch sehr schwer, anders zu kämpfen«, erwiderte Long Nu. »Genau genommen machen Sie es mir unmöglich.«
    Sie richtete sich auf und erschien im nächsten Augenblick wieder menschlich. Ihre Bluse war zerrissen und klaffte auf, ebenso ihr Rock. Drachenkörper waren für menschliche Kleidung nicht geeignet. Long Nu beachtete ihre Nacktheit jedoch nicht. Sie starrte nur Dean und Miri an, die sich an den Händen hielten, als wären das Rettungsringe. Er hätte Miri gern gefragt, wie es ihr ging, aber er ka nn te die Antwort wohl schon.
    »Werden Sie auf mich hören?«, wollte Long Nu wissen. »Werden Sie mich anhören, ohne sich zu wehren?«
    »Owen«, sagte Miri. »Erzählen Sie mir erst, wie es ihm geht.«
    »Owen ist in Sicherheit. Ich habe mich persönlich um ihn gekümmert, Mirabelle. Er ist mir sehr lieb.«
    »So lieb wie Ihr Ehemann, nicht wahr?«
    Long Nu presste die Lippen zusammen. »Ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Und nicht nur Ihretwegen.«
    »Wo ist Lysander?«, erkundigte sich Dean. »Wo ist er, und wie wird er für seine Verbrechen bezahlen?«
    »Wieso glauben Sie, dass er das tun müsste?«, fragte Long Nu. »Er war von einem Geist besessen.«
    »Das ist zu leicht«, antwortete Dean. »Da machen Sie es sich zu leicht, und das wissen Sie genau.«
    »Ich weiß, dass es noch zu wenige von uns gibt, als dass ich ihn Ihrer Justiz überantworten könnte. Wie würde die Strafe lauten, Mr. Campbell? Eine Kugel in den Kopf? Eine kaltblütige Hinrichtung?«
    »Er hat gemordet. Und ganz gleich wie schuldbewusst er sich deshalb auch fühlen mag, ich weiß, dass er sich früher hätte wehren können. Ich habe gesehen, wie er es am  Ufer des Sees versucht hat. Ich sah, wie er zögerte. Wenn er jedem seiner anderen Opfer dieselbe Chance gegeben hätte ...«
    »Das reicht«, schnitt ihm Long Nu das Wort ab. »Lysander unterliegt meiner Verantwortung und geht Sie nichts mehr an.«
    »Und Bai Shen?«, fragte Miri kalt.
    Long Nu senkte den Blick.
    »Ich bin gerade noch rechtzeitig eingetroffen, um ihn zu retten. Es war dumm von Bai, sich einzumischen. Ich habe seinen Einfallsreichtum unterschätzt.«
    Dean knurrte. »Sie haben unterschätzt, wie sehr er seinen Vater liebte.«
    »Wohl kaum«, erwiderte sie. »Sein Vater war nie besonders liebenswert.«
    Miri runzelte die Stirn. »Ich will endlich ein paar richtige Antworten bekommen. Ich möchte alles über die Jade wissen und ... über uns.« Sie warf Dean einen Seitenblick zu.
    »Die Jade«, murmelte Long Nu und setzte sich wieder auf den Bettrand. »Diese Jadefragmente sind nichts weiter als Symbole. Sie besitzen keine echte Macht.«
    »Sie lügen«, widersprach Dean. »Ich habe diese Steine in der Hand gehabt. Sie besitzen Macht, Long Nu. Und außerdem: Warum all die Mühe, etwas aufzuspüren, das keinen Schaden anrichten kann?«
    »Um die Aufmerksamkeit von dem echten Schatz abzulenken«, erklärte Long Nu. »Die Jade-Artefakte haben schon eine gewisse Macht, aber nur aufgrund ihrer Historie. Sie erzählen eine Geschichte, müssen Sie wissen. Die Geschichte von zwei Personen, zwei sehr tragischen Lebensläufen. Alles, was diese Individuen waren, und alles, was sie erlitten haben, ruht in diesen Steinen. Die übrigens, darf ich hinzufügen, nicht die einzigen ihrer Art sind. Es gibt noch andere ... dieser Pärchen, noch ältere, die überall auf der Welt verstreut sind.«
    »Aber die Lebensläufe, von denen Sie gesprochen haben ... Sie meinen damit nicht die Mumien«, folgerte Miri. »Diese Jadestücke wurden ihnen doch in die Brust verpflanzt. «
    »Ja. Dieser Mann und diese Frau haben nur eine sehr lange Tradition fortgesetzt, eine Art Religion, die sich der Aufgabe geweiht hatte, das zu beschützen und zu ehren, was jetzt so sicher in Ihnen beiden ruht.«
    »Und das wäre?«
    »Ein Buch«, erwiderte Long Nu ruhig. »Ein sehr mächtiges Buch.«
    »Ein Buch«, wiederholte Dean tonlos. »Wir haben also Bücher in uns.«
    »Ein Buch, das in zwei Teile zerbrochen ist. Ein Buch aus Fleisch und ein Buch, das ursprünglich zu einem einzigen Zweck erschaffen wurde.«
    »Um zu töten«, murmelte Miri, ins Leere starrend. Dean erinnerte sich an seine erste Vision von

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