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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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merkwürdigen Krankheit, bei der einem die Augäpfel explodierten. Es war gar nicht so, wie sie sich ein wundersames Wiedersehen vorgestellt hatte - und das hatte sie vor all den Jahren getan, als es ihr noch so schwergefallen war, seinen Tod zu akzeptieren. Sie hatte davon geträumt, wie er sie umarmte, ihr ins Ohr lachte, in der Küche, mit ihrer Großmutter, seine Hände fettig von Knödeln und Schweinefleisch, während er sie mit Essstäbchen kitzelte und sie vor Liebe fast wahnsinnig wurde.
    Jetzt drückte sich Miri gegen die Tür eines Taxis und warf Dean einen verstohlenen Blick zu, betrachtete seine lässige Haltung. Sein Profil wirkte älter, aber es war immer noch das ihres Freundes, machte immer noch einen vertrauten Eindruck. Scharf geschnittene Wangen, kräftiger Mund, klare Augen. Das weiche blonde Haar wie immer zerzaust. Er hatte die Hände auf seine Schenkel gelegt und trommelte mit den Fingern, während er aus dem Fenster starrte. Er sah gut aus, fast besser als in ihrer Erinnerung, was sie ebenfalls beunruhigte.
    Er drehte den Kopf zu ihr und ertappte sie dabei, wie sie ihn musterte.
    »He«, sagte er zärtlich.
    »He«, erwiderte sie, und dann musste sie einfach noch etwas sagen, irgendwas. »Das ist verrückt.«
    »Ja.« Einen Augenblick lang schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und zögerte. Schließlich sagte er gar nichts, sondern schenkte ihr einfach nur ein schwaches, unglaublich schüchternes Lächeln.
    Wie hast du überlebt?, fragte sie ihn stumm. Hat Magie dich gerettet? Dieselbe Magie, die ich heute Abend gesehen habe? Haben sich all diese Dinge, die du einst tun konntest, in etwas Neues verwandelt?
    In etwas, das sogar eine Kugel aufhalten konnte. Miri schloss die Augen. Es war verrückt, schlicht und einfach verrückt. Sie hatte den Verstand verloren, obwohl sie vollkommen vernünftig war; dieser Zufall, dass er hier aufgetaucht war ... das war einfach zu viel gewesen. Sie hätte ihn beinahe gefragt, machte schon den Mund auf, um ihn mit Fragen zu bombardieren, aber im letzten Augenblick hielt sie dann doch inne. Sie hatte Angst vor dem, was er antworten würde. Vielleicht auch vor dem, was er ihr nicht sagte.
    Es ist eine Verschwörung; Männer brechen in mein Zimmer ein, Männer stehen von den Toten auf, Männer, die nicht tot bleiben ...
    Und doch saß sie hier, neben einem Mann, den sie zwanzig Jahre lang nicht gesehen hatte. Es war ein Mann, dem sie vielleicht nicht vertrauen konnte. Dieser Dean war nicht der Junge, den sie gekannt und geliebt hatte. Nicht dieser fremde Mann hier neben ihr, der eine Waffe trug, aus dem Nichts auftauchte und diese Waffe schwang und ... sie rettete. Das war einfach sonderbar. Sonderbar und furchteinflößend.
    Zu spät, sagte sie sich. Jetzt kannst du nicht mehr weglaufen. Außerdem, wenn er immer noch diese Tricks mit seinem Verstand beherrscht, dann brauchst du ihn. Du musst Owen finden.
    Und wenn Dean sich weigerte, ihr zu helfen? Er hatte ganz schön lange gebraucht, um sie aufzuspüren.
    Er hat dir gesagt, dass es ein Zufall war; also hat er dich für tot gehalten.
    Hoffentlich. Wenn es nur so wäre.
    Das Taxi hielt in einer Seitenstraße in der Nähe der archäologischen Fakultät. Dean zahlte. Als Miri ausstieg, wehte ein Windhauch über sie hinweg, aber das Atmen fiel ihr deshalb trotzdem nicht leichter. Sie sah ein paar Mädchen, die Händchen haltend über den Bürgersteig gingen. Sie trugen Arztmasken über dem Mund und der Nase. Eine gute Idee. Die Luft war heiß und stickig, man konnte den Smog fast schmecken. Eine Zumutung für die Lungen.
    Dean trat neben Miri. Die Mädchen näherten sich ihnen, starrten sie an und steckten die Köpfe zusammen. Ihre Augen verengten sich.
    »Wohin jetzt?«, wollte er wissen. Die Mädchen gingen an ihnen vorbei, starrten sie immer noch an, und Miri hörte, wie eine »Shuai ge« sagte: He, schöner Bruder.
    Dean hörte es auch und sah sie an. »Xie-xie.«
    Sie kicherten und gingen hüftschwenkend weiter, immer noch Hand in Hand. Miri sah Dean an. Er wirkte viel zu unschuldig.
    »Was ist?«, fragte er schließlich. »Wenn Mädchen zu einem Mann sagen, dass er ein heißer Typ ist, muss er sich zumindest bedanken.«
    Miri kniff die Augen zusammen. »Wir gehen zur archäologischen Fakultät«, antwortete sie. »Wenn Robert die Wahrheit gesagt hat, muss Owen dort entführt worden sein. Vielleicht ist er sogar noch in der Nähe. Wir könnten ihn finden.«
    »Und

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