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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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gedehnt. »Das heißt, Ihre Großmutter kannte sie, und das genügte. Sie und ich waren alte Freundinnen.«
    Miri verschlug es den Atem, und Dean drückte ihre Hand. Er beobachtete, wie ein Sonnenstrahl durch das offene Fenster fiel und ihr Gesicht beleuchtete. So konnte er deutlich die Tränen in ihren Augen erkennen.
    »Sie hat mich angelogen«, sagte Miri. Dean empfand diese Worte fast wie einen Schlag ins Gesicht. Er wusste, was sie fühlte. Die Vorstellung, dass Ni-Ni so viel gewusst und dennoch all die Jahre geschwiegen hatte ...
    »Sie hat nicht gelogen«, sagte Long Nu rasch, und zum ersten Mal glaubte Dean so etwas wie Sorge in dem Gesicht der Drachenfrau zu erkennen. »Sie hätte Ihnen die Wahrheit gesagt, wenn Sie die entsprechenden Fragen gestellt hätten. Glücklicherweise hatten Sie aber keine Ahnung von dem, was Sie in sich trugen.«
    »Aber sie wusste es. Und auch über Dean wusste sie Bescheid.«
    Long Nu sah ihn an. »Ja. Wir ahnten nicht, wann oder wie es passieren würde, aber es war uns schnell klar, dass Sie beide sich unwiderstehlich zueinander hingezogen fühlen würden.«
    »Deshalb hat Ni-Ni meine Freundschaft zu Dean auch ermutigt.«
    »Ich habe sie keineswegs dazu gezwungen, falls Sie das bekümmert. Sie mochte ihn genug, um sich aus eigenem Antrieb um ihn zu kümmern, mit oder ohne meine Hilfe.«
    »Sehr erleichternd«, murmelte Dean sarkastisch. »Ich bin froh zu hören, dass alle Liebe, die mir in meinem Leben entgegengebracht wurde, zunächst einmal von Ihnen gebilligt wurde. Da wir gerade davon sprechen, damals, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, in den Bergen, nachdem wir Dela und Hari gefunden hatten ... da wussten Sie also auch schon, wer ich war?«
    »Ja«, gab Long Nu zu. »Obwohl ich Ihr Leben gar nicht so genau verfolgt habe, wie Sie sich das vielleicht vorstellen mögen. Ich wusste nur, dass Sie noch lebten und die Magie unversehrt geblieben war. Mehr war auch nicht wichtig für mich.«
    Mehr war nicht wichtig. Dean hatte das Gefühl, dass sie Miris und sein Leben in noch viel größerem Umfang manipuliert hatte, und zwar in wichtigen wie in unbedeutenden Dingen. Und dass die Tatsache, dass er Miri diese zwanzig Jahre lang nicht hatte finden können, mehr mit der alten Frau vor ihm zu tun hatte als mit irgendeinem Zufall. Diese Vorstellung konnte er nur schwer schlucken, und außerdem bezweifelte er, dass er eine ausreichende Antwort auf auch nur eine der vielen Fragen bekommen würde, die er noch hatte.
    »Sie sind die graue Eminenz im Hintergrund«, sagte er. »Sie haben überall Ihre Finger im Spiel. Hat Robert auch für Sie gearbeitet?«
    »Robert«, erwiderte Long Nu gedehnt. »Sie meinen den Mann, der die Arbeit meiner Leute gestört hat? Ja, ich weiß von ihm. Doch nein, er hat nicht für mich gearbeitet.«
    »Er sollte mich entführen«, sagte Miri. »Und die Person, die ihn bezahlt hat, wusste bereits lange vorher, was Owen aus dieser Mumie holen würde, und auch, wann genau und wo.«
    »Er ist ein bisschen wie Sie, hm?«, fragte Dean Long Nu. »Immerhin wussten Sie auch, wann wir das Licht der Welt erblicken würden.«
    Die alte Frau antwortete nicht. Dean sah Miri an. Sie tauschten einen wissenden Blick. Geheimnisse, immer mehr Geheimnisse. Dean hatte sie allmählich satt.
    »Warum all diese Heimlichkeiten?«, fragte er sie. »All das hätte so einfach gelöst werden können, wenn Sie sich direkt eingemischt hätten.«
    »Möglicherweise«, gab Long Nu zu. »Aber meine Ahnen haben dem Unsterblichen, der Ihr Vermächtnis schuf, einen Eid geschworen. Es ist ein verpflichtender Vertrag, der Tausende von Jahren von einer Generation an die nächste weitergegeben wurde. Er schränkt unsere Möglichkeiten ein und ... bindet uns.«
    »Oh«, erwiderte Dean. »Mir kommen die Tränen.«
    Long Nu presste die Lippen zusammen. »Glücklicherweise wurden wir für diese Einschränkungen anderweitig entschädigt.«
    »Mit Menschen wie Kevin und Ku-Ku«, sagte Miri und zupfte an ihrem Verband. Dean sah die Schatten unter ihren Augen. Sie brauchte Ruhe oder zumindest etwas Zeit, um ihre Wunden ungestört lecken zu können.
    Long Nu stand auf. Der Raum wirkte plötzlich klein. Sie war keine besonders große Frau, aber ihre Persönlichkeit hatte durchaus etwas Bedrückendes. Dean hörte leichte Schritte die Treppe hinaufsteigen. Long Nus Augen blitzten golden auf, als ein bekanntes Gesicht um die Tür spähte. Miri stieß den Atem aus. Dean grinste.
    »He«, machte Koni und

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