Geliebte des Feuers
an.
»Was ist passiert?« Selbst das Sprechen tat weh. Sein Kopf schien abzusterben.
»Das musst du uns sagen«, mischte sich Koni ein. Es klang, als stünde der Gestaltwandler auf der anderen Seite des Zimmers. Dean hörte, wie Türen geöffnet wurden, vielleicht die des Schranks. Dann raschelte Stoff. Koni stand vermutlich splitternackt vor Miri.
Trotz der Schmerzen nahm Dean die Hände von den Augen und öffnete sie einen Spalt. Sein Blick fiel zuerst auf Miri. Ihre Miene war so besorgt, dass Dean für einen Augenblick seine Schmerzen vergaß und davon überzeugt war, ewig zu leben. Dann sah er an ihr vorbei. Koni betrachtete gerade Deans Hosen.
»Mein Gott!«, stöhnte Dean. »Geh weg. Ich will deinen Hintern nicht sehen. Mir tut auch so schon alles weh.«
»Spekuliere ja nicht auf mein Mitgefühl«, konterte Koni. »Du hast noch wesentlich Schlimmeres verdient. Meine Füße werden nie wieder so sein wie früher ... sie stinken ebenso wie dein Magen.«
»Jetzt reicht’s aber, Mann, also nimm dich mal etwas zusammen! Und da wir gerade dabei sind, zieh dir gefälligst eine Hose an. Du stehst vor einer Lady.«
»Deine >Lady< hat einen echt fiesen linken Haken«, knurrte Koni und betastete seine Nase.
»Was haben Sie denn erwartet?«, erkundigte sich Miri. »Ich kam aus der Dusche, Dean lag auf dem Boden, und Sie standen über ihm. Splitternackt. Sie können von Glück reden, dass ich nur meine Fäuste dabeihatte.«
»Und was hat dich abgehalten, ihm noch andere Körperteile zu Brei zu schlagen?«, knurrte Dean.
»Dass ich mich nicht gewehrt habe.« Koni zog eine Hose an.
»Und außerdem war er nackt und unzüchtig«, setzte Miri hinzu. »Auch ich habe gewisse Grenzen.«
Koni runzelte die Stirn und schnappte sich ein T-Shirt. »Ich wäre gar nicht reingekommen, aber angesichts dessen, was heute Nacht passiert ist, hielt ich eine kurze Beratung für sinnvoll. Wenn ich noch länger gewartet hätte, wärst du vielleicht draufgegangen.«
»Wie umsichtig«, erwiderte Dean. »Du Optimist.«
»He«, meinte Miri. »Woher wissen Sie eigentlich, was heute Nacht passiert ist? Ich kann mich nicht erinnern, Sie gesehen zu haben.«
»Ich komme weit rum«, antwortete Koni nach kurzem Zögern. »Ich sehe so einiges.«
»Sie sind uns also gefolgt«, folgerte Miri verdächtig sachlich. »Nackt!«
»Ich war schon bekleidet«, protestierte Koni. Das war eine unverfrorene Lüge, an der Dean ermessen konnte, wie verzweifelt der Gestaltwandler sein musste, dem Miri nun ein kühles Lächeln zuwarf. Es signalisierte die reine Gefahr. Dean hätte fast gerufen: Lauf weg! Doch er war ja auf Miris Seite.
»Das ist schon okay«, meinte Miri schließlich täuschend sanft. »Wirklich. Ich scheine heute Abend merkwürdige Leute nur so anzuziehen. Obwohl Sie der Erste sind, dessen Augen geglüht haben.«
»Meine Augen glühen nicht«, widersprach Koni.
»Und ob sie geglüht haben, nämlich als ich Ihnen die Nase gebrochen habe.«
Game over. Eine Ader auf Konis Stirn pochte. Dean versuchte die Spannung im Raum zu lindern. »Er war nicht ganz nackt«, platzte er heraus. »Vermutlich baumelte der Lufterfrischer, mit dem du nach ihm geworfen hast, um seine unanständige Blöße.«
»Wie bitte?« Miri sah Dean an, als wäre er verrückt geworden.
»Das ist mein Partner. Ich habe ihn vorhin schon mal erwähnt. Er ist ein Gestaltwandler, Baby. Pendelt zwischen Mensch und Krähe.«
»Ich ...« Miri rang nach Worten. »Ich dachte, du hättest einen Witz gemacht.«
Koni stand vollkommen regungslos da, wie eine Statue, ohne zu atmen, und einen Augenblick lang empfand Dean so etwas wie Mitgefühl für ihn. Koni kannte Miri nicht, er wusste nicht, dass man ihr vollkommen vertrauen konnte.
»Miss«, sagte Koni leise. »Würden Sie uns bitte eine Minute allein lassen?«
Fast hätte sie widersprochen, aber als Dean sie ansah, mit seinem Blick anflehte, sog sie scharf den Atem ein, stand auf und ging hinaus. Dabei schwenkte sie ganz entzückend ihre Hüften unter dem Bademantel.
Als sie weg war und die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, drehte sich Koni um. »Ich bringe dich um.«
»Da bist du nicht der Erste. Und, hör zu, lass das Grübeln. Diese Frau ist heute durch die Hölle gegangen, aber sie lässt sich nicht unterkriegen. Außerdem kennt sie meine Fähigkeiten. Sie war dabei, als ich meine ersten Visionen hatte. Sie hat mir geholfen, sie zu kontrollieren, und hat niemals irgendjemandem ein Wort davon verraten.
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