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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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und ihr Blut pulsierte heiß und süß durch ihre Adern.
    Er wollte sie nicht loslassen, aber als er es dann doch tat, lehnte sie sich an ihn und seufzte leise an seiner Wange. Ihr Körper war weich und heiß, verschwitzt von der Nacht.
    »Geh duschen«, flüsterte er. »Geh duschen, Bao bei.«
    Sie ging. Dean sah ihr nach, folgte ihr aber nicht.
    Als das Wasser in der Dusche lief, wandte sich Dean dem Wohnzimmer zu, machte es sich darin gemütlich und rief Roland Dirk an. Sein Boss nahm nach dem ersten Klingeln ab und begrüßte ihn mit dem gewohnten Charme eines Hellsehers. »Du siehst wirklich scheiße aus, Dean.«
    »Das liegt daran, dass ich bis zum Kinn drinstecke und von Elefanten umringt bin, die mit Laxativa abgefüllt wurden. Sie brauchen eine Bombe, um mich auszugraben.«
    »Reine Poesie, du kleiner Verräter. Die Alarmglocke hat längst geklingelt. Die Sicherheitsverbindung. Du hast geplaudert.«
    Die Verbindung, das war Rolands telepathische Erfindung. Allen Agenten wurden Sperren im Verstand eingerichtet, wenn sie sich Dirk & Steele anschlossen, ein mentaler Block, der die wichtigsten Geheimnisse der Agentur schützte. Sollte ein Agent diese Geheimnisse ausplaudern oder sich ihnen auch nur nähern, löste dies einen Impuls aus, der wie ein Stich durch Rolands Gehirn fuhr. Er wusste sofort, wer redete und wie viel, und ob er einen Tritt in den Hintern verdient hatte oder noch Schlimmeres. Soweit Dean wusste, hatte noch nie jemand Letzteres abbekommen, und er hatte auch keine genaue Vorstellung davon, was in einem solchen Fall passierte. Aber er hoffte sehr, dass er das niemals am eigenen Leib erfahren würde.
    Und auch nicht durch andere, dachte er. Niemand hat die Agentur bisher absichtlich verraten, aber manchmal passiert ein Missgeschick. Und niemand kann einen Charakter hundertprozentig einschätzen.
    »Miri ist absolut zuverlässig«, erwiderte Dean. »Das verspreche ich Ihnen. Ich kenne sie seit meinem achten Lebensjahr.«
    »Keine Frau ist zuverlässig«, antwortete Roland. »Vertrauen Sie meiner Erfahrung.«
    »Diese Frau schon.« Deans Tonfall duldete keinen Widerspruch, auch nicht von seinem Boss. Und so ließ Roland es diesmal auf sich beruhen.
    »Also, was soll der Wirbel?«, fragte er stattdessen. »Woher kommt dieser ganze Mist?«
    Dean erzählte es ihm. Er versuchte sich kurzzufassen, benutzte Wörter wie »Feuer« und »Verschwörung« und »großer, durchgeknallter Gestaltwandler«. Außerdem berichtete er Roland auch von Miri, Robert und Kevin. Und von dem roten Jadestein.
    »Sie sind beide ziemlich am Arsch«, resümierte Roland. »Und zwar ganz ernsthaft. Ich werde sofort Ihre Beisetzung vorbereiten.«
    »Ich wünsch mir aber einen fröhlichen Boss. Wo bleibt die Aufmunterung?«
    »Die liegt neben Pollyanna in meinem Garten begraben. Wo Sie auch landen werden, wenn Sie Ihre Karten nicht richtig ausspielen.«
    »Es geht letztlich alles um diese Jade.« Dean warf einen Blick auf Miris schwarze Handtasche. »Ich habe keine Ahnung, wie oder wann dieses Chaos angefangen hat, und ich weiß auch nicht, wer da mitmischt. Aber nach dem, was Artur passiert ist, hege ich einen gewissen Verdacht. Was mich ziemlich beunruhigt, ehrlich gesagt. Und dieser Kerl, der Kugeln zum Frühstück verschluckt? Der engagiert wurde, um nach der Jade zu suchen? Ich schwöre Ihnen, er war wie Hari, als der noch unter dem Fluch des Magiers stand. Das ist doch nicht mehr möglich, hab ich recht? Ich dachte, Hari wäre der Einzige gewesen, den man nicht umbringen konnte. Und selbst diesen Fluch hat Dela gebrochen.«
    Roland sagte nichts, was äußerst ungewöhnlich schien. Das war so, als würde es stinkenden Urin regnen, als würden Opernsänger jodeln und Hunde beten. Dean beschlich eine üble Vorahnung. Eine ganz üble Vorahnung.
    »Roland?«, fragte er gedehnt. »Wissen Sie etwas, das ich nicht weiß?«
    »Nein«, erwiderte sein Boss. »Und genau das ist das Problem.«
    Dem konnte Dean nur zustimmen. Dirk & Steele unterhielten Kontakte in die ganze Welt, verfügten überall über Quellen, die das Auftauchen selbst der geringsten paranormalen Aktivitäten melden sollten. Neben den Büros in New York und Kalifornien wirkte der Keller aus Akte X wie ein Kindergarten. Aber selbst mit all ihren Quellen und dem ganzen Geld, das in die Forschung floss, war es immer noch ein Schock, wenn Gestaltwandler entdeckt wurden. Und Arturs Entführung war noch viel schlimmer gewesen.
    »Könnte das Konsortium dahinterstecken?«

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