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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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    »Du bist verletzt«, stieß sie hervor. Es war ein hässlicher Schnitt, der tief in seine Haut eingegraben war. Aber etwas daran kam ihr vertraut vor.
    »Das ist nicht schlimm«, antwortete er, aber sie hörte ihn kaum. Ihr Blick glitt zu der Kette, folgte ihr bis zu einem kleinen runden Anhänger, einem Medaillon ...
    Sie beugte sich vor, berührte es nicht, sondern betrachtete die vertraute Form, das schimmernde Gold. Er besaß es noch. Nach all den Jahren trug er das verdammte Ding immer noch!
    »Dean.« Mehr sagte sie nicht; es gab keine Worte, mit denen sie hätte erklären können, was es ihr bedeutete, dieses Medaillon an ihm zu sehen.
    Jetzt endlich berührte Dean sie, legte seine warmen Hände um ihre Handgelenke. Sie sah hoch, in seine Augen. Sie waren dunkel und sehr, sehr nah.
    Sie wollte schon zurücktreten, doch das ließ Dean nicht zu.
    »Erinnerst du dich?« Seine Stimme klang tief und rau. »Erinnerst du dich an diese Nacht? Ich wollte dir zeigen, wie man fährt, aber wir wurden von der breiten Rückbank des Autos abgelenkt, das meinem Onkel gehörte.«
    Miri erinnerte sich, o ja. Es sollte die beste Nacht ihres Lebens werden. Sie waren zum ersten Mal zusammen, nackt und bereit dazu, mehr als nur Umarmungen und Küsse zu wagen. Nämlich etwas Besonderes, wahnsinnig Schönes, wie all diese Bücher behaupteten.
    Vielleicht wäre es das auch gewesen ... wenn wir nicht von diesem Arschloch mit der Pistole unterbrochen worden wären.
    Peng, peng. Miri schloss die Augen. »Ich will nicht darüber sprechen, Dean.«
    Er ließ sie los. »Entschuldige.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Es gibt so vieles, woran wir uns erinnern können.« Sie holte tief Luft und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. Aber nur eine Sekunde lang. Dann glitt ihr Blick zu ihren Fingern, die sich in sein T-Shirt gekrallt hatten. Sie wusste nicht, warum sie das Hemd noch festhielt, und zwang sich zurückzutreten. Vor ihren Augen tanzten winzige Lichter, ihr Magen verkrampfte sich, und ihr Herz schien zu brennen.
    »Wir verschwenden Zeit«, sagte sie. »Ich muss meinem Freund helfen. Wenn du Angst hast, dass es gefährlich werden könnte, musst du mich nicht begleiten.«
    »Jetzt beleidigst du mich. Für was für eine Sorte Mann hältst du mich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Autsch«, erwiderte Dean. »Na gut, vielen Dank.«
    »Was hast du denn erwartet?«
    »Ein Kompliment hätte nicht schaden können. Mein Ego könnte ein paar Streicheleinheiten gebrauchen.«
    »Streichle es später«, murmelte sie. »Jetzt müssen wir gehen.«
    Eine Krähe schrie über ihnen. Der Vogel war nah, und sein Schrei klang laut und unerwartet. Miri zuckte zusammen. Dean runzelte die Stirn, packte ihre Hand und zog sie aus dem Licht.
    »Also gut. Bist du sicher, dass du das hier tun willst? Ich könnte allein hineingehen. Immerhin bin ich ein richtig böser Bursche. Und äußerst gefährlich.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Außerdem interessiert mich die Gefahr nicht. Ich muss das tun, Dean. Du weißt, wie es ist.« Wie es ist und war, sich im Interesse eines anderen für eine Sache zu engagieren. Denn wenn ein Freund in der Klemme steckte, dann kam man ihm zu Hilfe, oder man war kein Freund.
    »Regel Nummer eins«, sagte Dean, als könnte er ihre Gedanken lesen. Er grinste schief. »Aus dem Überlebensratgeber von Lee und Campbell. Ja, ich erinnere mich daran. Aber ich wusste nicht, dass Knochengräber so beliebt sind, außer vielleicht im Fernsehen. Du willst doch jetzt nicht Indiana Jones mit mir spielen, oder?«
    »Wenn es nur so wäre. Ich würde mich mit einer Peitsche und einem Filzhut wesentlich wohler fühlen.«
    »Wer täte das nicht?«, fragte Dean und setzte sich in Bewegung. Sie näherten sich dem Gebäude in einem Bogen, benutzten Sträucher und Büsche als Deckung und hielten sich im Schatten. Miri kannte den Grund, hätte es vermutlich genauso gemacht, wenn sie allein gewesen wäre, aber das langsame Tempo wirkte nervenzermürbend.
    Auf dem Gelände um das Gebäude herum war alles ruhig. Die wenigen Studenten, die in der Nähe vorbeigingen, wirkten von einem harten Arbeitstag erschöpft. Miri und Dean sahen keine Wachen, keine herumlungernden Verdächtigen, keine ungewöhnlichen Aktivitäten. Nur einmal bemerkte Miri aus dem Augenwinkel eine Bewegung, etwas Großes, Schnelles. Sie ging langsamer und sah genauer hin.
    Der Schatten war eine Gestalt aus Fleisch und Blut. Ein großer, kräftiger Mann, ganz in Schwarz

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