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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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noch unbekannt. Aber gewiss mochten sie nicht ehrenwert sein. So viel Glück hatte er nicht.
    Und jetzt das. Er war sich Miris Präsenz schmerzlich bewusst und drehte sich zu ihr um. Sie erwiderte seinen Blick, hob die Brauen — und so sah er die Frage auf ihrer Miene, vollkommen unmissverständlich: Was zum Teufel ist hier los?
    Er hätte es ihr so gern erklärt. Er wünschte sich, dass viele Dinge anders lägen.
    Dean wandte sich wieder an Robert. »Wer hat Sie engagiert? Es war nicht das Konsortium, hab ich recht?«
    »Das Konsortium?« Er klang aufrichtig verblüfft. »Für diese Organisation würde ich niemals arbeiten. Ich habe gewisse Prinzipien.«
    Dean kommentierte seine Antwort mit einem Knurren. Die Agenten von Dirk & Steele schienen wirklich so ahnungslos wie Babys zu sein. »Für wen dann?«
    Robert antwortete nicht. Die Kugel wurde aus seiner Schulter gequetscht und rollte auf den Boden. Miri keuchte erstickt und trat einen Schritt zurück.
    Prioritäten, ermahnte sich Dean, während er auf das verformte Stück Blei starrte. Vergiss deine Fragen. Du musst Miri hier wegschaffen. Und zwar sofort.
    Er beugte sich vor. »Also gut. Dann sagen Sie mir eben nicht, wer Ihre Rechnungen bezahlt. Aber wenn Sie Miri weiter verfolgen, dann bringe ich zu Ende, was wir hier angefangen haben. Es kümmert mich nicht, wie viele Kugeln ich dafür brauche. Und es interessiert mich auch nicht, was ich dafür tun muss.«
    »Sie haben gar nicht genug Kugeln, um das zu schaffen«, erwiderte Robert. »Und Sie haben nicht genug Leben in Ihrem Leib, um sie vor mir zu schützen. Ich habe einen Auftrag auszuführen. Sie haben keine Ahnung, was das bedeutet.«
    »Das betrachte ich nicht als besonders schwerwiegendes Problem.« Dean ging langsam zurück und dirigierte Miri zur Tür. Sie widersetzte sich nicht, sondern schnappte sich nur ihre Handtasche. Dann öffnete sie die Tür einen Spalt, lauschte und schlüpfte nach einem Moment aus dem Zimmer. Dean schaltete das Licht im Zimmer aus und folgte ihr. Robert verschwand in der Dunkelheit. Er protestierte nicht und rührte sich auch nicht. Aber in seinem Schweigen lag ein Versprechen.
    Im Flur war es sehr ruhig. Was Dean überhaupt nicht gefiel. »Eigentlich sollten mehr Menschen hier sein. Wir haben schließlich herumgeballert, verdammt!«
    »Robert hat mir gesagt, dieses Stockwerk sei verlassen«, erwiderte Miri. »Sein Arbeitgeber habe alle Räume gemietet. Er meinte, niemand könnte mich hören, wenn ich schreien würde.«
    Dean hätte selbst gern herumgebrüllt, aber in diesem Augenblick klingelten die Aufzüge. Sie lagen hinter einer Ecke des Flurs, also außer Sicht. Es war so leise in dem Gang, dass sie sogar die Geräusche von weichen Sohlen auf dem Marmor hören konnten. Nur das, kein hallendes Klicken von hohen Absätzen; dann verstummten auch diese Geräusche, als die Sohlen auf den Teppich traten. Es herrschte bedrohliche Stille.
    Die im nächsten Moment von Stimmen unterbrochen wurde: von Männerstimmen. Sie waren zu leise, als dass sie die Worte hätten verstehen können, aber Dean hörte das Klicken, als eine Waffe durchgeladen wurde, das Klacken eines Schlosses und das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Diese Kerle haben einen Schlüssel, einen Scheißgeneralschlüssel! Er packte Miris Hand und zerrte sie mit sich. Sie zögerte nicht, protestierte nicht und stellte auch keine Fragen. Sie hatte wieder Farbe im Gesicht, ihr Blick war konzentriert und entschlossen.
    Sie betraten das Treppenhaus am Ende des Flurs. Dean schloss lautlos die schwere Tür hinter sich und deutete nach unten. Zuerst gingen sie leise die Stufen hinab, aber nach zwei Treppenfluchten riskierten sie gebrochene Knochen, verrenkte Knöchel und einen Herzinfarkt, so sehr rasten sie die Treppe hinunter. Einmal fing Dean Miris Blick auf; es war wie damals, als sie Kinder waren, und sie rannten, als hätten sie den Wind im Blut, wenn etwas Schlimmes sie verfolgte: Rowdys, Schläger, sein Onkel.
    Vorsicht. Du kennst sie nicht mehr. Ebenso wenig, wie sie dich kennt. Sie hat ein anderes Leben, zu dem du nicht mehr gehörst.
    Möglich. Nein, sogar wahrscheinlich. Trotzdem, da lief ein Wunder neben ihm her, und er konnte es zumindest riskieren, einige Möglichkeiten abzuklopfen. Jetzt war alles möglich. Er musste es nur festhalten, mit Zähnen und Klauen festhalten. Scheiß auf alles andere. Er musste herausfinden, was genau hier vor sich ging, und das Problem lösen. Und sich um Miri kümmern, selbst

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