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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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wenn es ihn umbrachte.
    Was hoffentlich nicht geschah.
    »Wie hast du mich gefunden?«, keuchte Miri. Er hörte den Rest der Frage, den sie nicht ausgesprochen hatte. Wie hast du mich nach all der Zeit gefunden?
    »Zufall«, erwiderte er. »Es ist alles ziemlich kompliziert. «
    »Kann ich mir denken. Ich glaube es immer noch nicht. Und ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann.«
    »Du vertraust mir. Sonst würdest du nicht neben mir herlaufen.«
    »Das ist reiner Selbsterhaltungstrieb. Bild dir darauf bloß nichts ein.«
    »Zu spät, Baby.« Ihm fiel wieder ein, dass er ja ebenfalls ein Zimmer in diesem Hotel hatte. Allerdings lag es bereits mehrere Stockwerke über ihnen. Er konnte Miri dort verstecken, da war sie in Sicherheit, bis er im Hauptquartier angerufen und herausgefunden hatte, was zum Teufel er jetzt tun sollte.
    Aber dieser Mann kannte deinen Namen. Und er wusste von Dirk & Steele. Glaubst du wirklich, dass es hier noch irgendwo einen sicheren Ort gibt?
    Es war ein hohes Risiko, das er auf keinen Fall eingehen würde. Raus aus dem Hotel, das schrien ihm seine Instinkte zu. Schaff Miri weit weg! Immerhin hatte er noch andere Möglichkeiten. Nur hatte er sie schon sehr, sehr lange nicht mehr benutzt.
    »Du hast gesagt, dass noch weitere Männer nach mir suchen?«, stieß Miri schwer atmend hervor.
    »Im Foyer. Offenbar handelt es sich um eine ganze Organisation. «
    »Gibt es noch einen anderen Ausgang aus dem Hotel?«
    »Die Tiefgarage«, erwiderte Dean. Er hätte gern mehr gesagt, aber irgendwie kamen ihm Worte billig vor, unangemessen. Stattdessen begnügte er sich mit verstohlenen Blicken - und begegnete denen von Miri.
    Niemand verfolgte sie. Sie rannten bis zur Tiefgarage hinunter, deren Beleuchtung wie in allen Tiefgaragen geradezu ideal für einen mörderischen Hinterhalt war. Bemalte Betonwände und stickige, feuchte Luft. Sicherheitsleute lungerten in ihren leuchtenden orangefarbenen Westen in der Garage herum, auf Stühlen, die dort weiträumig verteilt waren. Dean fiel ihnen offensichtlich auf. Aber sie waren alle alt, rauchten und tranken aus hohen, schmalen Dosen Mangosaft, während sie Dean und Miri missbilligend nachsahen: wie Eltern, deren Kinder sich zu ihrer ersten Verabredung trafen.
    Sie befanden sich auf der obersten Parkebene. Von hier aus war die Straße leicht zu erreichen. Sie rannten hinaus, atemlos und verschwitzt, und tauchten auf der Rückseite des Hotels auf, weit entfernt von den Glastüren und den glitzernden Lichtern des Far-Eastern-Einkaufszentrums. Ein alter Mann spazierte mit einem winzigen weißen Hund an der Leine an ihnen vorbei. Miri hätte ihn fast umgerannt, als sie auf die Straße lief und einem Taxi winkte.
    »Warum habe ich das Gefühl, dass du bereits weißt, wohin wir fahren?« Dean sah hoch. War Koni irgendwo in der Nähe? Nichts. Es sei denn, er versteckte sich. Ein kleines gelbes Taxi scherte aus und hielt neben ihnen.
    »Ich weiß es eben«, gab Miri zurück. In ihrer Stimme schwang eine Herausforderung mit, eine Aufforderung. Aber Dean schluckte den Köder nicht. Es war überflüssig, denn er vertraute ihr.
    Sie sprangen in das Taxi, und im nächsten Augenblick waren sie unterwegs.

4
    Laut der Uhr im Armaturenbrett des Taxis war es fast Mitternacht, als sie die National Taiwan University erreichten. Der Fahrer fuhr über den Palm Boulevard, eine breite Avenue, die von großen, altmodischen Laternen erleuchtet und von noch größeren Königspalmen gesäumt wurde. Sie schlängelte sich über den Campus, der von lachenden und plaudernden Studentengruppen bevölkert war, die über die Straße oder die Bürgersteige flanierten.
    Es war ein so gewöhnliches Bild, so alltäglich. Miri hätte die jungen Frauen und Männer am liebsten angeschrien, gegen die Einfachheit und Sicherheit ihres Lebens gewütet.
    Alles ist relativ, dachte sie. Owen. Owen, halt durch. Wo auch immer du bist, ich komme dir zu Hilfe.
    Falls sie sich selbst helfen konnte, was allerdings im Augenblick eher unwahrscheinlich war. Ihr Herz schmerzte, und unter ihrer Haut rumorte es, als würde sie gleich schreiend aus ebendieser Haut fahren. Vielleicht war das eine verspätete Reaktion auf das, was passiert war. Ein Gung-Ho-Mädchen im Hotel, das zu einer Pfütze Adrenalin zusammenschmolz.
    Das Einzige, was sie zusammenhielt, war die Tatsache, dass Dean bei ihr war. Doch selbst dies war kompliziert. Wenn sie ihn ansah, fühlte sie sich wie das Opfer eines Aneurysmas oder irgendeiner anderen

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